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Thema: Das perfekte BJJ existiert nur im Gi

  1. #1
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    Standard Das perfekte BJJ existiert nur im Gi

    Absolut abgefucktes Statement.;-) Der erste April ist vorbei und ich schreibe sowas, nach 31 Jahren No-Gi Training.:-)

    Aber da mich mein Sohn dazu inspiriert hat, nach vielen Jahren No-Gi mit dem Gi anzufangen und so wiedermal eine neue Episode in meinem Kampfkunst-Leben beginnt (2008 innere Kampfkunst, 2015 back zum modern BJJ, 2020 die Liebe zur Klinge neu entdeckt) hab ich meinen Fokus neu ausgerichtet.

    Mir geht es jetzt nicht um die Debatte was besser oder schlechter ist, aber mir ist eine Sache aufgefallen und das ist genau das, was ich in der Überrschrift geschrieben habe: Das perfekte BJJ existiert nur im Gi.

    Warum? Ganz einfach, BJJ basiert auf dem Prinzip von "Push and Pull". Ich schiebe und ziehe meinen Gegner, mit dem Ziel seinen Körper zu kontrollieren und die Arme und Beine vom Körper zu isolieren. So funktionieren schließlich die meisten Hebeln. Um das "Push and Pul" Prinzip ausführen zu können brauche ich was?

    GRIFFE


    Und genau das ist der Punkt. Wenn ich einen Körper biomechanisch so effizient wie möglich kontrollieren will, hilft es mir enorm, wenn es am GANZEN Körper Griffmöglichkeiten gibt. Ich kann quasi die idealen Griffe finden, weil ich eben überall greifen kann. Um jemanden zu pushen, als wegzudrücken oder auf Distanz zu halten, helfen mir die Griffmöglichkeiten auch, weil ich meine Stütze oder meinen Rahmen, durch einen Griff am gesamten Körper fixieren kann.

    Genau deshalb ist die effizienteste Form des BJJ, die mit Gi. Man lernt quasi das Idealbild des BJJ, die perfekten mechanischen Möglichkeiten.

    Und was ist dann mit No-Gi?

    No-Gi erfordert Improvisation. No-Gi erlaubt nicht die perfekten Griffe, sondern man muss improvisieren, um eine bestmögliche Kontrolle zu bekommen. Vielleicht braucht man dafür mehr Kraft oder Athletik, aber so ist es halt. Es ist nicht die perfekte Kontrolle, sondern die bestmögliche Kontrolle unter dem gegebenen Umstand, das man keinen Gi und somit weniger Griffmöglichkeiten hat.

    Was ist mit MMA-BJJ? Noch mehr Improvisation, noch weniger Griffmöglichkeiten, Faktoren wie Schweiss, Vaseline, Bandagen, Handschuhe, erlauben defintiv nicht, technisch perfektes BJJ zu machen. Man muss die nicht vorhandenen Griffmöglichkeiten eben durch Athletik ausgleichen.

    Was bedeutet das jetzt für die Praxis? Muss jeder erstmal BJJ im Gi lernen? Die heutige Realität und auch meine 30 Jahre Erfahrung, haben gezeigt, das das nicht so ist. Wer in No-Gi gut werden will, kann auch nur No-Gi trainieren. Es wird seinem Erfolg wahrscheinlich keinen Abbruch tun, das gleiche gilt auch für MMA.

    Aber wenn es darum geht, die perfekten Hebelverhältnisse am menschlichen Körper zu erforschen, die bestmögliche Effizienz zu entfalten, dann ist das Training im Gi schon ein sehr wertvolles Tool.

    Ich war immer um Effizienz bemüht auch beim No-Gi, von daher finde ich das jetzt spannend, herumzuexperimentieren mit neuen Möglichkeiten, die das Spiel noch effizienter machen. Noch sind es zwei komplett andere Welten. In der einen bin ich 4th degree Blackbelt, in der anderen fühle ich mich wie ein fortgeschrittener Blaugurt.:-) Ich gehe aber davon aus, das schneller zu ändern, als normale Blaugurte das tun können;-)

    Und ausserdem kann ich mit diesen No-Gi Outifts auch nix anfangen.:-) Gi ist einfach, die besser Klamottenwahl, deshalb hab ich auch die letzten 10 Jahre, in denen ich noch No-GI trainiert habe, sowieso selber immer einen Gi angehabt.:-)

  2. #2
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    Ja, Kleidung macht das Fassen entschieden einfacher und replizierbarer, während sich die gleichen Griffe am Körper bei jedem Partner oder Gegner etwas (von "ein wenig" bis "meilenweit") anders anfühlen, selbst geschlossene Griffe wie double underhook mit verschränkten Händen. In Summe ist das Spiel mit Kleidung auch etwas entschleunigt bzw. kann zumindest leichter in diese Richtung gebracht werden. Ich habe im Ringen angefangen und später dann Sambo, Judo usw. dazu genommen, und manchmal habe ich mir tatsächlich gewünscht, ich hätte es umgekehrt gemacht. Aber auch das hat seine Vorteile, nachdem man Athletik und Reaktionsvermögen so früh wie möglich entwickeln sollte.

    Auf der anderen Seite hat der Gi auch so seine Nachteile. Zu verweisen wäre hier zunächst auf die entschieden höhere Zahl von Fingerverletzungen, die im Gi auftreten. Darüber hinaus sind Gis im Schnitt erheblich teurer als ein funktionierendes NoGi outfit (klar, man kann auch da viel Geld hinblättern), trocknen langsamer und haben ein VIEL höheres Packmass. No-Gi Klamotten für eine ganze Woche Training passen in einen kleinen Rucksack, beim Gi brauchts dafür einen ausgewachsenen Koffer. Über den Stilaspekt kann man natürlich trefflich streiten - in Spandex gut auszusehen erfordert in der Regel einen erheblich höheren Fitnessgrad inkl. tieferem Körperfettanteil

    Im BJJ habe ich mich bisher um den Gi erfolgreich herumgedrückt; das liegt aber auch daran, dass es in meinem Club täglich NoGi gibt.
    Geändert von period (04-04-2025 um 14:09 Uhr)

  3. #3
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    Ich zitiere hier einfach mal Stephan Kesting aus der letzten BJJ Mental Models Folge:

    "I'm not anti the Gi. Personally I have nothing against the Gi. Many of my best friends wear Gis. That's ok. If that's what you're into, cool... Just keep it out of jiu jitsu."

  4. #4
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  5. #5
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    Falls nicht offensichtlich war .. das war aus der 1. April-Folge... Darin fordert er ein Verbot von Lapel-grips, weil es unfair ist, dass sich körperlich schwächere Spieler (beta males) damit einen Vorteil gegenüber ehrlichen Athleten (Alphas) ergaunern.

  6. #6
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    nebenbei: Cool, dass die Entwicklung jetzt mit deinem Sohn zusammen machen kannst und dass du da offen warst.

  7. #7
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    Ich kenne den Mental Models Podcast nur vom Namen, hab das noch nie gesehen......Ich bin immer offen, sonst hätte ich wahrscheinlich schon vor 17 Jahren die Lust an der Kampfkunst verloren:-)

  8. #8
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    Zitat Zitat von karla.schnikov Beitrag anzeigen
    Falls nicht offensichtlich war .. das war aus der 1. April-Folge... Darin fordert er ein Verbot von Lapel-grips, weil es unfair ist, dass sich körperlich schwächere Spieler (beta males) damit einen Vorteil gegenüber ehrlichen Athleten (Alphas) ergaunern.
    Da er ziemlich viel Gi Techniken in seinen Lehrvideos hat, war eigentlich klar, dass das nicht wirklich Ernst gemeint sein kann. Ich erlebe beim Training mit dem Gi oder alternativ mit langärmliger Straßenkleidung auch immer wieder, dass gewisse Techniken / Konzepte aus dem Waffentraining plötzlich nicht mehr so zuverlässig funktionieren wie im T-Shirt. Von dem her ist Training im Gi auf alle Fälle auch ein Augenöffner.
    Viele Grüße
    Thomas
    https://www.thiele-judo.de/portal/

    The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.

  9. #9
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    Der Gi hilft wirklich bestimmte Verhaltensweisen zu kultivieren. Angefangen von Base über Kuzushi etc. Aber er sollte kein Korsett sein.

  10. #10
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    Ja z.B. Butterfly Sweep mit Griff am Gürtel.:-) Da braucht man eine bessere Gewichtsverlagerung, um das zu stoppen, als No-Gi. Ich bin mal gespannt wie sich Heel-Hooks, etc. mit Gi entwickeln werden. Das ist ja etwas was kaum einer macht, von daher werde ich da mal bewusst dran arbeiten.:-)

  11. #11
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    Jein...

    Die Technikvielfalt mit Gi ist natürlich nochmals viel größer.

    Ich mag inzwischen beides, so im Alter bin ich tatsächlich froh, dass ich einige Leute mit Gi ein bisschen ausbremsen kann.

    Bin aber immer noch kein Fan der komplizierteren Gi-Spielereien.
    Das kann man mit guten Basics und einigermaßen früher Verteidigung ganz gut verhindern - und ich kann mir das eh nicht merken...
    "Eternity my friend is a long f'ing time!"

  12. #12
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    DIe Frage ist halt auch, ob all die Spielereien überhaupt der perfekte Griff sind, oder eben nur mögliche Spielereien.;-)

  13. #13
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    Man könnte auch argumentieren, dass es den "perfekten Griff", "die perfekte Technik(Variante" oder "die perfekte Taktik" allenfalls nur für einen einzelnen Athleten gibt, allenfalls für eine Gruppe von Athleten mit bestimmten Eigenschaften und Voraussetzungen in bestimmten Situationen. Ergo würde eine grössere Bandbreite an Techniken und Taktiken ggf. dazu führen, dass das System für mehr Personen funktionierend gemacht werden kann, sofern sichergestellt werden kann, dass die auch ausreichende kompetente Hilfestellung beim Erlernen und Einüben dieser Techniken und Taktiken bekommen und "paralysis by analysis" verhindert wird. Dass eine Handvoll perfekt beherrschter Techniken und Taktiken auch an der Weltspitze ausreichen können, sehen wir m.E. in so ziemlich allen KS und bei fast allen Athleten in denselben zur Genüge.

  14. #14
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  15. #15
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    "a long time ago," das ist doch alles nix neues, das gab es schon bei Marcello und ADCC als Marcello erklärt hat, dass er ca. 4 Wochen nur ohne Gi trainiert hat.
    Schön, dass du das auch, nach so vielen Jahren und Diskussionen, erkannt hast.
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


    http://www.jkdberlin.de

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