Auch nach dem Krieg war Pervitin leicht erhältlich - auf dem Schwarzmarkt oder rezeptpflichtig in Apotheken. Ärzte verschrieben es ihren Patienten bedenkenlos als Appetitzügler oder Stimmungsaufheller bei Depressionen. Auch Studenten, vor allem angehende Mediziner, griffen für einen schnellen Abschluss auf das Aufputschmittel zurück, das ihnen nächtelanges Durchpauken ermöglichte.
Zahlreiche Sportler senkten mit Pervitin ihr Schmerzempfinden, steigerten gleichzeitig Leistungsfähigkeit und Ausdauer. Der Boxer Joseph "Jupp" Elze, 28, wachte 1968 nach einem K.o. im Ring nicht mehr auf. Er hatte 150 Kopftreffer eingesteckt. Ohne Methamphetamin wäre er viel früher zu Boden gegangen und vielleicht nicht gestorben. Elze wurde Deutschlands erstes bekanntes Dopingopfer. Das Mittel blieb dennoch auf dem Markt.
In den sechziger Jahren belieferten die Temmler-Werke die Armeen der DDR und der Bundesrepublik mit den Muntermachtabletten. Erst in den Siebzigern strich die Bundeswehr die Pillen aus dem Sanitätsbestand, die NVA verbannte sie im Jahr 1988. Pervitin wurde in ganz Deutschland verboten