Detlev Krüger: „Die Hoffnung dieser Politiker ist es sicherlich, durch ‚2G‘ die Ausbreitung des Virus stärker kontrollieren zu können. Aber so einfach ist das nicht, weil sich immer mehr herausstellt, dass auch vollständig geimpfte Personen das Virus weitergeben können. Wir erreichen durch die Impfung keine sterile Immunität. Es ist, wie Hendrik Streeck es formuliert hat: Die Impfung ist vor allem Eigenschutz, nicht Fremdschutz. Insofern bezweifle ich, dass die 2G-Regelung eine Verbesserung zu 3G darstellt. Im Endeffekt bedeutet 2G nur mehr Unfreiheit, ohne mehr Sicherheit zu bieten. Deshalb hat auch das Testen weiterhin Bedeutung.“
"Krüger: „Wir müssen weiter testen, insbesondere Menschen, die mit vulnerablen Personengruppen arbeiten, etwa in Alten- und Pflegeheimen oder in Kliniken. Es ist gut, wenn diese Mitarbeiter geimpft sind, aber das allein bietet den Bewohnern und Patienten keinen vollständigen Schutz. Die Impfung wird einen gewissen Einfluss auf die Viruszirkulation haben, aber das gründliche Testen bleibt wichtig. Man darf sich durch die Impfung nicht in Sicherheit wägen.“
"Sind wir in einer „Pandemie der Ungeimpften“, wie z.B. Markus Söder es sagt? Krüger: „Nein, das sehe ich nicht so. Wir haben eine Pandemie der Ungeimpften und Geimpften, weil auch Geimpfte das Virus weitergeben können und sogar erkranken....."
"Am höchsten sind die Inzidenzen derzeit bei den Kindern. Sollte das Eltern Sorgen bereiten? Krüger: „Das sind ja keine Krankheitsinzidenzen, sondern Infektionsinzidenzen. Also positiv getestete Personen. Diese Höhe der Inzidenz hängt von der epidemischen Lage ab, aber auch davon, wie viele Tests in einer Gruppe durchgeführt werden. Die Testung hat in den Schulen und Kitas in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Daher ist es klar, dass im Herbst die Inzidenz in der Gruppe am höchsten ist, in der am meisten getestet ist – bei den Kindern. Daraus täglich Schlagzeilen zu produzieren, halte ich für kontraproduktiv, da das die Bevölkerungsgruppe ist, die zum Glück am seltensten erkrankt.“
"Kinder und Jugendliche impfen: Ja oder nein? Krüger: „Ich halte es – außer beim Vorliegen bestimmter Grunderkrankungen – nicht für notwendig. Ältere und Vorerkrankte sollten sich unbedingt impfen lassen, auch zum dritten Mal. Wenn man aber Nutzen und mögliche Schäden der Impfung bei Kindern abwägt, sieht das ganz anders aus.“
"Was muss jetzt passieren, damit sich die Intensivstationen nicht so schnell füllen? Krüger: „Das wichtigste ist der Schutz der Alten und Vorerkrankten, mit Tests und Impfungen. Gerade in diesen Gruppen muss man die Impfrate weiter steigern. Am besten wäre es sicherlich, die Bevölkerung ab 50 Jahren möglichst vollständig zu impfen, anstatt über die Immunisierung der Kinder zu streiten."