Zitat Zitat von amasbaal Beitrag anzeigen
als mensch... da gebe ich dir recht. mir gefällt er heute. früher hat ER mir nicht gefallen, aber 100% seine performance im ring.klar, kann er machen, was er will. so ne youtube-media-theater-dollar geschichte ist mir an sich unsympathisch. und, wie gesagt, sollte er da untergehen (kann es nicht so ganz glauben, aber glaube ist ja so ne sache...), mir täte es weh. ist halt so. vielleicht auch, weil ich da auch noch ein ganz klein bischen älter bin? ich fänd es schön, wenn so jungen schnöseln, die sich die welt kaufen können, auch mal ne grenze in ihrer selbstdarstellung gezogen wird.
Ich sehe das vielleicht nochmal aus ner etwas anderen Perspektive, nämlich als Ex-Wettkämpfer, der viel mit anderen Ex-Wettkämpfern zu tun hat. Klar, niemand von uns war annähernd so berühmt wie Mike Tyson, aber da sind auch Leute dabei, die lange nationale Spitze waren und z.T. auch international erfolgreich. Ich kenne z.B. einen Ringer, der die 80er hindurch international immer unter den Top 10 war (inkl. WM und Olympia), aber eben international nie ganz oben. Der hat bis er 59 war Bundesliga gerungen, plus Veteranen-WM (die er dann mehrfach gewonnen hat) usw. Einer meiner Trainer ist körperlich seit Jahrzehnten ziemlich am Anschlag, hat es sich mit 50 aber auch nicht nehmen lassen, vor einem Jahr bei der Deutschen Meisterschaft im Superschwergewicht zu starten (aktiv war er damals bis 68 und bis 74 kg), allerdings in seiner Altersklasse. Wir haben nachher mal darüber geredet, ich habe gefragt, ob ihm klar ist dass das mit seiner Verletzungsgeschichte vielleicht doch eher riskant sei. Er hat gelacht und gemeint, er sei inzwischen daran gewöhnt dass ihm alles weh tue "Oba es muass jo a a bissi Spass mochn". Ich hab ihn angeschaut und gemeint "Woasst wos, du host Recht."
Anders gesagt: manche haben das Gefühl, das erreicht zu haben, was sie erreichen wollten, andere jedoch nicht. Manchen fehlt die Aufregung, der Druck, die eigenartige "alles oder nichts" Klarheit, die man vor nem Wettkampf hat und die man meiner Erfahrung nach auf keine andere Weise erreicht, vielleicht auch das Rampenlicht, was weiss ich. Und das ist etwas, mit dem wir klarkommen müssen. Und wenn das die Fans (die uns vielleicht lieber so in Erinnerung behalten würden, wie wir in unseren Spitzenzeiten waren nicht sehen wollen) dann ist das ihre Sache und nichts, worauf wir meiner Ansicht nach gemäss einer unausgesprochenen moralischen Verpflichtung wegen Rücksicht nehmen müssten. Dass es riskant ist, weiss ohnehin niemand besser als wir, und niemand bekommt so direkt die Rechnung dafür präsentiert wenns schiefgeht. Schliesslich kenne ich kaum jemanden, der nicht auch so schon die eine oder andere Rechnung für seine Kampfsport-Karriere zahlen muss.

Davon abgesehen: Vielleicht hat er ja heimlich die Hoffnung, dem Jake Paul genau diese Grenze seiner Selbstdarstellung aufzuzeigen? Das êr so denkt würde ich nicht ganz ausschliessen, aber vielleicht hat er auch nur zu oft "Rocky Balboa" geschaut.