
Zitat von
rambat
@seemann:
ich schätze deine sachlichen beiträge.
aber ich muss dir hier einfach mal widersprechen, da ich anderer meinung bin als du:
das sehe ich anders!
grundlage für das agieren der politisch verantwortlichen war eine verschärfung des infektionsschutzgesetzes.
damit wurden maßnahmen in gang gesetzt und begründet, die u.u. in dieser art gar nicht nötig gewesen wären.
ja, ja, ich weiß - a posteriori ist man immer klüger ...
ABER ich frage mich, wie sich das rein rechtlich auswirkt, wenn tausende in die insolvenz getriebene klein- und mittelständische unternehmen schadensersatz von der bundesregierung / den landesregierungen fordern, mit der begründung, die maßnahmen seien in der durchgeführten art und weise nicht verhältnismäßig gewesen.
das wird eine sehr lange und wohl auch erbitterte juristische auseinandersetzung werden.
und das dürfte dem gesellschaftlichen klima in unserem land nicht gut tun!
deshalb mein hinweis, dass man dies nicht übergehen sollte mit der etwas lapidaren (und spekulativen!) aussage: "musste sein (und zwar genau so!), sonst ... hunderttausende tote oder noch mehr!"
das halte ich für kein sehr valides argument.
man könnte, statt sich auf schweden zu beziehen, auch hongkong nehmen - extrem dicht besiedelt, dennoch sehr erfolgreich in der bekämpfung des corona-virus, auch ohne einen shutdown, wenn ich nicht irre.
eines der argumente für den schwedischen weg war ja die schnellere durchseuchung und damit der schnellere aufbau einer herdenimmunität, wenn ich nicht irre ...
und die schweden haben wiederholt darauf hingewiesen, dass man ein gesundheits- und sozialsystem auch finanzieren können muss, und dass daher (war ein schwedischer mediziner, wenn ich das richtig in erinnerung behalten habe) ein vor-die-wand-fahren der wirtschaft duch einen shutdown schlimmer sei als die gefahr durch das virus.
bisher siehts so aus, als hätten sie nicht ganz unrecht gehabt.
so jedenfalls stellt es sich mir dar.
pardon, aber das ist so widersprüchlich, dass man das nicht als argument verwenden kann.
du sagst selbst, man könne das NICHT umrechnen, und dann tust du genau DAS, um es dann als argument dafür zu verwenden, dass hier bei uns alles sehr viel schlimmer gekommen wäre, wenn wir uns wie die schweden verhalten hätten.
eine solche "argumentation" ist spekulation und bisher hast du doch so etwas gar nicht nötig gehabt ...
beneidet?
von taiwan bspw.?
ich finde, dass auch die argumentation "wir haben weniger tote als andere länder, also haben wir alles (oder das meiste) richtig gemacht" ziemlich schwach ist.
korrelation ist nicht dasselbe wie kausalität.
damit keine missverständnisse entstehen: ich persönlich halte die maßnahmen, die ANFANGS getroffe wurden, für richtig, da sie der unkenntnis der lage geschuldet waren. dass man da vorsichtshalber mit dem großen hammer draufhaut, ist erstmal richtig.
nur sind inzwischen, wie bereits erwähnt, die definierten ziele erreicht.
es ist also in meinen augen - als laie! - an der zeit, ernsthafte schritte zu unternehmen, die wirtschaft und das gesellschaftliche leben wieder in gang zu bringen.
so jedenfalls sehe ich das.
nota bene: und ich bitte darum, meine meinung als das zu sehen, was sie ist: meine meinung.
meine meinung ist kein allgemeingültiger maßstab, ich erhebe nicht den anspruch, irgend etwas besser zu wissen als andere.
dennoch möchte ich meine meinung äußern können, ohne dafür ad hominem angegangen zu werden (@seemann, das bezieht sich nicht auf dich.)
danke.