Zitat Zitat von CeKaVau Beitrag anzeigen
Hallo Thomas,



Beides sind Sportarten, die eine Jahrtausende währende Tradition aufweisen. Ich persönlich würde mich weder mit einem Ringer noch einem Boxer anlegen wollen.



Hier liegt die Crux, denke ich. Das Verständis dafür, was traditionell ist und was nicht, ist für mich eher emotional denn technisch/taktisch zu sehen.
Bin ich schon traditionell, wenn ich das tue, was mein Lehrer tat, auch wenn er ein Stilgründer ist?
Wie weit muss eine Übertragungslinie zurück gehen, um traditionell zu sein? Und haben die alten Meister auf Okinawa die chinesischen Ursprünge nicht auch massiv verändert und sind somit stark, wie ist das richtige Wort, "untraditionell"?

Grüße
SVen
Also laut deutscher Wikipedia hat das heutige Boxen mit gutem Willen so in etwa eine 300, maximal 350 Jahre alte Tradition. Beim Ringen sieht es da schon wesentlich besser aus. Allerdings ist auch nicht klar, in wie weit das Ringen z. B. im Mittelalter und das moderne Ringen vergleichbar sind, da komplett andere Zielsetzung. Insgesamt also ein sehr schlechtes Argument um die Notwendigkeit einer authentischen Linie in einer Kampfkunst zu hinterfragen.
Der Begriff "traditionell" ist tatsächlich sehr schwierig, "authentisch" beschreibt wesentlich besser, worum es eigentlich geht. Wenn ich eine Form laufe, die eventuell mehrere Jahrhunderte alt, so sollte ich auch die Anwendungen und Anweisungen zu dieser Form kennen, die im übrigen mindestens genauso alt sein werden. Das ist dann eine authentische Übertragung. Damit ist dann auch klar, warum diese ganzen Karate Pioniere nichts können. Sie stehen/standen halt nicht in einer authentischen Linie, ihnen fehlen die Anwendungen und Anweisungen, die zu den äußeren Bewegungen dazugehören.