HABE ICH DEN VERSTAND VERLOREN?
Ich betreibe seit 60 Jahren Kampf-Kunst mit Schwerpunkt auf dem Wort „Kampf“, nicht so sehr „Kunst“.
Für Tanzen und Choreographie war ich nie zu haben. Niemand sah mich jemals Formen oder Katas „tanzen“.
Meine Devise war und ist: „Treffen und nicht Getroffenwerden!“
In dieser Reihenfolge. Nicht andersrum.
Alles beginnt mit dem Angriff.
„Angriff ist die beste Verteidigung“ ist der Titel eines MEINER Bücher!
Zum WT gehört aber auch das Nichtgetroffenwerden. Durch vorher SELBSTANGREIFEN.
Aber auch durch ABWEHREN.
Im WT kommen die 4 Abwehren aus dem ChiSao.
Um die FUNKTION genau zu beobachten und zu erkennen, muss man fast in ZEITLUPE arbeiten, nur dann kann man den ganzen Prozess untersuchen.
Dazu ist es erforderlich, zunächst nicht reflexartig und blind zu reagieren, sondern genau hinzuschauen.
Genau das machen wir auf unseren UNTERRICHTS-Videoclips.
Wer das nicht versteht, was ich verstehen kann, denn es ist nicht einfach,
möge bitte darüber nachdenken oder mich fragen (express@ewto.com),
ich antworte gerne, denn über nichts spreche ich lieber.
Mein kommendes Buch („ChiSao Kuen“) zu studieren, wäre zum Verständnis auch hilfreich.
Aber davon auszugehen, dass ich nach 60 Jahren Kampfkunst den Verstand verloren hätte und nun weniger weiss oder kann als vor 40 oder 30 Jahren oder meine damaligen Schüler,
nur weil ich nun eine andere Auffassung vom Kampf erlangt habe, ist anmaßend und respektlos.
Solche Follower mag ich nicht!
Das passt auch nicht zur Kampfkunst!
Skeptiker mag ich dagegen sehr, ich bin ja selbst auch einer:
Ich bereise die Welt und besuche jeden seltsamen Lehrer, der vielleicht etwas hat, was man brauchen kann, um ohne viel Körperkraft und Akrobatik gewinnen zu können.
Dabei werde ich oft enttäuscht, denn die Optik lässt uns bei den sog. inneren Stilen oft im Stich. „Innerer Stil“ bedeutet für mich, dass man als Nichteingeweihter nicht sieht, wodurch die Wirkung entsteht:
Fliegt der Gegner durch die Gegend oder „hüpft“,
weil er „mitspielt“ und seinem Lehrer den Gefallen tut,
oder weil im Hintergrund eine nicht sichtbare Mechanik, ein geschicktes Timing, eine Manipulation der Faszien usw. seine Wirkung zeigt?
5% oder weniger der im Netz gezeigten „inneren Sachen“ haben Hand und Fuß, vielleicht noch weniger. Echte Meister darin zu finden, ist manchmal so schwer wie die Nadel im Heuhaufen.
Ich selbst nenne mich nicht „innerer“ Meister, ich bin ein WingTsun-Lehrer und gelte innerhalb unseres Stiles als „Meister“.
Aber ich studiere „innere Kampfkünste“, weil ich von ihrer grundsätzlichen Überlegenheit überzeugt bin.
Allerdings muss dazu eine Konditionierung kommen, die an die eines Berufssportlers herankommt.
Sonst muss man in 3-5 Sekunden den Treffer am Hals oder den Augen geschafft haben. Was übrigens mein Ziel ist!
Ich verstehe, dass viele meiner Follower hier nicht verstehen können, was ich mit meinen Schülern im UNTERRICHT mache.
Wie sollten sie auch?
Sie erwarten, dass wir wie im MMA arbeiten und ich enttäusche diese Erwartungshaltung.
Nicht weil ich MMA nicht schätze oder kenne, sondern weil ich einen ganz anderen Weg gehe. Bewusst gehe.
Zwei meiner Grossmeisterschüler, Thomas Schrön und Oliver König, habe ich persönlich zum Grappling Könner Gokor zum regelmässigen Unterricht geschickt. Sie sind gerade wieder in Los Angeles.
Wir sind also nicht betriebsblinde Spinner, sondern wissen, was wir tun.
Es wäre hilfreich, wenn Leser das im Kopf haben, bevor sie herablassende Äußerungen absondern.