Eigentlich bekam ich nur durch einen glücklichen Zufall mit, dass es am 22 und 23.11 ein Zwei-Tage DEFENCE LAB Seminar in Hamburg gegeben hat. Ich interessierte mich schon seit einige Zeit dafür und das System machte auf mich einen guten Eindruck als "Ergänzung zum Portfolio". Also schrieb ich Andreas Wagner als Headcoach Germany an und erfuhr von ihm, dass ein Seminar stattfinden würde. Angemeldet, Trainingspartner davon informiert das er mit müsse und hin da!
Das Seminar fand am 22.11 in Hamburg und am 23.11 in Norderstedt (bei Hamburg) statt. Die Kosten beliefen sich auf 60,-€ für beide Tage. Pro Tag wurde 4 Stunden trainiert. Beide Tage bauten nicht auf einander auf, so dass man auch nur einen Tag hätte besuchen können (was auch einige Teilnehmer gemacht haben).
Ich erspare es mir und euch hier viel über die Geschichte des Systems zu erzählen...in der Kurzform handelt es sich um die konsequente und wie ich finde hervorragende Weiterentwicklung von Keysi Fighting Method (KFM). Nach dem Split mit Justo hat Andy Norman das System modifiziert und einen großen Schritt nach vorne gebracht! Mehr dazu findet der geneigte Leser unter: defence lab
Das Seminar hatte "kein Thema". Es war also mehr ein "Intro Seminar", das die verschiedenen Grundtechniken und Konzepte von Defence Lab gezeigt hat.
TAG 1
Am ersten Tag war der Teilnehmerkreis, dank einige Absagen, recht klein. Für mich und meinen "zwangsrekrutierten" Trainingspartner als fast völlige Newbies natürlich super! So konnten wir Andreas immer wieder in Beschlag nehmen und uns diverse Feinheiten oder Variationen zeigen lassen.
Wir lernten einige Grundpositionen des DL und man erkannte, dass die Wurzeln von Andy Norman und von DL im Jeet Kune Do liegen. Ziel war es, einen Faustschlag (sowohl Schwinger wie auch gerade) schon im Ansatz zu zerstören und die Trefferfläche "Kopf" durch eine Art "offensiven Block" so klein wie möglich zu halten (und dafür der gegnerischen Faust die Spitze des Ellenbogens "anzubieten"). Kelly McCann nutzt etwas ähnliches als "spearing elbow", Rory Miller nennt es "Dracula's Cape" und Lee Morisson nutzt es auch unter einem anderen Namen. Das Rad wurde hier also nicht neu erfunden (wie auch) aber dafür sehr gut umgesetzt und für mich in einer neuen und sehr offensiven Art und Weise genutzt. Als PDR Coach für mich eine sehr gute Ergänzung und absolut "flinch-tauglich"!
Einige Bewegungsabläufe waren für uns zunächst schwierig abzurufen. Meine Wurzeln liegen (inzwischen) größtenteils im Krav Maga und auch mein Partner ist Krav Maga Instructor (der Bw) sowie Box- und Kickbox Trainer. Die Art mit dem Armen immer SEHR ENG am Kopf zu arbeiten um eine ständige Deckung zu haben, war für uns beide sehr ungewöhnlich und einige Schläge aus dieser Position (ein wenig an Crazy Monkey erinnernd) waren für uns auch "mechanisch schwer" umzusetzen. Das bei uns recht wenig Power damit abzurufen war, war letzten Endes nicht so schlimm, dienten diese Schläge doch eher dem Zweck den Gegner "zu beschäftigen" bzw. die Deckung zur Seite zu bekommen und Platz zu schaffen für den "spearing elbow".
Generell wurde alles sehr eng am Gegner gemacht! Ein kleiner seitlicher Low-Kick auf das Knie wurde von Andreas nicht umsonst als "das ist unsere lange Trittdistanz" beschrieben Auch dies kommt dem KM sehr gelegen. Es wird sofort umgeschaltet und zur Offensive übergegangen. Alles mit dem Ziel, dem Gegner seinen Platz zum Handeln zu nehmen.
Wir übten dies gegen diverse Angriffe sowohl im Stand als auch im Sitzen (Szenario war, ein Angriff vom neben uns sitzenden Aggressor). Klappte wunderbar! Einziges technisches Manko war höchstens die recht umständliche Befreiung aus einem Side Headlock....aber das war zu verschmerzen.
Fazit Tag 1.....viel Spaß, viele Abwehrtechniken in verschiedenen Intensitätsstufen ("Verhältnismäßigkeit") und eine grandiose Abwehrtechnik / Offensiver Block !
TAG 2
Tag zwei fand in Norderstedt statt und es fanden ein paar Teilnehmer mehr zum Seminar. Auch hier wurden wieder einige Basics geübt die teilweise schon am ersten Tag trainiert wurden....da es sich auch hier fast ausschließlich um Anfänger bzw. völlige "Systemneulinge" handelte, war dies kein Problem...im Gegenteil!
Ein Schwerpunkt des Tages lag auf der Abwehr von Angriffen mit Alltagsgegenständen....Handy und Kugelschreiber wurden effektiv genutzt um einen Angriff abzuwehren. Nichts neues....aber eine hervorragende Adaption der Basistechniken mit improvisierten Waffen! Aus Trainersicht gut umgesetzt und der Schüler kann gelerntes sehr einfach mit "Waffen" abrufen ohne neues lernen zu müssen! Nach drei Leveln Jim Wagner dachte ich ja schon, ich wäre paranoid...aber die Art wie und wo man einen Kugelschreiber / Tactical Pen mitführen kann um die Techniken des DL zu unterstützen, stand dem in nichts nach trotzdem witzig
Ein besonderes Augenmerk wurde auf den speziellen Defence Lab Ring gerichtet. Dabei handelt es sich um speziell designtes Schmuckstück (online zu beziehen) für Frauen und Männer. Dieser ist in seiner Form so designt (irgendwo hat jedes Modell eine Art Spitze oder Dorn), das er wunderbar dafür taugt, alle Schlag- und Befreiungstechniken des DL Systems zu unterstützen! MIT diesem Ring machte die etwas zu technische Ausführung der Befreiung aus dem Side Headlock nun auch Sinn. Der Ring ist wunderbar dazu geeignet viel Schaden anzurichten oder durch Schmerz einen Griff zu lösen. Als Fan von Pressure Testing übten mein Partner und ich damit einen Rear Naked Choke in realer Geschwindigkeit mit brechen des Gleichgewichtes und ziehen in eine instabile Rückenlage des Verteidigers....Nach überwinden der ersten Schrecksekunde (und damit bleibt ja schon nicht mehr viel Zeit bevor die Lampe ausgeht) drückte mein Partner mir den Ring/Dorn auf den Ellenbogenknochen....beide gaben Vollgas...und nach zwei weiteren Sekunden war der Schmerz so groß, dass ich nicht glaube den Choke auch mit viel Alkohol intus hätte halten zu können....um ehrlich zu sein...ich habe noch immer bei einigen Bewegungen Aua
Mehr zu den Ringen sieht man hier:
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Eine nette Idee war noch ein Haargummi und "Gummiarmband" am Handgelenk. Mit einem kleinen Handgriff kann man damit wunderbar einen geführten Stift so an der eigenen Hand fixieren, dass man ihn nicht verliert und damit auch noch "open Hand" Techniken / Palmstrikes möglich sind...Andreas hat sich von seinem Sohn dafür ein "trendiges Loom-Armband" machen lassen....und was soll ich sagen...meine Tochter musste inwzischen auch dafür herhalten Anderswo nähen Kinder Fußbälle...denke das ist also moralisch in Ordnung
Weiter ging es mit Bodenarbeit....das DL System fängt bereits in den unteren Leveln mit der Verteidigung gegen zwei oder mehr Gegner an! Dies übten wir in einigen Bodentechniken. Auch hier wird eng am Gegner gearbeitet. Was man schon aus anderen Systemen im Stand kennt wird auch hier am Boden umgesetzt. Einer von zwei Angreifern wird als SChild gegen den Anderen genutzt. Das Aufstehen erfolgt, bei günstiger oder selbst geschaffener Gelegenheit, "am Mann". Es wird sich quasi "am Mann" festgehalten...hier wird beherzt in den Oberschenkel gegriffen (oder was man noch so findet)
Außerdem zeigte Andi uns einige Techniken für das Groundfighting....die Umsetzung von KFM Techniken für MMA hat Andy Norman ja schon einige Zeit betrieben...hier sahen wir nun das DL Update dazu....nichts für einen Kampf nach Regeln....aber für die Realität super!
Fazit Tag 2.....ebenfalls viel Spaß gehabt...viel Neues gesehen und mitgenommen! Sehr schöne Umsetzung von waffenlos zu improvisierten Waffen!
DER DOZENT
Andreas Wagner ist ein super Trainer! Menschlich sehr nett und immer offen für Fragen. Alles wurde mit ihm ausprobiert und Fragen wurden (wie alles im DL System) "am Mann geklärt"! Sein Unterrichtsstil ist bestimmt aber immer wieder mit Humor durchzogen. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gab, waren dies die fehlenden Untertitel für mich als Norddeutschen (Andreas kommt aus Chemnitz )
Ein super Seminar das die aufgebrachte Zeit, das investierte Geld und den schmerzenden Ellenbogen definitiv wert war ! Im März kommt Andi wohl wieder in den Norden...und ich bin definitiv wieder mit dabei !!!!