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Thema: Vergewaltigung im BJJ

  1. #31
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    Zitat Zitat von Narexis Beitrag anzeigen

    Da unterscheiden sich unserer Erfahrungen einfach und im Zweifel sind Deine da weit aussagekräftiger und ausschlaggebender. Mit dem Vertrauen stimme ich Dir komplett zu, das habe ich (in diesem Ausmaß) auch nur im BJJ kennengelernt - andererseits wurde es bereits in meiner kurzen Zeit auch schon häufiger missbraucht oder war eine einseitige Geschichte. Ähnlich wie diese Fälle des (Vertrauens-)Missbrauchs würde ich auch die Vorfälle betrachten und habe auch dahingehend schon ähnliches Verhalten, den Umgang betreffend, - im Rahmen von Seminaren und (fremden) Open Mats - erlebt. Den Respekt, die Offenheit und auch den Umgang mit- und untereinander habe ich jedoch auch schon in diesem Ausmaß in genug anderen Bereichen und Sportarten erlebt - ich genieße ihn selbst sehr und es ist definitiv etwas sehr Positives. Doch auch unter all diesen Aspekten erschließt sich mir immer noch nicht die potentiell größere Gefährdung.
    Denn auch bei all dem Vertrauen (usw.) hörte das neben der Matte recht schnell auf. (Zusätzlich wird auch nicht mehr toleriert, als in jedem anderen Bereich (abseits des Sports).) Ich erinnere mich da beispielsweise an eine Open Mat auf der mehrere Globetrotter nach Unterkünften gesucht hatten und keiner der Breitensportler hat auch nur vorgeschlagen, sie bei sich aufzunehmen. Ähnlich erlebe ich das Vertrauen in anderen Bereichen, wenn es nichts mit dem Sport selbst zu tun hat. Auch im eigenen Team habe ich es nicht anders erlebt. Da hat beispielsweise im Rahmen eines Seminars (vor Beginn) ein Lilagurt seine (ca. 20) Teamkollegen gefragt, ob er sich von einem für einen halben Tag (Tag egal) das Auto leihen dürfte, um Kleidung in seine neue Wohnung zu transportieren, nach dem Seminar hat er dann draußen mit Sixt telefoniert... (Das Verhältnis zum Trainer ist natürlich noch mal was anderes, was es in dem Fall umso schlimmer macht. Andererseits würde ich (zumindest für meine) Trainer und BBs die Hand ins Feuer legen. Ich habe bei ihnen auch noch nie erlebt, dass sie sich überhaupt in Situationen begeben hätten, die derartiges Vorgehen überhaupt zulassen würden - das ist für mich auch die einzig sichere Vermeidung, denn auch ihnen kann ich nur vor den Kopf schauen.)
    Und genau hier habe ich halt andere Erfahrungen.
    Hier bei uns und bei uns im Team und bei den Leuten, mit denen ich trainiere, aber auch bei den Clubs, die ich hier kenne, funktioniert das.
    Mal davon abgesehen, dass es die Institution BJJ Globetrotters halt im BJJ gibt (schon das ist etwas besonderes, kenne ich aus keiner anderen Kampfkunst), bei den Clubs die ich kenne wird halt auch noch sehr viel außerhalb der Matte gemacht. Teilweise hat das was mit dem Sport zu tun (Events gemeinsam ansehen, Gäste übernachten lassen...etc.) teilweise gar nicht (soziale Events, "Auto ausborgen").

    Es mag bei Dir anders sein, aber - ich übertrag es einfach mal aus dem Stand - von den ca. 80 Sportlern, die ich gleichzeitig betreut habe, konnte ich evtl. über 15 „mehr“ sagen, als sie bei bloßem Smalltalk offenbaren würden und auch im BJJ „kenne“ ich den Kern nur oberflächlich, auch wenn man mal was Essen war nach dem Training usw. und den Großteil der Breiten- und Freizeitsportler noch weniger - wenn dann noch Alkohol dazukommt... (/e: 10 oder 20 Stunden stehen generell nur die wenigsten überhaupt auf der Matte und von denen höre (zumindest ich) auch nichts nebenher.) Ich kann mir offen gesprochen auch nicht vorstellen, dass das bei so vielen Trainierenden bei Dir (oder anderen BBs) anders aussehen soll.
    Tatsächlich tut es das. Und nicht nur bei mir im Team. Auch in anderen Teams die ich kenne. Spätestens ab Blau oder Lilagurt.

    3x1,5h sind so der Normalfall bzw. Durchschnitt, wenn ich schätzen müsste und nebenher besteht da - soweit ich es mitbekomme - auch kein großer Kontakt.)
    Das ist halt zum Teil bei uns anders. Natürlich gibt es auch bei uns viele, bei denen das so ist, aber bei einem größeren Teil hat man öfter und mehr Kontakt. Nicht nur mit Leuten aus meinem Team...

    Es kann natürlich an meinem subjektiven Empfinden liegen, aber in letzter Zeit kommt da schon gewaltig was ans Tageslicht, es wird so oft thematisiert, wie noch nie und es melden sich immer mehr Betroffene zu Wort, zeigen Missstände auf und nutzen sogar Plattformen - trotz des Umgangs vor Ort und das finde ich sehr gut, das ist mMn der richtige Weg, wenn diese Leute schon nicht zuhören/reagieren wollen.
    Wie gesagt, dass hat hier in diesem Fall nicht so gut geklappt. Die Verfasserin dieser Email hat nach nur einem Tag dieses Statement wieder aus den sozialen Medien genommen, ihr eigener Club hat sich eher von ihr als denn von dem (befreundeten) Coach/Täter distanziert (aufgrund der "Nestbeschmutzung").


    Budoromantik ist teilweise ein Witz dagegen und es wird sich alles schön geredet
    Genau das sehe ich auch. Mein Beitrag sollte zum Nachdenken anregen.

    Allerdings weiß ich auch nicht, was man dagegen unternehmen könnte und so wie ich Trainer kennengelernt habe, die nichts, was über den Sport hinausgeht, an Kontakt haben/halten wollen, kenne ich auch genug Sportler (auch im BJJ), die das genauso handhaben.
    Genau das ist mein Ansatz: hier sollte sich jeder für sich mal Gedanken machen. Egal ob Verletzung oder Missbrauch, man sollte sich dazu Gedanken machen, wie man selber damit umgeht und umgehen kann. Insbesondere unter dem Aspekt wie idealisiert sich die BJJ-Welt selber sieht.
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
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  2. #32
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    Die Wenigsten lassen jemand anderen in ihr Herz gucken. Im Zeitalter von FB und oberflächlichen Freundschaften hält man alles und jeden für „Freunde“.
    Echte Freunde würden um die halbe Welt fahren wenn du sie brauchst. Jederzeit, sofort, ohne zu fragen. Davon hat man nicht viele.

    Heutzutage denkt man „das ist mein Freund“, kennt den Gegenüber aber eigentlich gar nicht. So etwas rächt sich halt manchmal, denn nicht alle Menschen sind nett, auch wenn sie es nach außen hin gerne transportieren würden.
    Richtig „kennen“ tun die wenigsten wohl ihren Gegenüber. Daran besteht oft auch gar kein wirkliches Interesse.

  3. #33
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    Es geht hier doch aber gar nicht um "Freunde". Es geht mir um ein sehr merkwürdiges Gebilde aus Coach/Sportler Beziehung mit Sport, Privat, Hierarchie und Lifestyle Elementen und einem gewissen Selbstanspruch der häufig und gerne zitiert wird. Eine besondere Matrix durch die man seine Teammitglieder sieht. Und dem Hinterfragen dieser Beziehung.

    Aber vielleicht hast du auch Recht und es geht darum...im Zeitalter von Facebook-Freunden vergibt man das Prädikat "Freund" zu einfach, lässt Leute zu schnell und zu nah an sich ran. Oder meint, solche Signale zu empfangen und Grenzen zu überschreiten? Aber wer würde seine Freunde vergewaltigen?
    Geändert von jkdberlin (01-03-2018 um 08:39 Uhr)
    Frank Burczynski

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  4. #34
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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Oder meint, solche Signale zu empfangen und Grenzen zu überschreiten? Aber wer würde seine Freunde vergewaltigen?
    Exakt. Das würde hier jetzt zu weit führen, aber es gibt eben Menschen die anders ticken als die meisten...
    Solche Leute sehen halt Gelegenheiten und je nachdem in welchem Umfeld sie sozialisiert werden und sich heute bewegen sind sie mehr oder weniger gefährlich.
    Ich freue mich wenn es in der BJJ-Welt diese offene Kultur des Austausches gibt, aber einer dieser Menschen (die auch sehr gut manipulativ sein können) reicht aus damit es eine gefährliche Mischung ergibt.
    Ich bin nicht objektiv, da ich zu viele kranke und gefährliche Leute kenne und gesehen habe, aber ich überlege es mir immer seeehr gut wem ich was von mir preisgebe. Ich will gar nicht viele „Freunde“ haben. Ich will wenige „Gefährten“.

    Heutzutage sehen viele Menschen das anders, da sie sich eigentlich einsam fühlen und ihnen eine Gruppe halt gibt. Wenn jetzt aber Teile dieser Gruppe nur eine Maske tragen...
    Geändert von kanken (01-03-2018 um 08:58 Uhr)

  5. #35
    MasterKen Gast

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    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    Ein Machtverhältnis hast du immer wenn einer was von dem anderen will. Sei es jetzt Training oder eine Filmrolle. Das einzige was meiner Meinung hilft dass das keine Auswüchse wie in Hollywood annimmt ist, dass sich die Opfer eher an die zuständigen Behörden wenden müssen, damit die Täter aus dem Verkehr gezogen werden können. Wie man es den Opfern aber erleichtern kann eher mit den Behörden zu sprechen weiß ich nicht.
    Sorry mit Hollywood habe ich kein Mitleid, da beklagen sich Millionen schwere Frauen, die sich hochgeschlafen haben, darüber, das Sie sich hochgeschlafen haben.
    Das einzige was da passiert ist, das sich der machmissbrauch umgedreht hat, auf die Seite der Frauen. Den Herren ala Weinstein, geschieht das aber ercht.
    Ich habe kein Mitleid für beide Seiten.

    Das einzige was hilft ist, das Opfer eine Anzeige machen.
    Im Sport kann mann dann noch 4 Augen Prinzipien einführen um den Machtmissbrauch zu veringern.
    D.h. bei Prüfungen, Leistungsnachweisen, Lizenzen etc. müssen 2 Menschen, aus unterschiedlichen Dojos/Vereinen darüber Entscheiden.
    Damit kann man vielleicht ausschliesen, das ein "Weiterkommen" nur bei einer person möglich ist.
    Also Hirarchien aufbrechen.

  6. #36
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    Ah so, eine 18jährige Nachwuchsschauspielerin die zu einem Casting für einen Blockbuster in ein Hotel eingeladen wird "muss doch wissen" was da kommt, also hat sie ja praktisch zugestimmt und sieht das als "hochschlafen". Keine weiteren Fragen.

    P.S.: Ich kenne durchaus einen Fall eines deutschen Stars der auch in Hollywood Karriere gemacht hat, der das schon in der Schule angekündigt hat "sich einen Regisseur zu angeln", und genau das ist auch passiert. Das wird aber nicht der Standardfall sein, und nicht wenige Damen fanden das gar nicht lustig, dass es praktisch erwartet wurde die geile Sch****e die sie im Film darstellen sollten auch gefälligst privat zu geben.
    Geändert von Klaus (01-03-2018 um 10:08 Uhr)
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  7. #37
    MasterKen Gast

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    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Ah so, eine 18jährige Nachwuchsschauspielerin die zu einem Casting für einen Blockbuster in ein Hotel eingeladen wird "muss doch wissen" was da kommt, also hat sie ja praktisch zugestimmt und sieht das als "hochschlafen". Keine weiteren Fragen.
    Nein, man kann Nein sagen und gehen. Oder zustimmen und das Angebot annehmen, aber dan zu sagen die andere Seite ist unmoralisch, weil das Angebot zu hoch war, ist genau so umoralisch.
    Ich war schon bei Fragwürdighen Castings in Hotels. Ich habe schon nach dem ersten Shooting nein gesagt, bevor es in die anderen Räume ging.

    Achs os und ja, wenn die 18 Jährige Nachwuchsschauspielerin dann aus dem Grund Millionenschwer ist, braucht sie sich nach 25 Jahren danach nicht zu beschweren.

  8. #38
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    Man kann nein sagen und gehen wenn der Typ die Tür abschliesst und Jagd auf die Dame macht ? Oder sich auf die schmeisst und würgt ? Dann kann sie ja wohl einen BJJ-Kurs machen und den Typ per Reversal auschoken, easy ! Richtig ? Wir reden hier nicht von Anspielungen, Andeutungen, Angeboten oder Betätscheln.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  9. #39
    MasterKen Gast

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    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Man kann nein sagen und gehen wenn der Typ die Tür abschliesst und Jagd auf die Dame macht ?
    Ich hab über Hollywoodfälle geredet, in denen über dich ich gelesen habe kam das nicht vor.

    Das was du beschreibst ist eine Vergewaltigung.
    Das ist das Problem an der ganzen Debatte und Disskussion, sexueller Missbrauch, schwerer sexueller Misbrauch und Vergewaltigung ist doch alles das gleiche.

  10. #40
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    Zitat Zitat von MasterKen Beitrag anzeigen
    Im Sport kann mann dann noch 4 Augen Prinzipien einführen um den Machtmissbrauch zu veringern.
    Sollen dann immer zwei Trainer auf der Matte sein? Und wer davon ist der der die Richtung des Trainings und des Gyms vorgibt?
    Denn selbst wenn man beim BJJ flächendeckend Prüfungen mit einem mehrköpfigen Prüfungskomitee einführen würde, dann hätte der Trainer im Gym immer noch die Macht über die Trainingsgestaltung. Der Trainer kann entscheiden was er wem wann beibringt und was er als Gegenleistung verlangt. Und der Trainer kann auch seine Schützlinge so trainieren lassen dass sie durchfallen.
    “Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
    - Evolution

  11. #41
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    Dann musst du wohl über den Fall Weinstein gar nichts gelesen haben ausser der Schlagzeile. Ist aber auch nicht wirklich das Thema hier wieviel du über Vergewaltigungen und schwere Nötigungen im Musik- und Filmbusiness weisst.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  12. #42
    Gast Gast

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    Ab wann ist es den Freundschaft? Weil man zusammen Freude am trainieren hat? Eine freundschaftliche Stimmung im Raum ist?

    Privat ein Grillfest einmal im Jahr veranstaltet?
    Dieses wir sind eine Familie hat mich schon im Kung Fu nie angesprochen. Als Familienvater finde ich diese Idee auch ehrlich gesagt ein Bisschen arm. Familie wird durch Liebe und Blut verbunden. Was natürlich nicht heist dass es darum immer schön ist

    Aber ist garantiert dicker als Wasser wenn alles einigermassen normal läuft.

    Und was ist, wenn man Alters oder Krankheitsbedingt nicht mehr trainieren kann? Ist diese Trainingsfamilie dann auch immer noch so unterstützend?

    Gute, richtige Freunde kann jeder von uns an zwei Fingern abzählen. Und sie sind wertvoll.

  13. #43
    Narexis Gast

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    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Und genau hier habe ich halt andere Erfahrungen.
    Gut möglich, wie gesagt, im Zweifel halte ich Deine Erfahrung für weit repräsentativer und viel eher der Realität entsprechend. Gleichzeitig kann es auch sein, dass ich die Situation einfach falsch einschätze, da ich nur mit Sicherheit sagen kann, wie es um mich steht bzw. wie der innere Kern zu mir steht und wie gut sie mich kennen; dass es tatsächlich bei unseren BBs anders aussieht und ich die Situation falsch beurteile, kann ich nicht ausschließen.

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Mal davon abgesehen, dass es die Institution BJJ Globetrotters halt im BJJ gibt (schon das ist etwas besonderes, kenne ich aus keiner anderen Kampfkunst), bei den Clubs die ich kenne wird halt auch noch sehr viel außerhalb der Matte gemacht. Teilweise hat das was mit dem Sport zu tun (Events gemeinsam ansehen, Gäste übernachten lassen...etc.) teilweise gar nicht (soziale Events, "Auto ausborgen").
    (Die Globetrotters finde ich sehr toll und würde mir Ähnliches häufiger wünschen. Auch der Rest freut mich. )

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Tatsächlich tut es das. Und nicht nur bei mir im Team. Auch in anderen Teams die ich kenne. Spätestens ab Blau oder Lilagurt.
    Vielleicht sehe ich es nach diversen Vorfällen auch einfach zu negativ, gut möglich. Ich rechne/plane momentan eher mit dem Schlimmsten als dem Besten und würde im Zweifel alles daran setzten, die Situationen nicht einmal entstehen zu lassen oder zu begünstigen, als mich darauf zu verlassen, dass ich die Person kenne. Vermeidung ist für mich das wichtigste Werkzeug und sollte es doch passiert sein, Aufklärung und auch das Anzeigen.

    Mir ist vor ein paar Jahren ziemlich plötzlich klargeworden, wie wenig ich fast alle Sportler eigentlich einschätzen kann und wie wenig ich über sie weiß, da es immer auf diese Blase beschränkt war bzw. sie den Großteil ausgemacht hat. Davor dachte ich mir, dass manche evtl. gute Bekannte sind oder man sie zumindest „kenne“. Da standen dann auf einmal mehrere Beamte auf der Matte und haben sich nach einem Sportler erkundigt, wollten Dinge über ihn wissen und obwohl man sich meist täglich gesehen hat, viel Zeit auf Wettkämpfen, in der Betreuung und auch nach dem Training beim Essen oder in Camps verbracht und viel Kontakt miteinander hat(te), (zu dem Zeitpunkt irgendwas um die 5-7 Jahre) wurde mir auf einmal klar, dass es schon an grundlegenden Infos scheitert: Wer sind die Freunde, zu wem geht er, wenn er Hilfe braucht, verliert er bei Problemen oder unter Alkoholeinfluss schnell die Kontrolle, würde er für seine Freunde Gewalttaten ausüben, verspielt er gerne Geld, hat er Probleme oder Schulden, ist jemand in der Familie bzw. dem engen Umfeld krank, abhängig oder hat Probleme? Wo wohnt er überhaupt genau und wo seine Verwandten? Warum war er seit 4 Wochen nicht mehr im Training - klar, er hatte sich verletzt, nix Großes oder Ernstes, den Rest wollte er dann persönlich erklären, er würde bald mal vorbeikommen; aber alles eigentlich doch ziemlich nichtssagend? Alles Fragen, bei denen ich dann gemerkt habe, dass ich eigentlich auf keine davon antworten konnte - ich hatte nicht mal davon gewusst, dass er wohl schon mehrfach Mist gebaut hat...

    Danach bin ich dann mal durchgegangen, über wen ich eigentlich wirklich was weiß, wen ich wirklich kenne und wen ich überhaupt einschätzen kann/könnte. Ein erster Schritt in die Richtung ist schon die Frage, ob ich die Person bereits im Rahmen eines Kampfes erlebt (oder besser noch betreut) habe, da hatte ich mehr als einmal das Gefühl, dass eigentlich eine ganz andere Person im Ring steht, als ich sie „kenne“. Dann gab/gibt’s noch die, die einfach nix preisgeben oder eine Maske aufsetzen und da gibt’s auch ein paar sehr gute Kandidaten drunter. Dann gibt’s jetzt immer weiter zunehmend die MMAler, die sich sowohl ins MT als auch BJJ untermischen oder regelrecht abkapseln und insbesondere im BJJ merke (zumindest ich und das sicherlich nicht repräsentativ) doch einen Unterschied.
    Ich verstehe mich auch sehr gut mit vielen Trainierenden (insbesondere mit den höheren Gurten, den Personen, die den Sport sehr ernst nehmen und „dem Kern“), doch habe ich irgendwann den Gedanken abgelegt, dass das (und eine oberflächliche Sicht der Person) reichen würde. So wie ich auch schon bei traumatisierten Personen in meinem Freundeskreis erlebt habe, dass manche unbewusst etwas getriggert haben und (mit der absolut unerwarteten und überraschenden) Reaktion hilflos überfordert waren.
    Ich denke da immer an absolut widerwärtige Dinge, bei denen die Öffentlichkeit dann auch schnell fragt bzw. aufschreit, ob das Umfeld es denn nicht merken müsste/könnte/sollte und das ist leider nicht immer so - die „offensichtlichen“ Fälle lassen sich meiner Erfahrung nach relativ leicht verhindern/entschärfen. Ähnlich wie ich es leider auch schon erlebt habe, dass für Männer die Hand ins Feuer gelegt wurde - und sie ihre Rolle verdammt überzeugend gespielt haben - während sie zuhause der Partnerin aufs Übelste zugesetzt haben...

    Aus dieser Problematik - denn heutzutage sind ja alles „Freunde“ oder man denkt, man kennt die Person wirklich und könne sie einschätzen - ergibt sich dann unter anderem die Gefahr, die sich auch in diesem Fall (im Umgang mit der Situation) gezeigt hat. Ich würde noch nicht einmal so weit gehen, eine Beziehung zwischen dem Vertrauen und dass die betroffene Person dachte, den Täter zu kennen und der Tat herzustellen, denn da gehört noch mehr dazu. Doch genau das ist einer der Gründe, warum ich häufiger erlebt habe, dass später (im Umgang damit) so gehandelt wurde/wird, wie auch in diesem Fall.

    Der Rest der Gruppe denkt auch, man „kenne“ die Person und wenn ich (gefühlsmäßig) wählen müsste, würde ich auch eher dem Trainer als einer Trainingspartnerin glauben. Da muss/sollte dann der Verstand einsetzten und das macht er bei vielen nicht... Man kennt sich doch, bei so einem Zusammenhalt kann so was nicht sein und da das nicht ins eigene Weltbild passt, wird es geleugnet und verdrängt.
    Unter anderem deshalb wäre - nicht auf Dich bezogen (!) - eine weniger blauäugige Sicht wünschenswert, weg von dem „wir haben uns alle lieb, ich kenne meine Bekannten und ich habe 1.000 Freunde“ hin zur Akzeptanz, dass man auch nur ein Bild - und das häufig weit oberflächlicher, als man glaubt - von den Trainingspartnern hat. Zu oft läuft es auf die Schlussfolgerung heraus, dass man selbst es nicht machen würde und man die Person auch nicht so einschätzen würde (und die anderen sehen es doch auch so) also kann das nicht passiert sein.
    In dem Fall ist mir dann sogar das, was ich im Stand kennengelernt habe, weit lieber und auch „ehrlicher“. Da steht man dann immer mit denselben Supportern auf den Turnieren und der Großteil macht nicht einmal ein Geheimnis daraus, dass ihn das alles eigentlich nicht interessiert bzw. man nur nach sich schaut.

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Das ist halt zum Teil bei uns anders. Natürlich gibt es auch bei uns viele, bei denen das so ist, aber bei einem größeren Teil hat man öfter und mehr Kontakt. Nicht nur mit Leuten aus meinem Team...
    Klar und natürlich gibt es auch die Beziehungen, die wirklich unter die Oberfläche gehen, nur habe ich das eher als Ausnahmen - so wie auch (echte) Freundschaften - erlebt. Nur muss man, um das Problem oder zumindest den Umgang damit zu lösen oder zu verbessern, die Gesamtheit betrachten und genau diesen Gedankengang habe ich auch im Stand häufiger erlebt - und er hat sehr zum Problem beigetragen - da war man teilweise sogar der Meinung, den Trainer aus dem anderen Team zu kennen, nur weil man regelmäßigen Kontakt hat und (wenn auch bei anderen Themen) konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass er sowas gemacht hat, also wurden auch keine Kritik oder „schlechten“ Worte zugelassen, der Trainierende, den er krankenhausreif geprügelt hat, hatte es doch verdient, sich sicherlich selbst darauf eingelassen, provoziert oder ihn sogar herausgefordert - zig Ausreden, Hauptsache es passte ins Bild und man musste sich nicht damit auseinandersetzen, dass die eigene Menschenkenntnis nicht unfehlbar ist.

    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Wie gesagt, dass hat hier in diesem Fall nicht so gut geklappt. Die Verfasserin dieser Email hat nach nur einem Tag dieses Statement wieder aus den sozialen Medien genommen, ihr eigener Club hat sich eher von ihr als denn von dem (befreundeten) Coach/Täter distanziert (aufgrund der "Nestbeschmutzung").
    Das erlebe ich leider häufiger bzw. ist fast die Normalität... Genau an dieser Stelle müsste/muss man ansetzen und unterstützen (und deshalb finde ich es wichtig, dass Du das Thema zur Sprache gebracht hast und sie dahingehend unterstützt). Es ist leider nicht verwunderlich, dass lieber verdrängt und die schöne, heile Welt gespielt wird, als sich damit auseinanderzusetzen und zu erkennen, dass man nicht das ist, was man gerne wäre oder wofür man sich hält.


    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Mein Beitrag sollte zum Nachdenken anregen.
    Finde ich auch sehr wichtig und auch meine Posts sollen evtl. ein paar Gedankengänge ermöglichen oder unterstützen . Ob man sich hier im Faden beteiligt oder es ganz mit sich alleine ausmacht, ist jedem selbst überlassen .


    Zitat Zitat von jkdberlin Beitrag anzeigen
    Genau das ist mein Ansatz: hier sollte sich jeder für sich mal Gedanken machen. Egal ob Verletzung oder Missbrauch, man sollte sich dazu Gedanken machen, wie man selber damit umgeht und umgehen kann. Insbesondere unter dem Aspekt wie idealisiert sich die BJJ-Welt selber sieht.
    . Das sind für mich die entscheidenden Punkte. Schein und Sein und ich würde noch weiter gehen und auch darüber nachdenken, wie man sich dem Team gegenüber verhält, ob wirklich 'Einheit, Glückseligkeit und Reibungslosigkeit' immer das „Ziel“ sein kann/sollte. In den schlechten Zeiten und dem Umgang damit zeigt sich das Gehalt bzw. der Wert hinter der "Familie" oder "Freundschaft".

    Zitat Zitat von kanken
    [...]
    +1 zu beiden Beiträgen, das bringt es noch einmal gut auf den Punkt und geht sehr in die Richtung, die ich auch meine.
    Desillusionierung wäre ein sehr wichtiger Schritt... Nur weil ich etwas nicht mache und der andere doch "so nett" ist, man sicherlich eine Maske erkennen würde und die Person doch "kennt", heißt das nicht, dass sie zu solchen Taten nicht fähig ist. (Andererseits lebt es sich dann nicht mehr ganz so unbedarft und entspannt, auch das Produkt lässt sich nicht mehr so gut verkaufen.)

    LG

    Vom Tablet gesendet.

  14. #44
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    Ent-täuschung sagt man auch.

  15. #45
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    Also es ist aus meiner Sicht schon so, dass die Gefahr im BJJ größer sein kann. Nicht, weil die Leute da bekloppter sind oder sexistische Schweine.
    Aber es ist doch eine Tatsache, dass im BJJ die Latte zwischen "normal" und "unsittlich" viel tiefer liegt als außerhalb des Trainings. Daher ist doch der Weg zum unangebrachten Verhalten nicht so weit.

    So wie ich die Mail am Anfang verstehe, geht es der Autorin zum einen darum, dass sie schockiert ist, dass das Verhalten des "Täters" gebilligt wird und sie zudem auch noch Teil des "Systems" ist, welches diese Handlung billigt.

    Ich verstehe diese Denkweise aber denke, dass dieser Selbstvorwurf unbegründet ist. Ich finde es gut, dass sie mit ihren Bedenken an die Öffentlichkeit geht.
    Ich denke aber auch, dass man viel mehr dazu nicht sagen kann, da der Rest Hörensagen ist.

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