Zitat von
Münsterländer
Das stimmt, es [Bewegen mit Hilfe von Bildern] steht nicht expressis verbis da.
Hat mir das Verständnis zunächst auch ein wenig erschwert. Liegt aber nur daran, dass die Artikelersteller diesen speziellen Terminus nicht benutzen.
Da Du hier impliziert, dass das Bewegen mit Bildern implizit behandelt wird: Magst Du hier mittels Zitaten verdeutlichen, wo auf die Bilderarbeit Bezug genommen wird und die entsprechenden Stellen für uns "übersetzen" bzw. Deine Deutung verdeutlichen?
(Schließlich kennst Du ja, im Gegensatz zu vielen hier, ja diese Bilderarbeit explizit aus erster Hand, während die im KKB zwar häufig erwähnt, aber nicht ausgeführt wird)
Von geistigen Bildern (Images) in engerem Sinn ist in dem Artikel ja durchaus explizit die Rede, allerdings in Zusammenhang mit Mindwandering und Ablenkung von dem eigentlichen Objekt der Aufmerksamkeit:
"When attentional focus on the intended object wavers, there is an increased susceptibility to mind-wandering, and attention may be high-jacked by task-unrelated thoughts (TUTs). TUTs increase engagement with internal experience (including thoughts, images, memories) and reduce processing of external environmental events"
[...]
"Mind-wandering occurs: (i) when distractibility is high and it is hard to keep the focus of attention and (ii) when in a more relaxed state, stimuli from the outside world become dimmed and the mind is carried away by thoughts, images, and dream-like states, leading to torpor."
Die Autoren erwähnen auch die Strategie für Menschen, die Probleme mit Stimmenhören oder auftauchenden Bildern haben, in diesem Fall die Aufmerksamkeit bewusst auf die Körperwahrnehmung zu richten:
"This allows a detailed description of bodily sensations and movement processes alongside guidance that helps participants to see it is possible to hear a voice or experience an image, and without denying or fighting it, gently moving their attention to the body and returning to the present moment.
[...]
A specific difference between this training for these patients in a mental health setting and what might occur in a “community” contemplative movement class, is the acknowledgment within the guidance of the mental experience of these participants (rapid thoughts, high arousal/anxiety, disorganized thinking, and distressing imagery or voices).
Developing this type of strategy to work with positive symptoms like auditory hallucinations has been suggested as a key intervention (Shergill et al., 1998). For example, saying “noticing if the mind is distracted by internal dialog, voices, or imagery and without judging that experience, trying your best to come back to the sensation of the movement of the shoulder blade, noticing the speed, the effort, any places of tightness or ease.
This instruction is much more detailed in comparison to a more traditional guidance, which might say invite participants to “just notice the mind-wandering and bring it back to the body.”
Also: Menschen, die Probleme mit dem Auftauchen von stressigen (inneren) Bildern haben, kann es helfen, wenn die in solchen Situationen sich auf Körperwahrnehmung konzentrieren, um die Aufmerksamkeit von diesen Bildern abzuziehen.
Man vergleiche die entsprechende und IMO durchaus nachvollziehbare Frage von Nick-Nick:
Zitat von
Nick_Nick
Was mich interessieren würde in dem Zusammenhang (kann bloß nicht aufgelöst werden), ob mit dem Bewegen mit Hilfe von Bildern – wie in deiner Kampfkunst - die psychischen Krankheiten behandelt werden könnten. Rein intuitiv erscheint es genau kontraproduktiv. Und auch in der Studie scheint es doch genau um das Gegenteil zu gehen, nämlich überflüssige Gedanken auszuschalten.
Wenn sich ein Schizophreniekranker vorstellen soll, dass sich in den Armen Helium befindet und dadurch diese sich heben (wie in dem Bild von Jadetiger) ... weiß nicht, ob das dem hilft.
mir scheint, darauf ist einzig discipula eingegangen:
Zitat von
discipula
Wenn ein Mensch sowieso schon ein Problem hat mit mangelndem Realitätsbezug und zum Aufbau von Fantasiewelten, losgelöst von realen Sachverhalten, neigt, scheint mir ein starker Fokus auf Bilder auch eher ungünstig.
ein Ansatz, der sich auf das möglichst genaue und deutliche Wahrnehmen körperlicher Empfindungen stützt, scheint mir da vielversprechender. Gern auch unter Last, damit die Empfindungen auch wirklich deutlich sind. Wo es erst mal schlicht um das Feststellen körperlicher Sachverhalte geht.
Da hätte ich z.B. eine Antwort in diesem Stil erwartet (ohne Anspruch auf Richtigkeit des Inhaltes):
"Ja, das klingt auf den ersten Blick einleuchtend, allerdings kann man unterscheiden, zwischen Bildern die unwillkürlich auftauchen und den Geist vom Geschehen abziehen und solchen, die man bewusst erzeugt und geeignet sind, die Aufmerksamkeit auf ein gewünschtes Objekt zu erhalten."
Sollte nun "Bewegen mit Hilfe von Bildern" tatsächlich die reine Aufmerksamkeit auf die Bewegung mit einschließen, wäre eine solche sachliche Entgegnung denkbar:
"Bewegen mit Hilfe von Bildern meint nicht, dass man sich in Phantasiewelten verliert, sondern schließt z.B. auch die reine Wahrnehmung der Körperrückmeldungen und eine gezielte Bewegungsteuerung mit ein.
Tatsächlich ist ja der menschliche Körper im Gehirn in den sensorischen und motorischen Rindenfeldern abgebildet"
Dann wäre allerdings jegliche Bewegung Bewegung mit Bildern, wie von cam67 angeregt....
@kanken:
Die Frage von Nick-Nick ist nun nach meinem Eindruck leider irgendwie untergegangen, daher explizit die Wiederholung:
Ist es bei der Arbeit mit Menschen, die Probleme mit auftauchenden Bildern haben (der Laie denkt da an Psychosen) sinnvoll und hilfreich, sich Dinge vorzustellen, die nicht der Realität entsprechen, wie z.B. die Heliumarme?
Gibt es entsprechende Studien, die den Effekt von derartiger Bilderarbeit bei solchen Störungen in Vergleich setzen mit reiner Körperwahrnehmung / -Steuerung?
Es ist ja durchaus möglich, dass der eine oder andere hier mit solchen Menschen im Trainingskontext konfrontiert ist und der sollte auch über Kontraindikationen bestimmter Ansätze Bescheid wissen.
(Hervorhebungen in Zitaten von mir)