In den Videos hier ist der Gegner sehr eingeschränkt in seinen Bewegungsmöglichkeiten; die "Distanz" ist durch die Position am Boden praktisch statisch. Dadurch sind solche "Arm-Schach"-Aktionen wie das gezeigte Umgehen per Huen-Sao möglich. Im Stand ist das manchmal zwar auch in gewissem Rahmen der Fall, nämlich wenn Griffe ins Spiel kommen (selbst dann nur partiell, weil Griffe selbst auch typische Chi-Sao-Muster unterbinden können), aber so wird Chi-Sao ja typischerweise gerade nicht geübt. Wenn der andere sich darauf einlässt, kann man natürlich seine Chi-Sao-Skills und -Aktionen immer zur Geltung bringen; das ist vor allem gegen andere Wing Chun-Leute und Untrainierte der Fall. Wenn jemand dieses Spiel nicht spielen will, kann er es aber meist ganz gut auskontern. Ich erinnere mich an das Video von dem MMA-Kampf eines VT-Übenden, dessen Coach rief, er solle Pak-Sao machen - er machte das und kassierte einen Schwinger (was total absehbar war). Ich meine, das ganze wiederholte sich sogar mehrfach. Das lag nicht bloß an einem persönlichen Defizit von ihm, sondern hat systematische Ursachen. Sowas wird gegen gute Leute oft passieren, weil zu viel Bewegungsfreiheit des Gegners gegeben ist. Man versucht im Wing Chun zwar natürlich schon, den Gegner so stark unter Druck zu setzen, dass ihm dieser Freiraum genommen wird (also durch das vorwärts Drängen er die Distanz nicht so variieren kann), doch nicht nur ist das gegen Nicht-Laien reichlich schwierig, sondern man kann bei dem Versuch, in dieses "Spiel" zu gelangen zusätzlich auch noch leicht unterlaufen werden (Takedown).
Daher ist "Arm-Schach" insgesamt sicher nicht nutzlos, aber gerade im Wing Chun in ein strategisches Vorgehen eingebettet, dass insgesamt eher schwierig zur Geltung zu bringen ist, gerade im Wettkampf-Bereich. Daher bleibt die gängige Kritik berechtigt.
Und um gewissen Kandidaten aus dem VT die Mühe zu ersparen, sei gleich vorweg genommen: Einige VTler sind der Ansicht, dass ich keine Ahnung habe. Müsst ihr also nicht extra nochmal posten.