
Zitat von
Ripley
Was genau soll denn an den Händen mittels "Abhärtung" bewirkt werden?
Dass mehr "Wumms" hinter Fauststöße und Faustschläge kommt? Ist 'ne Frage von Kraft und Schnelligkeit, oder? Regelmäßiges Schlagtraining, aber gern mit geschützten Händen. Wumms kommt, so zumindest meine Trainer, dabei aber nicht aus den Händen, auch nicht aus den Schultern, sondern aus allem, was ich dahinterbringe. Hol ich notfalls aus der Fußsohle hoch.
Dass Knochen stabiler werden? Hmpf, ja, man sagt, dass Mikroverletzungen der Knochenhaut zur Kallusbildung und somit zu dickeren Knochen führen. Mag sein. Also mit Schmackes gegen Mauern und Co. kloppen!? Kann aber a) schnell schiefgehen, dann ist der Knochen eben durch, und sieht b) selbst wenn's gelingt, einfach ... unschön aus. Mehrfach gebrochene Finger- und Mittelhandknochen übrigens erst recht. Von der massiv erhöhten Arthrosegefahr schon in mittleren Jahren mal ganz abgesehen.
Dass die Haut nicht so schnell reißt oder aufplatzt? Da hülfen Schwielen, also dicke(re) Hornhautschichten. Dafür ist sicher häufige, reibungsintensive Belastung dieser Partien nützlich. Ggf. Liegestütze, ja.
Aber ... wer haut denn im realen Leben so mit nackten Fäusten auf andere oder anderes drauf, dass das eine Rolle spielt? Wie oft kommen wir denn so im Real Life in SV-Situationen? Hopsen wir hobbymäßig oder gar für Geld in Bare Knuckle Fights herum?
Nicht? Also, wozu?
Ach, ich seh schon, ich hab' schon wieder ein Problem zu verstehen, was "ächten Kärlen" offenkundig wichtig ist...
ich benutze mal deine Fragen als Aufhänger. ^^
Willst du deine Techniken wirklich mit Wirkung entfalten , dann kommst du an einer gewissen Abhärtung nicht vorbei.
Sinnvolle Abhärtung erhöht deine Schmerztoleranz . Das lässt sich in ein paar Wochen gut aufbauen , aber lässt ohne Regelmässigkeit leider auch wieder nach. Es muss also erhalten werden , wenn man es benutzen möchte .
Erhöhte Schmerztoleranz verringert die Gefahr das du unbewusst eine Schlagbremse in deine Bewegungsabläufe einbaust. Also ist wichtig immmer nur soviel bzw solange mit Wucht zu arbeiten , wie du den Schlag auch fliessen lassen kannst. Hier ist in meinen Augen ein grosser Knackpunkt weshalb manche nie wirklich Bumms entwickeln können.
Nicht weil die zu langsam wären oder zu wenig Kraft hätten , sondern , weil sie sich selbst ausbremsen. Locker Punkten ist kein Problem , aber die Kraft wirklich in das Ziel fliessen lassen mit DAHINTER stehendem Körper , machen trotz jahrelangem Training, nicht viele.
Mit regelmässigen Reizen kommt es auch Strukturell zu kleinen Umbauten . Damit meine ich nicht so sehr die Mikrorisse und ihre Reparatur in den Knochen , sondern den Einbau von Gewebe an und UM den belasteten Stellen.
Die Zwischenräume zw. den Knöcheln füllen sich auf . Also die Trefferlinie z.b. 3-5. Knöchel , wird flacher . Der Druck beim Auftreffen verteilt sich flächiger . Folge ist auch hier , man kann mit mehr Wumms arbeiten OHNE die Eigenbremse zu aktivieren.
Und ja natürlich , die Knöchel selber werden auch mit Gewebe umlagert.
Ebenso wird die Haut selber an den Belasteten stellen dicker bis hin zur Hornhaut . Wird widerstandsfähiger . Es dauert länger bis sie aufplatzt oder reisst beim Training , ABER auch hier. das geht wieder zurück (die Widerstandsfähigkeit der Haut) , wenn mal ne Weile keine Regelmässigkeit vorhanden war.
Der Handteller wird dicker in der Tiefe (nicht Breite) . Auch hier lagert sich Material ein und stablisiert dadurch ZUSÄTZLICH die Räume zw. den Mittelhandknochen. Vor Allem beim lockeren Schliessen der Faust.
Wenn du mal die mit Leuten arbeitest die gewohnt sind keine Bandagen oder Handschuhe zu benutzen , wirst du merken , das den ihre Fäuste sich irgendwie fester , härter , anfühlen , ohne das die die Faust fest zusammenpressen müssen. Das fühlt sich wie eine einzige Masse , wie ein fester Lehmklumpen an bis hin zum Gefühl "hart wie Stein" , wenn die auftreffen.
Mehrfach gebrochen Mittelhandknochen müssen NICHT automatisch unschön aussehen . Das könnte man auch als Mythos bezeichnen.
Arthrose ist NICHT zwangsläufig eine Folge . Auch DAS , also diese Zwangsläufigkeit und die zwangsläufigen steifen und schmerzhaften Hände , sind ein Mythos. Ist wohl eher wieder was individuelles und hat mehr mit Disposition zu tun .
Nochmal zu Erinnerung , ich spreche von SINNVOLLER Abhärtung (die dennoch zu Gewebeumbau und Einbau führen) und nicht von Excessen.
Und ich rede nicht von "ein auf harten Kerl machen" , sondern von Sinnhaftigkeit um deine eigenen Bewegungsabläufe nicht zu boykottieren , WENN du wirklich Wirkung erzielen möchtest. und Wummstraining machst ^^
Und Wummstraining bedeutet auch nicht , deine Schlagpower unendlich lange zu erhöhen , immer weiter ,immer stärker . Nöö , Es geht ab einem bestimmten Punkt an Schlagkraft nur noch um Ökonomisierung . Also den Aufwand für die SELBE Power , zu minimieren. Da bekommt die Bremse wieder einen wichtigen Part.
Klar ,hast du recht , das man dafür natürlich die komplette Kette bis hin zu den Füssen abrufen muss, aber genauso muss dein System das Ergebnis dieser kompletten Kette , ins Ziel übertragen können ohne sich selber zu zerstören.
und damit schliesst sich der Kreis , denn ohne diese Übertragungsfähigkeit , wirst du entweder was kaputt machen oder dich , wie erwähnt selbst ausbremsen.
Geändert von Cam67 (25-01-2023 um 16:14 Uhr)
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)