Zu 1, 2:
Ich habe GM Chen Zhenglei Mal gefragt, wie ich beim Richten anderer Stile korrekt urteilen kann.
Er gab mir das als Qualitätsrichtliniefür sämtliche chinesische Kampfkünste:
Flüssig, aber nicht gehetzt ( schöner Rhythmus)
Langsam aber nicht stockend (Bewegungsmelodie ohne Erstarren/ "Stop and Go")
Schwer, aber nicht plump ( trotzdem geschmeidig)
Mit Leichtigkeit, aber gut geerdet. ( Stabil und mühelos)
( alles zugleich)
Dazu achte ich auf die Koordination aller Körpersektionen und ob jemand aus der Mitte heraus bewegt ( auch: wenn ein Teil bewegt, bewegen alle)
Und im Taiji das Spiralprinzip- korrekte Rotationen und Kurven oder eher lineares Hin- und Herschieben.
Außerdem sein Fangsong- genauer gesagt, erhält er Ding, Chen, Fangsong, Pengjin permanent, wie ist sein Rahmen usw.
3, 4. Stimmt seine Struktur, wie korrekt ist er ( wenn ich den Stil gut kenne), wie ist seine Bewegungsqualität, ist es stilspezifisch, machen seine Anwendungen etc Sinn, zeigt er Erfahrung, wie bringt er es rüber.
Eventuell: wer lobt ihn? Ist er Star des Mainstreams oder sind hochkarätige Leute darunter?
Ist er integer?
Passt er zu meiner Linie?
Und: wenn er innere Kraft demonstrieren sollte, ist das ja auch spürbar, also mal verbinden und reinspüren.
Geändert von scarabe (15-09-2021 um 14:13 Uhr)
Also für mich: Wenn es richtig ist und korrekt und nach der Richtlinie und so, dann sieht es SO aus:
https://www.kampfkunst-board.info/fo...dungsstandards
?
Das sind Möglichkeiten, einige von mehreren Techniken, die in dieser Bewegung drinstecken.
Die Bewegung wurde ja gezeigt, so könnt Ihr es besser nachvollziehen.
Es geht hier nicht ums Aussehen und eine möglichst fetzige Präsentation, sondern- ganz langweilig- erst mal ums verständliche Extrahieren und Zeigen der verschiedenen Techniken, die in der Bewegung und ihren Abschnitten enthalten sind.
Und das sind einige,wie Du sehen kannst. Genug also, um sich erst mal damit zu beschäftigen, bevor kreative "Misch-Anwendungen" als bewegungstypisch vermarktet werden. (S.u.)
Wenn Anwendungen einem Bewegungsbild zugeordnet werden, dann sollten sie sich an dieser Bewegung orientieren und nicht zu viele Techniken, die eigentlich aus anderen Bildern stammen, bzw. hinzugezogen wurden, enthalten.
Und, wie gesagt, der trad. Lehrplan der Form enthält tatsächlich für die einzelnen Bewegungen auch ein paar Standard- Anwendungen.
Beispiel seitlicher/ schräger Schritt, im Chen mit offener Hüfte ( rechts etwas geschlossener, als links)/ Beinbogen- daraus sollte kein Vorwärtsschritt mit geschlossener ( undurchlässiger) Hüfte und gestreckten Beinen werden- weil das dann erstens nicht mehr dem Bewegungsbild entspricht und bei komplett vorne geschlossener Hüfte nicht mal mehr den Chenstil- Anforderungen entspricht.
Wenn gezeigte Anwendungen zwar funktionieren, aber nur mit viel Fantasie dem Bewegungsbild zugeordnet werden können, dann passt halt was nicht.
Geändert von scarabe (15-09-2021 um 17:01 Uhr)
Für ein Döner und zwei Bier steh ich auch hin. Was verlangt der Typ im Video?
Das ist leider das was man so oft im Taiji sieht.
Leute die sich am Sandsack die Finger brechen würden und dann konstruierte realitätsfremde Techniken lernen/üben.
Das ist keine Kritik an deinem Video oder an dir, sondern an Taiji generell.
Sieht meistens so ähnlich aus und ist irgendwie auch nötig mal gemacht zu haben.
Das gibt Denkanstösse für die weitere Entwicklung. Bunkai auf Chinesisch.
Tipp, versuch mal deine Knie bei Würfen aktiver zu nutzen, um die Struktur des Gegner zu brechen, bleib aufrechter und mach mehr auf Körperkontakt.
Und das was du mit 'reinschubsen' meinst/zeigst ist ein senken und expanieren und hilft wiederum beim Wurf.
Das wirkt Wunder.
Geändert von Chester (15-09-2021 um 19:05 Uhr)
Danke, danke.
Bei Judo und Ringen in meiner Jugend kam ich mit Würfen immer recht gut zurecht- aber das war richtiges Training und kein Zeigen fürs Video
Und am Sandsack hat höchstens wunde Fingerknöchel, gebrochen hab ich da nie was.
Also, was haben wir:
Links und rechts Abwehren, ggf "Öffnen" des Gegners.
Einmal Rausdrehen ähnlich einem Schulterwurf, indem man die Kraft des Gegners nutzt. Yinkraft bzw negative Kraft.
Und dann das Uber-den Oberschenkel kippen ist eher ein Beinstellen und aus dem Gleichgewicht bringen. Dabei passt Du Deine Bein-/Hüfthöhe der Position und Größe des Gegners an. Zu tief ist da gar nicht gut, probier's selber mal.
Und passt auf, daß er nicht wirklich fällt, wenn's ein Anfänger ist.
Kannst also gerne mal kommen, ich freue mich über erfahrenere Demonstrationshelfer.
Die Distanz ist ja z.T. auch weiter und alles langsamer als man es real machen würde, das ist der Sichtbarkeit im Video geschuldet. Die Leute müssen es ja auch sehen und nachvollziehen können.
Ansonsten ist mein Schüler noch unerfahren und muß erst lernen, wie er seine Fäuste richtig benutzt.
Also schau einfach nochmal genau hin und hör den Text, denn es ist wie gesagt erst die 3. Bewegung im Grundkurs.
Geändert von scarabe (15-09-2021 um 21:55 Uhr)
Bitte weitermachen. Beide.![]()
Und zudem hat das den Vorteil, dass man den Wurf versteht, weil man als Geworfener die Wurfdynamik selbst spürt. Und noch ein paar Sachen, die aber schon weiterführen
Noli turbare circulos meos
Ist ein kleines Schatzkästchen, das sofort aufgeht, wenn man das auf der Matte mit allen Details durchspielt. Und zusammen mit Dan Bian und Wildgans breitet ihre Flügel aus erschlägt es locker 80% der Probleme, die ein HEMA-Anfänger beim Unterschreiten der idealen Fechtdistanz bekommt. Ist aber reiner Zufall, denn Gongfu kommt ja nicht vom Waffenkampf und die Anwendungen dürfen erst anwendbar sein, nachdem man in jahrzehntelanger täglicher Arbeit die höchste Kunstfertigkeit der vollkommensten Schätze der tiefsten Kampfkunst ergründet hat.
Hallo, geht's noch?
Das ist ein Formenkurs für Einsteiger und kein Pushhands- oder Kampftraining.
Die Leute sind alle Einsteiger über 40, haben keine Fallschule und von Fahrlässigkeit und Verantwortung als Trainer haben hier einige wohl auch noch nichts gehört.
Nochmal:
Es ging darum, den Leuten klarzumachen, daß sich hinter den Bewegungen Verteidigungs- und Kampftechniken verstecken, aber nicht darum, sie diese gleich schmecken zu lassen.
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