Hallo,

das lässt sich nicht pauschal beantworten. Z. B. gab es „Japanisierung“ in Ryūkyū schon immer, und sie wirkte sehr befruchtend auf die Kampfkünste Ryūkyūs. Auch die „Öffnung“ des Karate (die Übernahme ins Schulsystem der Präfektur Okinawa) hat Waffen nicht per se verdrängt. Bei weitergehendem Interesse lies bitte meine Bücher, darin klären sich viele Deiner Fragen (auch die aus anderen Themen).

Was die gegenwärtige Situation betrifft, ist schlichtweg Unkenntnis die Ursache für das Fehlen der Waffen des Shōtōkan-Ryū. Wer sie nicht kennt, übt sie nicht. Wer sie nicht übt, wird ihren spezifischen Nutzen nie erfahren. Ich versuche mit meinen Veröffentlichungen und vereinzelten Lehrgängen einen bescheidenen Beitrag zur Bekanntmachung zu leisten. Allerdings bin ich mir darüber im Klaren, dass das zu keiner „Revolution“ führen wird.

Da G. Funakoshi selbst sein Karate nicht als sportlichen Wettkampf erachtete, wäre ein Shōtōkan-Waffenwettkampf von vornherein ausgeschlossen.

Wenn die systemimmanenten Waffen-Kata des Shōtōkan-Ryū planmäßig in ein reguläres Training übernommen werden, dann ist das aus zeitlicher Sicht kein großer Umstand. Theoretisch könnten sinnlose Sachen an ihrer Stelle weggelassen werden, was dem Verständnis der Shōtōkan-Anhänger sogar noch zuträglicher wäre.

Und ja, ich halte es für eher nicht optimal, irgendwelche „Kobudō“-Richtungen zu trainieren, da so zwei verschiedene Kampfkünste nebeneinander ausgeübt werden. Aus eigener Erfahrung kann ich schreiben, dass mich Shōtōkan-Ryū alleine schon derart „auf Trab“ hält, dass für andere Kampfkünste keine Zeit bleibt.

Grüße,

Henning Wittwer