Vorneweg: meine Antwort wird wahrscheinlich etwas anders ausfallen als die meisten, die hier vielleicht noch kommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich rein aus der Wettkampfecke komme, selbst Trainer im Ringen war (auch für Kinder) und ein Grossteil meines Freundeskreises aus Trainern besteht.
Also, zuerst mal: es gibt gute Trainer und schlechte Trainer, und es gibt mehr oder weniger einfühlsame Trainer. Ersteres kann man anhand der Beschreibung schwer beurteilen – hat oder nicht hart heisst weder gut noch schlecht, das ermisst sich an den Ergebnissen, die man damit erzielt. Zweiteres lässt sich dagegen relativ einfach sagen. Und da muss man abwägen, ob man sich das antun will oder eben nicht. Erwartungshaltung spielt auf beiden Seiten eine Rolle – manche Trainer wollen nur Wettkämpfer produzieren und haben kein Interesse an irgendwas anderem. Ich hatte viele von denen, und für mich war das super („Zwei Idioten, ein Gedanke“). Aber ich habe auch die andere Seite gesehen und muss zugeben, dass ich als Kindertrainer letztlich auch deswegen aufgehört habe – ich habe eingesehen, dass ich von Kindern nicht erwarten kann, dass sie das auch so sehen, und nachdem wir damals nur Kids ohne Wettkampfambitionen da hatten, konnte ich für niemanden das Training so halten, wie es mich interessiert hätte.
Was man dem Trainer zugute halten muss: nach allem, was Du geschrieben hast, hat der Trainer Deinem Sohn nicht geschadet. In den meisten der genannten Situationen hätte er nur menschlich anders reagieren können, aber kaum faktisch. Und ob es die Aufgabe des Trainers ist, die Trainierenden zu motivieren, darüber lässt sich streiten. Ich muss gestehen, dass das auch immer das war, womit ich die meisten Probleme hatte: und zwar, weil ich weiss, wie hoch die Rechnung sein kann. Ich bin von Anfang 20 bis heute fast jeden Tag mit irgendwelchen Schmerzen aufgewacht – zunächst wars jeden Tag was anderes, das war noch ok, aber irgendwann sind dann die chronischen Sachen dazugekommen. Und wenn ich jemanden dazu bringe, das auf sich zu nehmen, der das Risiko nicht kennt und / oder das alles eigentlich gar nicht wirklich will, dann würde ich mich schuldig fühlen. Da ist es aus meiner Sicht ehrlicher, wenn ich der Person sage oder anderweitig zu verstehen gebe, dass sie wahrscheinlich in dem Sport nicht glücklich werden wird und lieber was anderes machen sollte.
Was noch dazu kommt: Viele sehen meiner Meinung nach nicht, dass Trainer auch nur Menschen sind. Ich hatte Trainer, die sich durch berufliche Krisen, schwere Scheidungen, Verlust von engen Freunden und wertvollen Athleten (und damit meine ich nicht „Team gewechselt“, sondern „hat sich in Untersuchungshaft aufgehängt“), chronische Schmerzen und was-weiss-ich noch alles quälen mussten, während sie pausenlos Training gehalten und den Verein gemanagt haben. Und in Sportarten wie Judo und Ringen machen die das obendrein noch umsonst oder fast umsonst. Ich bin der Meinung, dass sie das gut gemanagt haben, die meisten Sportler haben nichts davon mitgekriegt – ich schon, weil die meisten meiner Trainer für mich Familie waren und ich bei ihnen daheim ein- und ausgegangen bin.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ihr müsst selbst entscheiden, ob das das richtige Umfeld für Euren Sohn ist. Als Elternteil einen Trainer dazu zu bewegen, sein Training oder Verhalten anders auszurichten, ist in einem Vereinsmodell ziemlich sicher zum Scheitern verurteilt.