...Experten wie der Mannheimer Statistik-Professor Christoph Rothe sehen in der Zahl der doppelt Geimpften unter den Toten (Stand 3. Juli: 18 pro Tag) jedoch eine „Erfolgsgeschichte“ – und zwar der Impfkampagne in Großbritannien. Aktuell hat nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörden 85,7 Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung die Erstimpfung erhalten, 63,4 Prozent die Zweitimpfung (Stand: 2. Juli). Zur besseren Erklärung greift Rothe zu einer Analogie: „Mit Meldungen wie ,40 Prozent aller neuen Corona-Toten war geimpft‘ verhält es sich ähnlich wie mit ,70 Prozent aller Verkehrstoten war angeschnallt‘“, schreibt er auf Twitter.
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Dass mehr Menschen doppelt geimpft sind und „trotzdem“ sterben, scheint zunächst paradox, ist es aber nicht. Das liege an zwei Gründen, erklären auch Statistiker wie David Spiegelhalter und Anthony Masters im „Guardian“.
Zum einen bietet eine Impfung zwar einen Schutz vor schweren Verläufen, aber eben nicht zu 100 Prozent. Nach Studien liegt er je nach Impfstoff, Virus-Variante und Anzahl der Impfung zwischen 18 und 92 Prozent (siehe Grafik). Spiegelhalter und Masters gehen in ihren Ausführungen – ohne konkret den Impfstoff zu nennen – von einer Wirksamkeit von 94, bzw. 95 Prozent aus. Das bedeutet, dass je mehr Menschen geimpft sind, auch mehr Geimpfte unter den Corona-Toten zu finden sein werden.
Zum anderen wird ja mehr geimpft vor allem bei den Jungen, deren Risiko, einen schweren oder gar tödlichen Verlauf zu erleiden, schon vor der Impfung geringer war als bei den Älteren oder Risikopatienten. Nach der Impfung sinkt ihr Anteil in der Statistik der schweren und tödlichen Verläufe also weiter.
Dadurch wird der Anteil der Risikopatienten und Bevölkerungsgruppe 85+, deren Risiko für einen schweren bis tödlichen Verlauf ohnehin höher ist, also steigen. Zumal die Impfquote gerade in dieser Gruppe besonders hoch ist, weil sie eben zur Risikogruppe gehören aufgrund ihres Alters oder ihrer Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, Immunschwächen oder einer Organtransplantation.
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Die Wahrscheinlichkeit dieser Gruppe bei einer Infektion einen schweren oder tödlichen Verlauf zu erleiden, ist also sowieso um ein vielfaches höher. „Das bedeutet, dass ein vollständig geimpfter 80-Jähriger im Wesentlichen das Risiko eines Ungeimpften von etwa 50 auf sich nimmt – viel weniger, aber immer noch nicht nichts, und so ist mit einigen Todesfällen zu rechnen“, erklären Spiegelhalter und Masters zur Statistik weiter.