Nach Köln erlebten Linke einen Realitätsschock.
Nun tun sie so, als seien die Vorkommnisse Teil des alltäglichen Sexismus wie beim Oktoberfest, um das Problem bloß nicht zu "islamisieren".
Seit Längerem hat sich in der BRD ein neubürgerliches Milieu entwickelt, dessen soziologische Skizzierung inzwischen zum Teil karikaturhafte Klischeebilder hervorruft.
Man fürchtet amerikanische Chlorhühnchen, die globalen Finanzmärkte und den Verfassungsschutz, der die NSU-Terroristen gewähren ließ.
Dass man gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung ist, versteht sich von selbst - die Inkarnation jenes guten Gewissens, das nur ein schlechtes Gewissen sein kann.
Sein Leitmotiv: Der Westen ist an allem schuld.
Also "wir".
Wer sonst.
So ist es nur logisch, dass das Bewußtsein dieses biedermeierlichen Weltbilds keine äußeren Feinde kennt.
Das Böse hockt ja im eigenen Land.
Kein Wunder also, dass dieses Justemilieu, das von links außen bis tief in die Mitte der Gesellschaft reicht, durch die Ereignisse in der Silvesternacht auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Ein wahrer Realitätsschock. Tagelang herrschte Sprachlosigkeit auf den üblichen Kanälen der Empörung.
Dass das Böse - Rassismus, Sexismus und pure Gewalt - auch von jenen ausgehen kann, die man eben noch mit dem Ruf "Refugees welcome!" freudig empfangen hat, war nicht vorgesehen.
Es hat nicht nur das Weltbild der "Willkommenskultur" erschüttert.