Keine Sorge, das ist eine berechtigte Frage. Ich wurde von meiner Oma ziemlich katholisch erzogen, war Messdiener, und habe dann als Teenager auf meine Art rebelliert und so eine Atheismus-Phase durchgemacht. Davor war ich wirklich gläubig und kann mich daran erinnern, dass bei uns an verschiedenen Zeitpunkten mindestens zwei Pater aus Afrika längerfristig wohnten, mit denen ich gut konnte. Eine Sache die da bei mir dann hängen blieb war als einer der Beiden vor der Kirche rassistisch angemacht wurde und der sich fast mit einem Anwohner geschlagen hätte. Irgendwann konnte ich mich durchsetzen und bin nicht mehr gegangen, bis die Küsterin bei uns aufschlug und ziemlich besorgt danach fragte was los ist. Ich habe mich ihr erklärt und empfand, dass sie erleichtert war. Im Nachhinein denke ich, dass sie anderweitige Vermutungen hatte. Damit hatte ich persönlich aber nichts zu tun.
Formativ war für mich als Jugendlicher imho die Illuminatus-Trilogie von Robert Anton Wilson. Dazu kam dann westliche Philosophie und darüber hinaus später durch den Sport fernöstlich angehauchter Esoterik. Buddhismus, Zen, der Daoismus, die Bhagavad Gita, und alles was irgendwie mit Erleuchtung zu tun hatte bzw. Budoromantik. Nichts strukturiertes, aber halt ein gesundes Interesse mit einer "gefährlichen" Experimentierfreudigkeit. Ich habe dann mehr oder weniger schlecht angefangen zu meditieren und in meinem Zwanzigern lange Phasen gehabt wo ich wirklich jeden Tag zwei Stunden geübt habe. Auch nicht sonderlich erfolgreich, aber mittlerweile mit etwas mehr Struktur aber auch nur autodidaktisch. Konzentration auf den Atem, Spielarten davon, Schritte zählen bei Wanderungen, versuchen den Körper einschlafen zu lassen und trotzdem wach zu bleiben, beobachten, und halt der Versuch so gewisse Ideen im alltäglichen Leben anzuwenden.
Mittlerweile sind ein zwei Sachen hängen geblieben und ich glaube ich weiß ein bisschen was über dies und das, aber nichts womit man angeben könnte. Ich weiß, dass ich nichts weiß oder so. Was die Eso-Szene und sonstige "Erleuchte" angeht fühl ich mich früher oder später immer wie in der Kirche und denke halt, dass es das wieder nicht gewesen ist. Siehe zum Beispiel den spirituellen Materialismus, wo dann die eigene "Egolosigkeit" eigentlich nur die Verlagerung des Egos in andere Bereiche ist. Meinetwegen wo man dann anfängt damit anzugeben wer nun egoloser ist, oder wer länger meditieren kann, wer das geilere Zafu hat, aus der besseren Linie kommt, und so weiter. Zeitweise denke ich dann, dass das mit der Erleuchtung generell Bullshit sein könnte und fühle mich am besten wenn ich überhaupt nicht mehr suche und mich und mein Leben einfach als das akzeptiere was es gerade ist. Kein Buddha, kein dies kein das, einfach nur ich und das ist in Ordnung.
Keine Ahnung, kann alles ganz großer Quatsch sein, ich bin halt nur irgend ein Typ im Internet der gerne und viel schreibt. Ich kann nicht beurteilen ob es da was gibt das besser funktioniert, wo man dann auf Wasser laufen kann, aber selbst wenn glaube ich ist das auch nur temporär. Sandschlösser halt, wenn auch schöne. Ich glaube es kann nichts geben das einen langfristig erlösen wird.





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