
Zitat von
kanken
„You-Wei“ ist ur-daoistisch und genau darum geht es:
Die Philosophien sind kein Selbstbedienungsladen bei dem man sich einfach mal das nimmt was man gerade meint verstanden zu haben und was einem in die eigene Weltsicht passt.
Klar, man kann entscheiden was man für sich übernimmt und was evtl. nicht, aber man sollte diese Entscheidung auf Grund von fundiertem Wissen treffen.
Man kann nicht für sich entscheiden „Wu-Wei ist Klasse“, aber noch nichts von „You-Wei“ gehört haben. Da fehlt einem die Hälfte zum Verständnis von Wu-Wei und was man dann „für sich nimmt“ ist eben auch nur die Hälfte der ursprünglichen Bedeutung.
Wenn man dann von Wu-Wei spricht erzählt man auch nur die Hälfte.
Es ist wie in den klassischen Kampfkünsten: Man durfte erst lehren wenn man genug verstanden hatte, denn nur dann konnte man für das gelernte Konzept sprechen.
Es geht darum genug Wissen über einen Bereich zu haben, ehe man über einen Bereich spricht. Wenn sich ein Medizinstudent im ersten Semester hinstellt und jedem auf der Party erklärt wie man eine Sepsis behandelt, dann würden ihn wahrscheinlich einige bewundern. Erfahrene Intensivmediziner im Raum würden wahrscheinlich die Augen rollen und ihn nicht mehr ernst nehmen...
Aber genau das passiert leider in den KK. Es wird oberflächliches „Wissen“ den Schülern verkauft und dann will der Partygast aus dem oberen Beispiel auf einmal auf einer Intensivstation den septischen Patienten mit akutem Nierenversagen, Spenderleber und EXCOR behandeln, weil er ja vom Medizinstudenten im ersten Semester alles über die Sepsis gelernt hat...
Wenn ein Lehrer unterrichtet, dann hat er, in meinen Augen, auch die Verpflichtung sich in dem Gebiet genauestens auszukennen, oder den Schüler bei einer bestimmten Fragestellung zu demjenigen zu schicken, der sich damit auskennt.