
Zitat von
kanken
Die Frage ist in der Tat spannend. Deswegen hat man ja die Doppelspaltexperimente mit dem Koinzidenzzähler und den Polarisationsfiltern durchgeführt und festgestellt dass es einzig das Wissen im Beobachter (also das Bewußtsein) ist das das Interferenzmuster beeinflusst.
2002 hat man dann in solchen Experimenten festgestellt dass man darin im Nachhinein das Verhalten des Anderen Photons beeinflussen kann, also dass eine Messung in der Gegenwart das Verhalten in der Vergangheit beeinflussen kann (grob gesagt festgestellt durch unterschiedliche Laufzeiten der Photonen vor dem Detektor, d.h. Photonen auf der A Route treffen eher auf den Detektor als Photonen auf der B Route und man beeinflusst die B Photonen NACHDEM die A Photonen den Detektor erreicht haben, was dennoch zu einer Veränderung der A Photonen führte).

Zitat von
Pansapiens
interessant.
Kannst hier bitte einen Link auf die entsprechende Veröffentlichungen posten, oder zumindest Quellenangaben nach wissenschaftlichen Gepflogenheiten (Jahr, Autor, Zeitschrift, Überschrift)?

Zitat von
kanken
„Double-slit quantum eraser“ S. P. Walborn, M. O. Terra Cunha, S. Pádua, and C. H. Monken Phys. Rev. A 65, 033818

Zitat von
Pansapiens
Danke.
Muss mich erst in das Thema einlesen, kann etwas dauern.....

So, für einen Flacherde-Thread im KKB sollte es reichen.
Aus der genannten Quelle:
Originally, it was thought that the uncertainty principle was the mechanism responsible for the absence of interference fringes due to a which-path measurement. The first and perhaps most famous example of this idea is the Einstein-Bohr dialogue at the Fifth Solvay conference
in Brussels concerning Einstein’s recoiling double-slit gedanken experiment, in which the momentum transfer from
incident particles to the double-slit is measured to determine the particles’ tr ajectories [7,8]. However, Bohr showed
that the uncertainty in the knowledge of the double-slit’s initial position was of the same order of magnitude as the
space between the interference minima and maxima: interference fringes were “washed out” due to the uncertainty
principle [7].
More recently, Scully and Dr¨uhl have s hown tha t, in certain cases, we can attribute this loss of interference not to
the uncertainty principle but to quantum entanglement between the interfering particles and the measuring apparatus
[9].
die Autoren weisen darauf hin, dass das verschwinden der Interferenzstreifen durch das Feststellen, durch welchen Spalt des Photon "geflogen" ist, ursprünglich durch die Unschärferelation erklärt wurde.
Neuerdings durch die Verschränkung der Photonen mit der Messapparatur.
Von Bewusstsein lese ich da nichts.
Vielmehr wird da im Formalismus der QT gezeigt, wie die Verschränkung die Interferenzterme verschwinden lässt, bzw. wie die Polarisationsmessung am verschränkten Photon die wieder herstellt.
Diese Darstellung:

Zitat von
kanken
hat man dann in solchen Experimenten festgestellt dass man darin im Nachhinein das Verhalten des Anderen Photons beeinflussen kann, also dass eine Messung in der Gegenwart das Verhalten in der Vergangheit beeinflussen kann
beurteilen die Autoren der genannten Quelle folgendermaßen:
The possibility of delayed erasure generated a discussion in respect to it’s legitimacy, with the argument that it would be possible, in this way, to alter the past [11,12]. This argument is founded on an erroneous interpretation of the formalism of quantum mechanics
Ich geh mal zurück, zu dem weiter vorne schon dargestellten Versuchsaufbau eines anderen Artikels.
(https://www.kampfkunst-board.info/fo...42#post3680042)
Der ist etwas anders, als in dem oben erwähnten, wird aber auch teilweise so interpretiert, dass eine Entscheidung, die erst in der Zukunft getroffen wird, auf die Vergangenheit zurückwirke.
In meiner Beschreibung vorne ist mir ein Irrtum unterlaufen:

Zitat von
Pansapiens
2.Signal-Photonen
Die Photonen, die nach oben laufen, treffen nun vor den Leerlaufphotonen in den Detektoren ein und zeigen schon ein entsprechendes Interferenzmuster oder nicht, in Abhängigkeit davon, ob der Partner später ein Interferenzmuster zeigen wird oder nicht.
Das ist falsch. Ein Beobachter, der nur den Detektor 0 auswertet, wo die Signalphotonen "einschlagen" sieht kein Interferenzmuster.
Dieses Interferenzmuster kann allenfalls nachträglich durch das Wissen über das, was die anderen Detektoren bezüglich des verschränkten Photons gemessen haben, konstruiert werden.
hier eine vereinfachte Darstellung des Messprinzips:

hier fliegen die Signal- oder Test-Photonen vom Spalt als "Wellen" nach links auf den Interferencescreen (im Experiment Detektor D0) und die damit verschränkten "Wich-Way-Photonen" nach rechts auf den "Wich-Way-Screen" (Im Experiment die Detektoren D1 bis D4) Die Welcher-Weg-Information wird durch die "Chooser" ermittelt. Falls die "Wich-Way-Photonen" von da aus geradlinig weiter"fliegen", landen die mit der "Welcher-Weg-Information" im Top-Case (D4) oder im Bottom-Case (D3).
Falls die um 90° in die Mitte reflektiert werden, gehen die durch die "Eraser", wo die "Welcher-Weg-Information" wieder entfernt wird und landen in Erased Case 1 (D2) und Erased Case 2 (D1)
Was wurde jetzt gemessen?
Man hat den einzelnen Einschlägen auf dem "Interferenz-Screen" zugeordnet (dazu braucht man die Koinzidenzzähler). in welchem der vier Detektoren das verschränkte
"Welcher-Weg-Photon" gegangen gelandet ist.
Da hat man also die Gesamtverteilung der Einschläge auf dem "Interferenzschirm" in vier Unterverteilungen aufgeteilt:

Die Verteilungen R03 und R04 stammen von Photonen, bei deren verschränktem Partner, die "Welcher-Weg-Information" bei der Detektion erhalten war (Top Case und Bottom Case)
Die Verteilungen R01 und R02 stammen von Photonen, bei deren verschränktem Partner die "Welcher-Weg-Information" vor der Detektion wieder gelöscht wurde (Erased Case 1 und Erased Case 2)
In R01 und R02 sieht man Interferenzverteilungen, aber nicht die gleichen (!).
hier eine Darstellung, wie die vier Beiträge zu dem Einschlagsmuster sich über die Zeit entwickeln:

Aber Achtung:
Das ist nicht das, was der Beobachter am Interferenzschirm (nennen wir ihn Bob) sieht.
Er sieht alle diese Einschlagsmuster überlagert.
Wenn man sich dann die Inferenzverteilungen genauer anschaut, sieht man, dass die so Phasenverschoben sind, dass bei Überlagerung der beiden auch wieder eine Verteilung wie bei R03 und R04 rauskommt ("What you see")

D.h. für das, was Bob misst, macht es keinen Unterschied, was da mit den anderen, verschränkten, Photonen irgendwann mal passieren wird.
Wenn man die Eraser und die linken Detektoren an's andere Ende der Milchstraße stellt, könnte sich ja dort eine Alice, lange nachdem Bob seine Photonen gemessen hat, überlegen, ob sie die "welcher-Weg-Information" vor der Detektion auslöscht oder nicht.
Das hat aber keinen Einfluss, auf das Einschlagsmuster, das Bob sieht.
Es wird durch die Entscheidung keine Information zu Bob übertragen.
Erst wenn Alice sich entschieden hat und gemessen, wann welches verschränkte Photon in welchem Detektor landet, kann sie ihm (mit Unterlichtgeschwindigkeit) mitteilen,
wie sich Bobs Photonenverteilung zusammensetzt.
Dabei ändert sich aber nicht nachträglich die gemessene Verteilung, sondern man kann nur sagen: dieser Einschlag stammt von einem Photon, das in Detektor YX gelandet ist...
Quellen:
Double-slit quantum eraser
A Delayed Choice Quantum Eraser
https://en.wikipedia.org/wiki/Delaye...Delayed_choice
Deflating Delayed Choice Quantum Erasure