Zitat von
Julian Braun
Okay, genauer: Für die meisten buddhistischen Schulrichtungen macht es keinen Sinn. Bezüglich der Bardo-Lehren, welche eine ziemliche Eigenheit des tibetischen Buddhismus sind, ist es ebenfalls so, dass es einen eindeutigen Todesmoment gibt (die dritte innere Auflösung, zu erkennen daran, dass etwas Blut oder Schleim aus Nase oder Geschlechtsorgan austreten).
Die verschiedenen Ausprägungen des Buddhismus sind doch von anderen Weltanschauungen geprägt, die dort jeweils vor dem Eintreffen der Lehre, bzw. auch weiterhin existieren.
In Tibet IMO durch die schamanistische Bön-Religion, über die Wiki so was sagt:
Der Bön ist eine animistisch-polytheistische Religion mit starken schamanistischen Eigenschaften. Ahnenkult und eine ausgeprägte Beerdigungs- und Gedenkkultur sind ebenfalls wichtige Aspekte des Bön.
Da könnte ich mir vorstellen, dass die Bardo-Lehren eventuell da ihren Ursprung haben.
Auch die hier angesprochenen Himmelsbestattungen sind wohl zunächst eher den lokalen Umständen geschuldet (Mangel an Brennholz und gefrorene Böden), hindern aber - gerade bei kaltem Klima - nicht daran, den Toten eine Weile liegen zu lassen bzw. die entsprechenden Rituale durchzuführen.
Bei der muslimischen Vorschrift, den Verstorbenen innerhalb eines Tages zu beerdigen, hätte ich auch auf eine ursprüngliche klimatische Motivation getippt, aber dahinter stecken wohl auch Vorstellungen darüber, was mit der Seele nach dem Tod so passiert:
Der Tote soll innerhalb eines Tages begraben werden. Heute werden dafür meistens hygienische Gründe genannt. Der ursprüngliche Sinn für diese Eile liegt darin, dass der Todesengel die Seele nach dem Tode zum Himmel geleitet, damit sie dort eine Art Zwischengericht erfahren und anschließend wieder zum Körper ins Grab zurückzukehren kann. Tritt der Tod am Abend oder in der Nacht ein, soll das Begräbnis am kommenden Morgen erfolgen.
Der Tot eines Artgenossen ist für ein Tier mit höher entwickelter Kognition, schwer zu verstehen.
Eben war er noch lebendig und jetzt sieht er so aus, wie vorher, aber irgendwas ist anders.
Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind, als ich den aufgebarten Leichnam eines nahen Verwandten sah, mir dachte "sieht so ähnlich aus, ist er aber nicht".
Gut, der ist dann geschminkt und schon ein paar Tage alt...als noch kleineres Kind vielen mir an einem toten Onkel, zu dem ich weniger Bezug hatte, vor allem die blaue Verfärbung der Fingernägel auf.
Bei einem Sterbeprozess, bei dem ich direkt anwesend war (nach westlichen Vorstellungen) hab ich mich dann gefragt ob ich einen Unterschied/Übergang feststellen kann.
Konnte ich nicht, musste mich auf die Mediziner verlassen.
Aber ich bin ja kein Profi, der das regelmäßig macht.
Zurück zum Buddhismus: @Julian: wie ist das mit Ausprägungen, wie dem Zen-Buddhismus?
Gibt es da spezielle Totenrituale, die dem Verstorbenen nützen sollen?
In der wissenschaftlich orientierten Welt geht man ja eher davon aus, dass Begräbnisrituale den Hinterbliebenen nützen, damit die Abschied nehmen können und ihr Weltbild entsprechend dahingehend korrigieren, dass da jemand, der eventuell ein wesentlicher Bestandteil war, jetzt nicht mehr da ist.