Das wundert mich nun etwas.
Hat nicht kanken erzählt, wie schwierig es sei, da an einen eingeweihten Lehrer zu kommen?
Druckbare Version
Chan nutzt natürliche (rhythmische) Bewegungsmuster, die auf einer synchronen Aktivierung von Muskelketten beruhen und dadurch im Gegenüber bestimmte posturalen Reflexe auslösen.
Shacklock, Vojta und Myers bieten sich da als theoretische Voraussetzungen an, neben dem Kandel, sollte dich die westliche Theorie dahinter interessieren.
Die Leute brauchten früher so eine theoretische Wolke jedoch nicht, die haben einfach rausgefunden wie bestimmte Übungsmethoden gut wirken, durch beobachten der Natur, nachdenken und ausprobieren.
Wenn man so übt passieren interessante Dinge mit dem Körper und der eigenen Bewegungsqualität, das kann man dann halt nutzen um effektiv den Speer, das Schwert, den Bogen etc. zu nutzen und natürlich auch um unbewaffnet zu kämpfen.
Das Lustige ist das sehr sehr einfache Bewegungsmuster übrigbleiben die sich nur unterschiedlich wiederholen und kombiniert werden. Wie sagte WXZ so schön:
"Natural movement, pure natural movement."
Diese Art der Bewegung kann fast süchtig machen, für mich vergehen die 50 Minuten stehende Säule am Tag wie im Flug, ist fast so wie eine Ganzkörpermassage :D
Grüße
Kanken
Würde mich auch interessieren. Meine Neugierde ist jedenfalls (schon länger) geweckt.Zitat:
Wenn du im Forum keine Namen nennen willst, gerne auch per PN, bin wirklich ernsthaft interessiert.
-
Zu ZZ (keine Ahnung, ob das bei kanken vorkommt): Eine vielleicht oberflächliche Übung, bei der man aber schnell spürt, was Vorstellung auslösen kann, ist es, in ZZ das Gefühl zu erzeugen, sich auszudehnen. Anfängliche Hilfestellung: Beim Einatmen expandiert man ein Stückchen mehr, beim Ausatmen "löst" man Spannung im Körper (ohne mit dem Expandieren aufzuhören). Da braucht es bei mir nur ein paar Sekunden, bis ich etwas spüre.
Falls das ein alter Hut für dich ist, sorry:)
Ich mag Deine Art Humor, das trifft es ganz gut :D
Es gibt einige einfache Übungen im ZZ, man braucht aber ein wenig Zeit damit sich diese Art der "Muskelansteuerung" entwicklen kann. Je nach "Vorkenntniss", bzw. Vortraining unterschiedlich lange.
Diese Übungen muss man aber ein mal auf "unterschiedlichen" Kanälen gezeigt bekommen, vom reinen lesen wirst du nicht das Gefühl davon "inkorporieren".
Komm einfach mal in MS vorbei, selbst wenn du es im Training doof oder langweilig findest ist Münster immer eine Reise wert....
Grüße
Kanken
Ist sicher richtig. Es scheint aber (leider) auch nicht wenig verbreitete Praxis zu sein, als Lehrer quasi wider besseres Wissens nur klein(st)e Hinweise vorzugeben und den Rest den Schüler herausfinden zu lassen (Im Fall des Wado-Mannes hatte dessen Lehrer einen sehr profunden Koryu-Hintergrund und kannte definitiv strukturierte Übungen).
Aber vielleicht ist´s im Massenunterricht einfach nicht möglich zu vermitteln oder der Schüler ist schlichtweg noch nicht so weit.
@Nagare
Danke :).
Simpel gesagt ja. Ist aber die ganze Bewegung an sich. Nach meinem Dafürhalten ist Chan entspannt bis in die Zehenspitzen, und das eben am halbwegs unkooperativen Partner. Ich nehme an, gerade deswegen kommen auch diese Pushes - bei einem schwereren Partner - zu Stande.
Was hier noch so alles unter der Oberfläche abgeht, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Grüße
Wieso wider besseren Wissens?
Es gibt klar definierte Übungen, alleine und am Partner. Es gibt klare Anweisungen des Lehrers was man sich vorstellen soll und wie man üben soll. Das sind keine "Fancy moves" oder total abgedrehten Dinge. Es sind sehr einfache Sachen die einfach sehr oft wiederholt werden müssen. Ich bin ein Jahr einfach nur mit einem bestimmten Bild in 8 verschiedenen Handhaltungen im Kreis gegangen und habe geguckt was dieses Bild mit meinem Körpergefühl tut. Diese "Rückmeldungen" meines Körpers habe ich mit meinem Lehrer besprochen und manchmal kam nur ein "gut so" oder "nicht so kompliziert", "entspann mehr" etc.
Am Partner funktionierte nichts wirklich gut, aber ich habe einfach weitergemacht. Dann hat mein Lehrer das Bild ein wenig komplexer gemacht und mir eine Kleinigkeit gesagt, die mein gesamtes Training in einem neuen Licht gezeigt hat. Also wieder von vorne in die Handhaltungen, jetzt mit zwei "einfachen" Wechseln. Dazu noch ZZ um diese "Kleinigkeit" neu auszuprobieren.
Nach 3 Monaten hatte sich radikal etwas in mir verändert, nach 6 kam ein richtig großer Schritt, dann wieder "eine Kleinigkeit" im Bild durch meinen Lehrer und wieder zurück ins ZZ und Kreisgehen um das auszuprobieren, dann irgendwann das Nächste und so weiter...
Was viele einfach hierzulande nicht verstehen ist das man es SELBSTSTÄNDIG ausprobieren muss, täglich. Diese Art der Übung kann man jederzeit am Tag machen, sogar bei der Arbeit.
Wer nur zwei oder dreimal die Woche Abends in ein Dojo geht, der wird niemals so trainieren können. Diese Art des Trainings muss den gesamten Tag durchdringen.
Eine neue "Kleinigkeit" und man kann alles Gelernte noch einmal neu betrachten.
Ich weiß nicht wie viele "Kleinigkeiten" mein Lehrer mir schon gegeben hat, aber jedes Mal ist es ein "Wow" je länger man darüber nachdenkt und je länger man damit arbeitet. Man muss diese Worte selber ERFAHREN in der täglichen Praxis und dann diese Erfahrung am Partner wirken lassen.
Das Lustige ist das es eigentlich immer einfacher wird. 8 Handhaltungen, drei Wechsel im Kreisgehen, fertig. Ist alles drin was man braucht, alle anderen Wechsel, alle Anwendungen etc.. Dazu noch ein wenig ZZ und fertig. Selbst im ZZ ist eigentlich ALLES drin, mehr braucht man gar nicht, aber da bin ich noch nicht, das ist ein wenig zu komplex...
Dieses Verständnis muss man sich aber selber erarbeiten, kein Lehrer der Welt kann einem die Erfahrungen implementieren. Im Gegenteil, je mehr äußeren Input man bekommt, desto größer ist die Gefahr einfach nur vom Lehrer zu konsumieren.
Der Lehrer zeigt/sagt einmal, der Schüler muss üben bis er es versteht. "You have to think about it" ist der Satz den ich von meinem Lehrer wohl am öftesten gehört habe.
Die wenigsten Leute heute sind leider bereit so zu trainieren, man meint auf Lehrgängen (am Besten noch bei wechselnden "Referenten") Wissen vermittelt zu bekommen und wundert sich das die evtl. wirklich guten Leute nur Kleinigkeiten "andeuten".
Wissen kann man nicht konsumieren, Wissen kann man sich nur selber aufbauen und dazu muss man selber üben, üben, üben.
Grüße
Kanken
:halbyeaha
IMHO insgesamt klasse Beitrag.
Einzig an dieser Stelle würde ich eine kleine Differenzierung machen:
"Wissen" kann man IMHO konsumieren (gerade in der heutigen Wissensgesellschaft) - KOMPETENZ (i.S.v. Können) dagegen nicht. Die muss man sich (selbst!) aneignen!
Ich erlebe es (früher wie heute) ganz oft wie beschrieben so, dass viele sogar nur 1x wöchentlich ins Training kommen ... und sich dann wundern, dass alles von letzter Woche wieder weg ist. Ganz zu schweigen vom Aufbau irgendwelcher innerer Empfindungen. Und manche TN scheinen sogar echt glücklich, dass sie, über Jahre hinweg, jede Woche auf's Neue (nur!) die gleichen Bewegungen machen (und genau an den gleichen Stellen 'aussetzen') :confused:
Allerdings erlebe ich es auch (früher wie heute) recht selten, dass einem der (die) Trainer(in) reinen Wein einschenkt und tatsächlich sagt, dass man selbst trainieren soll (muss!), um weiterzukommen! Das mag dem Gedanken geschuldet sein, dass man seine Schüler nicht vergraulen will?
Naja, und wenn's beiden Seiten mehr oder weniger gefällt (bzw. man sich damit arrangiert hat) ... :rolleyes:
-
was du meinst sind erst einmal nur Informationen. die kann man konsumieren und sammeln und manchmal bleibt es auch dabei. wenn zu den Informationen das Verstehen, durch ein Sicheinbringen und ein "in den Dingen sein" (Inter esse ) dazu kommt, dann entsteht etwas was man als Wissen bezeichnen kann. z.b. durch Üben, Üben , Üben. erst dann "weiß" man. bis dahin hat man es erst mal nur gehört oder gelesen.
Wissen kann nur erarbeitet werden und nie konsumiert. ^^
sorry falls es bissel zu forsch klang. (wollte nur den Unterschied klarmachen)
-
-
Die Fass-Metapher ... :confused:? :D
Aber back to the roots: Mein Anliegen war ja (nur) die Unterscheidung zwischen Wissen und Kompetenz - wobei jetzt dank des netten Hinweises der Differenzierung zwischen Wissen und Informationen tatsächlich ...
- ein Faß (i.S.v. Wissen)
- mit Boden (i.S.v. Information/en)
- und Deckel (i.S.v. Kompetenz)
draus wird ;).
Ist ja wirklich spannend. Danke für diese "Modell-Vorlage"!
@ kanken
Schöner Beitrag, ist im Grunde nichts gegen zu sagen. Sicher ist´s nutzlos, jemanden mit Details zu füttern, wenn´s der Körper noch gar nicht umsetzen kann.
In meinem Beispiel des Wado-Mannes meinte ich bspw., dass sein Lehrer ihm mehr als einmal gesagt hat, er solle sich „in Harmonie mit dem Planeten“ bewegen. Das ist ja so ein Spruch, an dem man im Grunde sein ganzes Leben feilen kann. Genauer ausgeführt, wie er das erreichen kann, hat er´s aber wohl nicht. Das findet der Schüler so nach und nach selber raus.
In meinem unmittelbaren Umfeld hat der japanische Lehrer seinen Schüler auch alles selbst rausfinden lassen.
Es macht aber schon etwas stutzig, dass in den Koryu bspw. die höchste Stufe (Menkyo Kaiden, …) in einer ziemlich endlichen Zeit zu erlangen ist (5, 10, 20 Jahre), aber im Karate bspw. 40, 50 Jahre vergehen, bis die höchste Stufe vielleicht mal erreicht wird. Plus - wenn ich mal die Shindo Yoshin Ryu nehme - das Können und die Komplexität ein völlig anderes Kaliber sind.
Aber vielleicht liegt´s tatsächlich nur daran, dass dann die späteren Menkyo Kaiden den ganzen Tag im Prinzip nichts anderes machen und den Lehrer mehr oder minder täglich sehen.
Letztlich trifft´s das sehr gut:
Grüße