
Zitat von
carstenm
Warum rechnest du "Ethik" nicht als eine eigenständige Disziplin, die in unterschiedlichen Fakultäten (Jura, Medizin, Theologie, Philosophie ...) verortet sein kann? (Funfact: Die Leiterin des Zentrums für Gesundheitsethik in Hannover, an dem ich mich fort und weiterbilde, wird derzeit geleitet von einer Frau, die in sich selbst Mathematik, Philosophie und Theologie vereint.)
Die Frage stelle ich mir in der Tat: Warum wäre die Philosophie denn deiner Ansicht nach in besonderer Weise qualifiziert?
Ich mag mich sehr täuschen, weil ich davon tatsächlich wenig weiß, aber nach meiner Kenntnis ist doch die Ethikarbeit in Deutschland, deren Produkt ja auch der Ethikrat letztlich ist, ganz wesentlich aus der Medizinethik hervorgegangen?
Die Akademie für Ethik in der Medizin und deren "Ausläufer" sind jedenfalls nach meiner Wahrnehmung von ganz zentraler Bedeutung für die Etablierung von Ethikarbeit im deutschen Kontext.
Die Fragestellungen, um die es im Ethikrat geht - und auch gehen sollte - betreffen in allererster Linie medizinische und bioethische Fragestellungen. Es ist das ja kein Gremium, das gewissermaßen eine allgemeine gesellschaftliche Meinungsfindung in Bezug auf kontroverse Themen leisten soll. Jedenfalls war er nicht so gedacht und wird auch bisher nicht so in Anspruch genommen. Auch in meinen "kleinen" ethischen Situation ist die Mitwirkung eines Mediziners immer unabdingbar. Darum Mediziner und Biologen, denke ich.
Und Ethikarbeit ist doch immer - im Großen (Ethikrat), wie im Kleinen (meine ethische Fallbesprechung in der Wohngruppe) - ganz eng juristisch verknüpft: Wenn wir beschließen, eine Magensonde zu ziehen, in dem Wissen, dass die betroffene Bewohnerin dann verstirbt, muß ja Klarheit darüber herrschen, ob das erlaubt ist, wer das ggf. tun darf (das ist dann übrigens wieder der obige Mediziner) ... etc.. Wenn wir beschließen (würden), daß es im Kontext der Corona Pandemie ethisch sinnvoll ist, daß alle Bewohner 3 Monate in ihren Zimmern verbleiben, hilft das nicht, weil der Jurist sagt, selbst 3 Minuten Einschluß seien bereits juristisch nicht möglich ... darum die Juristen (oder in meinen kleinen Situationen der gesetzliche Vertreter des Bewohners)
Welche schweben dir denn da vor? Und mit welcher Intention?
Ergänzend zu meinem Verständnis:
Ich kann mit der Kategorie "Theologen/Kirche" oder auch "könnte man bei Kirche einordnen" nicht wirklich etwas anfangen. Kannst du das vielleicht etwas ausführen?
(Ich z.B. bin Theologe - aber ausdrücklich nicht bei der Kirche einzuordnen - obwohl die mich ordiniert hat - aber nicht zum Dienst in der Kirche, sondern in einer Diakonischen Einrichtung - die sich eher auch im Gegenüber zu Kirche erlebt - undsoweiterundsofort - ... Vor allem aber gibt es ja nicht "die Kirche". Und nicht einmal innerhalb einer Kirche gibt es kohärente Meinungen oder Lehrgebäude. ... und Frau Bahr ist keine "Bischöfin", sondern Landessuperintendentin, was gerne mit "Regionalbischöfin" übersetzt wird, aber falsche Assoziationen weckt ... drum meine Frage: Was meinst du hier übergreifend mit "Kirche")