Rezensionen
Der Leiter der Deutschlandfunk-Nachrichten, Marco Bertolaso, kritisierte Rossums Darstellung als polemisch und bemängelte eine zu schmale Datenbasis (ein Sendetag, der 1. November 2006). Das Ergebnis sei suggestiv und pauschalisiere. Außerdem stelle Rossum die Kompetenz der Zuschauer infrage. Seine Kritik gehe fehl, da Nachrichten immer systemstabilisierend wirkten, unabhängig davon, wie das System gerade aussieht: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei ausdrücklich geschaffen worden, um ein System zu stabilisieren, den demokratischen Rechtsstaat des Grundgesetzes. Rossums Darstellung blende außerdem manche kritikwürdige Aspekte aus: „Das schleichende Gift von Boulevardisierung und Infotainment, die gefährliche Tempoverschärfung durch halbgare Informationen im Internet, die Kommerzialisierung der Information als Ware sowie die schlichte Tatsache, dass vielen Redaktionen der Rohstoff Zeit ausgegangen ist.“ Außerdem fehle eine Analyse der Agenturen als „Themensetzer und Taktgeber der Nachrichtenwelt“.[5]
In der Rezension der Zeit attestiert Insa Wilke, Van Rossums Analysen überzeugten stets, wenn sie sachorientiert seien. Prägnant beschreibe er den Einsatz von „erblindeten Bildern“ ohne jeden Erkenntnisgewinn, die Stereotypen reproduzieren. Seine Kritik sei insgesamt aber in der Form polemisch überzogen. Die Lektüre sei jedoch zu empfehlen, weil sie den Leser aus der Berieselungshaltung reiße.[6]
Arno Orzessek von DeutschlandRadio Kultur bestätigt Rossum bei aller Kritik, der Gewinn seiner Untersuchung „jenseits des Lustgewinns für alle Freunde inzestuöser Medien-Hetze“ liege darin, „die eingeschliffenen Rituale der Nachrichtensendungen sichtbar zu machen, ihre - angesichts von Minutenbeiträgen - naturgesetzliche Oberflächlichkeit zu zeigen, die (weniger naturgesetzliche) Fehlerhaftigkeit zu dokumentieren, subtile und weniger subtile Vorentscheidungen weltanschaulicher Art offen zu legen und den Nachrichtenbetrieb etwas durchschaubarer zu machen.“ Van Rossum sei aber selbst ein Gefangener der Medienfalle: „Journalisten beobachten nicht die Welt, sondern fast ausschließlich andere Medien.“ Auch Rossum „füttere“ auf seine Art den von ihm kritisierten „Apparat“.[7]