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Nagare
Kannte mal jemanden, der keine Angst vor Gewalt hatte.
Woran machst Du das fest?
Insgesamt erinnert mich Deine Geschichte ein wenig an den Dialog an ein Kinderspiel
"wer hat Angst vor'm schwarzen Mann?"
"niemand!"
"und wenn er aber kommt?"
"dann laufen wir davon...."
Zitat von
Nagare
Als diese Person in einer sehr eindeutigen Situation war, in der es kurz vor'm Krachen war, konnte die Person gar nicht agieren, weil sie Gedankengänge hatte wie "ich muss gleich noch iInkaufen gehen, ich habe doch keine Zeit dafür" und "wenn ich jetzt was mache, bin ich vielleicht meinen Job los". Dies waren zwei Gedankengänge, als sie die Faust auf sich zukommen sah.
Und wie ist das weitergegangen?
Hat's noch geklappt mit dem Einkaufen?
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Nagare
Eine Hemmung also, die in dieser Form nichts mit der Angst vor Gewalt zu tun hatte.
Da müsste man nun genaueres über die Situation wissen.
Wenn die tatsächlich für denjenigen nicht bedrohlich war, dann sind das ja durchaus sinnvolle Überlegungen.
Falls mich z.B. ein unbewaffneter Vierjähriger angreift, könnten das sinnvolle Sorgen sein, denn um meine körperliche Unversehrtheit muss ich mir eher weniger Gedanken machen.
Wenn es sich um einen vierundzwanzigjährigen Hooligan handelt, könnte es auch eine konstruierte Begründung für die Wahrnehmung eines Gefühls (Angst, Sorge) bzw. einer Handlung bzw. Nichthandlung sein, um eine kognitive Dissonanz aufzulösen:
Selbstbild: "Ich hab keine Angst vor Gewalt."
Wahrnehmung: "In der Konfrontation mit potentieller Gewalt fühle ich mich unwohl und habe ich eine Handlungshemmung"
Lösung: "Das liegt daran, dass ich mich um meine Einkäufe oder meine Karriere sorge, nicht etwa weil ich Angst vor Gewalt hätte."
Irgendwie erinnert mich die Beschäftigung mit einem, je noch Bedrohung, irrrelevanten Themen auch irgendwie an das, was einem früher in der Schule als "Übersprungshandlung" verkauft wurde:
Das wohl am häufigsten angeführte Beispiel für Übersprungbewegungen bezieht sich auf Beobachtungen an annähernd gleich starken Hähnen, die miteinander ihre „Hackordnung“ auskämpfen: Plötzlich pickt einer der beiden auf dem Boden umher, als würde er Futter aufnehmen, und häufig folgt der andere umgehend dem Vorbild des Rivalen.[11] Gedeutet wird diese Situation im Rahmen der Instinkttheorie als Ausdruck einer gleich starken Kampf- und Flucht-Motivation (Handlungen A und B), was als Übersprungbewegung „Futterpicken“ (Handlung C) hervorrufe. Nach einem solchen „Zwischenspiel“ werde der Kampf in der Regel fortgesetzt.
es gibt aber auch alternative Deutungen dieses Verhaltens:
Das oben erwähnte Beispiel der kämpfenden Hähne (von denen einer plötzlich auf dem Boden umher pickt, als würde er Futter aufnehmen), kann beispielsweise auch als soziales Signal gedeutet werden, das dem Rivalen möglicherweise anzeigt, dass sich der pickende Hahn so überlegen fühlt, dass er selbst in dieser prekären Situation noch Futter aufnehmen kann
Natürlich kann Erziehung ("man darf Schwächere nicht schlagen") auch stark hemmend wirken. Oder die Angst vor dem sozialen Abstieg (Jobverlust).
Daher gelten Leute, die nix zu verlieren haben (Desperados), ja durchaus auch als gefährlich.
Man denke auch an das berühmte Hetzjagdvideo aus Chemnitz:
Da hört man ja eine Frauenstimme: "Hase Du bleibst hier".
Da "Hase" ein eher ungewöhnlicher Name für einen Hund ist, könnte diese Anweisung doch einem (gewaltbereiten?) Mann gegolten haben, der so (aus Angst vor Ärger mit einer nahestehenden Frau) wohl wirksam in der Auslebung seines Jagdtriebes gehemmt wurde.