Ein paar Gedanken zu diesem Video
- Wir unterscheiden im 8PWC zwischen Spiel-Sparring und KO-Sparring. Im Spiel-Sparring geht es wie im freien Chi Sau / Lat Sau darum, unter kontrollierten Bedingungen zu experimentieren und Risiken einzugehen, um die eigenen Grenzen im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Trainingspartner auszuloten. Da kann es für den Fortgeschrittenen durchaus interessant sein, auf gewisse Vorteile (wie eben stabilere Struktur) freiwillig zu verzichten und zu sehen wie er dann noch klar kommt. Während wir in einem echten Kampf schon früh tief in die gegnerische Verteidigung eindringen, um den Kampf schnellstmöglich zu beenden, vermeiden wir dies im Spiel-Sparring und ziehen den "Kampf" absichtlich in die Länge. Wir lernen die Rosinen aus dem Kuchen zu picken, anstatt schon bei der erstbesten Gelegenheit (die eine Falle sein könnte) in den Gegner reinzugehen.
- Bei einem körperlich weit überlegenen Gegner, der auch etwas kann (aber auch bei schlechten Bodenverhältnissen oder Schuhwerk), nützt auch ein guter Stand nur bedingt - der Gegner wird Dich trotzdem bewegen und nicht Du ihn. Das heißt, trotz allem Training kann man in einer echten Auseinandersetzung dennoch in ungünstige Situationen und Positionen geraten (wie zum Beispiel Rückwärtsgang mit hohen Schultern und Hohlkreuz). Dann ist man gut beraten eine Recover-Möglichkeit geübt zu haben. Ein zu tiefer Stand würde das Problem nicht lösen, da man unflexibel wird.
- KO Treffer sind auch ohne Bodenunterstützung möglich, wenn auch stark eingeschränkt. Viele typische KO Ziele fallen weg. Die flache Hand auf's Ohr und der Schlag mit dem Unterarm gegen die Halsseite büßen aber nicht viel an Effektivität ein. Und nicht jeder Schlag kann und muss ein KO Schlag sein, der erste Treffer wird das sowieso selten bewirken (zumindest nicht bei einem erfahrenen Gegner). Ein leichter Treffer verschafft aber oft dem Gegner die Irritation und mir die Zeit in die Position für einen guten KO Treffer zu gelangen (oder um davonzulaufen).
- Das Video zeigt Ausschnitte aus meinem ganz normalen Unterricht. Bei den gezeigten leichten Spiel-Sparring Sequenzen ging es mir vordringlich darum, die Schüler zum freien Bewegen zu animieren, ihnen dabei aber zugleich Deckungslücken aufzuzeigen, vor allem über die Außenbahn, welche im wing chun oft vernachlässigt wird. Damit ich aber über die Außenbahn ins Ziel gelangen kann mit meinen kurzen Stummelarmen, muß ich mich zwangsläufig groß machen