Ich bin ja immer wieder fasziniert, WIE kurzsichtig Entscheider in und mit der Krise und ihren situativen Anforderungen umgehen.

Zwei Beispiele:

Zwischen Mainz und Worms gibt es die Eicher Seen. Baggerseen, die ich selbst seinerzeit gerne genutzt habe. Aber eben nicht nur ich. Viele andere auch. Das scheint sich nicht geändert zu haben. Um den Corona-Regeln zuwiderlaufende Massenanstürme am WE zu vermeiden hat die Gemeinde Eich vorletztes WE die Anzahl der Parkplätze auf 300 reduziert.
Was ist passiert? Klar: Sämtliche Zufahrtstraßen wurden, teils den Fließverkehr blockierend, zugeparkt. Hätte man sich niiiieeee im Leben ausdenken können!
https://www.swr.de/swraktuell/rheinl...ettel-100.html

Die Arbeits- und Lebensbedingungen und die Unterbringung von Leiharbeitern in der Fleischverarbeitung sind nicht nur nah an der Sklavenhaltung angesiedelt, sondern begünstigen auch noch die Ausbreitung ansteckender Krankheiten wie etwa Corona? Nein, soooowas! Hätte ja nieeemand drauf kommen können. Aber gut, das ändern wir jetzt!
Also werden mit der heißen Nadel schnell ein paar Gesetzesentwürfe gestrickt, die Leiharbeit und Werksverträge in der fleischverarbeitenden Industrie verbieten sollen. Ausgenommen bei kleinen Betrieben mit bis zu 49 Mitarbeitern.
Jup.
Und was macht ein Herr Tönnies?
Klar, mal eben schnell 15 neue GmbHs gründen, die dann antsprechend Kapazitäten WOFÜR haben? Richtig!
https://www.handelsblatt.com/unterne...Rsfqufu6Hn-ap1


Ich verstehe das wirklich nicht.

Gut, irgendein Gemeinderat in Rheinhessen hat vermutlich noch 'ne Menge anderer Dinge im Kopp, der darf auch mal 'nen Tucken zu kurz denken.

Aber im Bundesarbeitsministerium sitzen hochbezahlte Leute, die nix anderes zu tun haben, als durchdachte Verordnungen und Gesetze auf den Weg zu bringen. Und KEINER von denen lehnt sich mal in seinem Schreibtischstuhl zurück und überlegt: "Hm, wenn ich jetzt der Herr Tönnies wäre und das BMAS möchte mir mit diesen Gesetzen in die Suppe spucken - WAS würde ich dann tun?"

Und genau DAS macht mir von Anbeginn dieser ganzen Corona-Arie so zu schaffen: Nicht, dass Otto Normalverbraucher nix mit Studien und Evidenz anfangen kann. Der kann das einfach nicht. Oder es ist ihm zu anstrengend. Ist auch nicht seine Aufgabe.
Sondern, dass die Leute, die exakt dafür bezahlt werden (und zwar GUT bezahlt werden), Fakten, Daten, Sachlagen zu erheben, zu sammeln, vollständig und korrekt zu erfassen und zu verarbeiten und dann mit darauf fußenden, sinnvollen, durchdachten Entscheidungen daherzukommen ... exakt darin wieder und wieder komplett versagen.