Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
Ihr habt da wirklich komische Schüler-Lehrer-Beziehungen. Das ist traditioneller Kampfsport und kein modernes Dienstleistungsunternehmen - auch wenn manche ihre Dojo heutzutag so aufziehen, was ihnen unbenommen bleibt.
Du sprichst da m. E. den entscheidenden Punkt an: wie verstehe ich mein Training, sei es als Trainer oder Teilnehmende/r?
Da wir alle hier, in der westlichen Industrie-Konsumgesellschaft leben, muß auch ein Kampfsporttraining als mit Geld abzugleichende Dienstleistung angeboten werden. Und zwar überall, weil man ja die Shaolin-Mönchshaltung mit totaler lebenspraktischer Hingabe nun kaum noch durchsetzen kann (Ausnahmen sind mir bekannt).
Darum ist das mit den Strafen so eine zweischneidige Sache. Wer sich wirklich im Training kurzfristig in eine besser geordnete "Anderswelt" versetzen will, findet die ganzen Etikette, Kleidungsvorschriften, Disziplinierungsmaßnahmen (kann fortgesetzt werden) super, da das die selbstgesuchte Weltsicht zementiert und hilft, sich von anderen Auffassungen/Praktiken abzugrenzen. Man kommt dann, für eine kurze Zeit, der anders formatierten Traumwelt etwas näher. Und das Beste ist: diese Traumwelt läßt sich im Alltag sozusagen nebenher mitnehmen. Aber Vorsicht: auch die "Anderswelt" ist eine Laborsituation, in die man reingeht nach Belieben, und auch wieder nach Belieben rausgeht. Die Shaolin-Mönche können das eben nicht so einfach. Ich meine jetzt die "echten" Mönche, nicht die zahlenden Schüler in den Tempel-Nebengebäuden (oder in Hessen, oder wo war das doch).

Gleichzeitig ist diese im Westen aufgerichtete "Anderswelt" im Grunde nur die ideale bürgerliche Welt, in der tatsächlich Anstrengung belohnt wird und Regelübertretungen geahndet werden. Mit anderen Worten, hier wird endlich mal das bürgerliche Versprechen eingelöst: Triebaufschub (Strapazen aushalten, nicht abbrechen), Anstrengung (auch Trainingsfleiß genannt) und dabei an die Regeln halten, dann kommst du auch weiter.
Also letztlich nur schöner Schein; wenn man gemein sein will, kann mans auch eine Spezialform der Spiritualität mit eigenen, selbstgemachten Regeln, verehrten Ahnen/Heiligen etc. nennen.
Darum läuft m.E. diese Diskussion bisher etwas ins Leere.