
Zitat von
ZEN2021
Absolut meiner Meinung! Da könnte sich ein weites Spektrum öffnen! Ich spule das immer mal wieder im Laufe des Tages im Geistes durch, wenn es mir in den Sinn kommt - wie würde solch ein WT denn aussehen? Wenn ich das im Geiste durchspiele, dann komme ich jedoch immer wieder an einen Punkt, der das Ganze schlichtweg aushebelt: Die Graduierungen, den damit verbundenen didaktischen Aufbau und die den damit verbundenen "Zwang". Was meine ich damit? Gehen wir mal ins Karate: Da brummen wir nach wie vor unsere Programme, um die Gürtel zu erhalten. Selbst im ach so freien und freien Aikido laufen im Hintergrund die Graduierungen, aber schon sehr harmonisch entzaubert und angenehm. Wer nicht will, der muss nicht.
Warum ist das im Wing Chun (in vielen Derivate, die ich kenne) so, dass es immer wieder und wieder auf diesen Graduierungsdruck hinaus gehen muss?
Lasst mich bitte mal weiter fabulieren:
Meinen ersten Kontakt zum Tai Ji Quan hatte ich damals in Mannheim hinten am Rheinufer ("Käääääfertal" und Waldpark, wem da was sagt). Da war über den Zeitraum Sommer bis Herbst eine absolut bunt zusammen gewürfelte Truppe von Menschen, die dort gemeinsam praktiziert hat. Das ging um 17 Uhr los und endete gehen 18 Uhr. Zwanglos, offen und frei. Klar war da eine gewisse "Ordnung" drin, aber die Grundsubstanz war sehr belebend. Was haben wir gemacht? Sanftes warming up, Formtraining und dann pushing hands. Ab da hat sich die Gruppe wieder mehr und mehr aufgelöst. Die meisten Menschen kamen wegen dem Formtraining. Jetzt, knapp 30 Jahre später denke ich da oft und gerne dran zurück. Jetzt der Bogen zum WT bzw. Wing Chun.
Wie oben beschrieben denke ich, ist es der Graduierungs-Programmgedanke, der hier hemmt. Dabei kannst du das im Wing Chun doch genau so laufen lassen. Oder ist das von der Grundidee eher zu verträumt, weil wir bei Wing Chun / WT eine andere Grundintention haben, denn im TJQ? Ich stelle mir das gerade einmal vor: Da steht einer im Park, es trifft sich eine Gruppe von interessierten Menschen, kleines warming up, erste Form und dann Partnertraining - ist das realistisch oder ist das System "dafür" nicht gemacht? Und vor allem, würde ein LT da mit machen oder geht es da letztlich und am Ende rein wieder um Macht und Geld?