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Der soziale Faktor ist ein wichtiger Punkt. Als wesentliche Begründung für die überproportional hohen Kriminalitätsquoten von Ausländern führen Kriminologen stets drei Faktoren an: Alter, Geschlecht und prekäre soziale Verhältnisse.
Natürlich haben junge Männer statistisch gesehen ein größeres Risiko, kriminell zu werden. Natürlich begehen Männer die allermeisten Gewalttaten. Ebenso spielen soziale Verhältnisse sowie Bildung eine Rolle, ob jemand eher eine Straftat begeht oder eher nicht. Aber all diese Faktoren erklären nicht einmal ansatzweise die massive Überrepräsentation bestimmter Ausländer in den relevanten Statistiken.
Gehen wir die Gründe durch. Zunächst das Alter. Es gibt mehr ausländische junge Männer im Vergleich zur deutschen Wohnbevölkerung. Das sei ein Grund für die „höhere Kriminalitätsbelastung“ von Ausländern, heißt es beim BKA. Sie hingegen sagen: Man muss Gleiches mit Gleichem vergleichen. Für Ihr Buch haben Sie auf Grundlage der PKS von 2023 die Anzahl ausländischer Tatverdächtiger im Al*ter von 14 bis unter 30 Jahren mit der Anzahl deutscher Tatverdächtiger aus derselben Alterskategorie verglichen. Mit welchem Ergebnis?
Ausländer waren trotzdem noch überrepräsentiert. Bei Raub waren es bei den jungen Erwachsen von 21 bis 25 Jahren rund 386 Prozent mehr, bei schwerer Körperverletzung rund 300 Prozent. Ähnlich sieht es auch bei der Statistik für die Verurteilten aus. Wenn man also den Faktor „junge Männer“ berücksichtigt, nähern sich die Quoten von Deutschen und Ausländern nicht an. Der Faktor „Alter“ erklärt daher die hohen Kriminalitätszahlen von Ausländern in keiner Weise.
Aber wie sieht es mit dem Sozialstatus aus? Kriminologen und BKA führen das junge Alter in Verbindung mit prekären sozialen Verhältnissen und dem Leben in kriminalitätsbelasteten Großstädten als Grund für die hohe Delinquenz von Ausländern an. Das Ifo-Institut hatte kurz vor der Bundestagswahl eine Studie veröffentlicht, die zu diesem Ergebnis kommt. Sie kritisieren, dass die Studie eine „viel zu grobe Perspektive“ einnehme.
Und die Studie erklärt nicht die entscheidende Frage: Sind die Viertel, in denen die Ausländer wohnen, kriminalitätsbelas*teter durch den Zuzug von Ausländern, oder werden die Ausländer durch die Viertel zu Kriminellen? Man muss sich wieder vergleichbare Gruppen anschauen: Tatverdächtige aus bestimmten Herkunfts*län*dern mit geringem Sozialstatus und Wohn*ort in der Großstadt und die entsprechenden Tatverdächtigen der Inländer und anderer Herkunftsländer. Es gibt Un*tersuchungen dazu. Und da sieht man wieder: Die Quoten unterscheiden sich immer noch stark.
Aber kann man diese Gruppen wirklich miteinander vergleichen? Der deutsche junge Sozialhilfeempfänger hat in der *Re*gel noch ein anderes soziales Umfeld mit Eltern und Freunden, das die Risiken für Straftaten mindert. Das haben zum Beispiel junge Asylbewerber nicht.
Das mag manchmal zutreffen. Aber es erklärt immer noch nicht die zum Teil ex*trem hohen Kriminalitätsquoten bei bestimmten Herkunftsländern. Es gibt Un*ter*suchungen, die die Korrelation von So*zialstatus und Delinquenz anhand be*stimmter Nationalitäten aufschlüsseln. Da fällt auf, dass zum Beispiel bei einer Gruppe, bestehend aus Algeriern, Libyern, *Tunesiern und Ägyptern, rund 19 Prozent als sozial schwach gelten. Die Kriminalitätsrate dieser Gruppe beträgt jedoch rund 23 Prozent. Bei Vietnamesen gibt es einen ähnlich hohen Anteil von sozial Schwachen – doch ihre Kriminalitätsrate beträgt nur rund drei Prozent. Die These von den sozialen Faktoren und dem jugendlichen Alter als Erklärung für die Unterschiede wird so klar entkräftet.
Gibt es auch Herkunftsstaaten, deren *Kriminalitätsquote geringer ist als die der Deutschen?
Ja, das sind vor allem Länder aus Ost- und Südostasien, zum Beispiel auch Indien. Ebenso muslimisch geprägte Länder wie Malaysia und Indonesien.
Erklärt werden die hohen Quoten von ausländischen Tätern allerdings nicht nur mit Alter, Geschlecht und Sozialstatus. Es heißt zudem, man könne die Zahlen von Deutschen und Ausländern schwer vergleichen. Begründet wird das mit zwei Argumenten. Erstens: Das Dunkelfeld kann in der Kriminalstatistik nicht abgebildet werden. Es gibt demnach mehr Straftaten durch Deutsche, die aber nicht angezeigt werden. Zweitens: Wenn Touristen oder Personen, die sich illegal im Land auf*halten, Straftaten begehen, werden sie als tatverdächtige Ausländer mitgezählt, obwohl sie in der Bevölkerungsstatistik zur Anzahl der Ausländer nicht erfasst werden. Sie bewerten diese beiden Argumente als „Desinformation“. Warum?
Zunächst zum „Touristen“-Argument. Die Anzahl der tatverdächtigen Touristen und anderer Ausländer, die nicht in der Wohnbevölkerung erfasst werden, ist viel zu gering, um die drastisch erhöhten Quoten einzelner Nationen bei bestimmten Delikten zu erklären.
Wie sieht es beim Dunkelfeld aus?
Kriminologen wie Christian Pfeiffer sprechen seit Jahren davon, die These unterstellt Rassismus und lautet: „Mohamed wird öfter angezeigt als Moritz.“ Allerdings wird hier oft vor allem auf Schülerbefragungen Bezug genommen, die wenig über das ganze Kriminalitätsspektrum aus**sagen. Gerade Tötungsdelikte sowie schwere Gewalt- und Sexualdelikte müssen nicht eigens angezeigt werden, die Polizei ermittelt von Amts wegen: Wenn irgendwo eine Leiche liegt oder ein schwer Verletzter ins Krankenhaus kommt, sind diese Fälle raus aus dem Dunkelfeld. Sollte aber die These zutreffen, müssten ja bei Straftaten gegen das Leben die Quoten von Ausländern im Vergleich zu denen von Deutschen geringer ausfallen – da auch die Taten von Deutschen auf jeden Fall angezeigt werden. Aber das ist nicht der Fall: Gerade bei schweren Straftaten fallen bestimmte Nationalitäten durch überproportional hohe Fallzahlen auf.
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