...Ersten Analysen zufolge könnte sie sich sogar ein ganzes Stück schneller ausbreiten als bisherige Formen des Coronavirus: Eine Untersuchung von Public Health England (PDF), einer britischen Gesundheitsbehörde, zeigte, dass sich 15,1 Prozent der Kontaktpersonen von Infizierten ansteckten, die B.1.1.7 in sich trugen. Bei anderen Varianten lag diese Rate bei nur 9,8 Prozent. Das würde eine um ungefähr die Hälfte höhere Ansteckungsgefahr bedeuten.
Ein Forscherteam vom Imperial College in London kam kürzlich zu einem ähnlichen Ergebnis. Der noch nicht final begutachteten Studie zufolge könnte die Mutante die Reproduktionszahl des Virus um 50 bis sogar 75 Prozent erhöhen (Volz et al., 2020, PDF, Preprint). Diese
Reproduktionszahl R ist ein Maß, mit der die Verbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus gemessen werden kann und beschreibt die Zahl der Menschen, die jeder einzelne Infizierte im Durchschnitt ansteckt. Anstatt von durchschnittlich einer Person, wie es in den vergangenen Wochen immer wieder geschätzt wurde,
könnten das mit der neuen Virusvariante schon etwa 1,5 sein. ..Epidemiologen wie Adam Kucharski von der London School of Hygiene & Tropical Medicine haben in ihrer Forschung gezeigt, dass ein halbwegs gefährlicher Erreger, der aber ziemlich ansteckend ist, grundsätzlich schwerere Folgen für eine Gesellschaft haben könnte als ein Virus, das zwar gefährlicher ist, sich aber nur in einem moderaten Tempo verbreitet. ...
Sars-CoV-2, an dem vielleicht jeder hundertste Infizierte stirbt, könnte in einem Land wie Deutschland sogar mehr Schaden anrichten, als wenn sich – rein hypothetisch – der Ebola-Erreger hierzulande ausbreiten würde. Jenes Virus, das vor allem in afrikanischen Ländern immer wieder ausbricht und oft weit mehr als jede vierte infizierte Person tötet, wäre hierzulande wahrscheinlich schnell eingedämmt. Sars-CoV-2 allerdings breitet sich seit Monaten weitgehend unkontrolliert aus und tötet dabei anteilig zwar weniger Infizierte – in der Summe aber Zehntausende. ....