Oft malen wir von unserem so genannten Widersacher ein Feindbild. Einen Feind nennen wir gewöhnlich jemanden, der uns schadet, und einen Freund jemanden, der uns nutzt. Wenn wir Freund und Feind so definieren, dann ist die Wut der heimliche Feind. Der äußere Feind gibt uns den Anlass, dass Wut und Hass in uns entstehen.Aber wirklich leiden wir durch die Wut im eigenen Geist und nicht durch einen äußeren Schädiger.
Aggression und Mitgefühl haben nicht gleichzeitig Platz im Geist. Wir müssen uns deshalb an positive Sichtweisen und Geisteshaltungen gewöhnen. Das findet in der Meditation statt. Wir führen uns dabei die Vorteile von Geduld, Mitgefühl und liebevoller Zuwendung immer wieder vor Augen und erzielen somit eine tiefere Erkenntnis und Vertrautheit damit.
Im nächsten Schritt versuchen wir, diese positiven Geisteshaltungen als Gegenmittel zur Wut im täglichen Leben anzuwenden. Dann sehen wir, wie effektiv unsere Übung in der Meditation ist und ob unsere Geistesschulung schon Früchte trägt. Oft ist es so, dass die Menschen das Wissen haben, aber die Anwendung in der Praxis gelingt nicht wirklich, und sie sind darüber frustriert. Dann müssen wir uns erinnern, dass wir unsere negativen Emotionen nicht wie eine Tür abschließen können. Es geht um einen Umgewöhnungsprozess, der seine Zeit braucht.
Sicher können wir ab und zu die Tür zumachen, so dass die Wut in schwierigen Situationen nicht in uns aufsteigt. Aber zu anderen Gelegenheiten kommt sie wieder herein. Das ist einfach die Realität, die wir annehmen und akzeptieren müssen.
Eine Geistesschulung trägt über die Zeit hinweg ganz sicher Früchte, nicht aber von einem Moment zum anderen. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, wenn unser Bemühen nicht gleich greift oder gar aufgeben, das wäre das ungünstigste Resultat der Übung.