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CeKaVau
Wissenschaft versucht, die Welt anhand von allgemein wirkenden Gesetzmäßigkeiten zu erklären. Es geht also darum, diese Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Eine Hypothese ist genau dies, ein Erklärungsmodell für ein z.B. physikalisches Phänomen. Eine Hypothese ist wertlos, wenn sie einen Gott braucht.
Eine Hypothese ist "zunächst" nur eine Annahme, wie eben auch "Gott" nur eine Annahme ist. So, wie Wissenschaft "VERSUCHT" die Welt zu erklären, "VERSUCHT" die Religion Gott zu erklären. Die einen anhand vor Wirkungen an denen sie bestimmte Wahrheiten erkennt, die sie daraufhin als Naturgesetze formuliert, die anderen anhand von Wirkungen an denen sie bestimmte Wahrheiten erkennt, die sie als Glaubenssätze formuliert.
Sowohl die Einen, wie die Anderen sind Beobachter von Wirkungen.
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Treten neue Daten zu Tage, die mit der von der Hypothese postulierten Vorhersagen nicht korreliert, muss eine neue Hypothese her oder die bestehende muss verfeinert/korrigiert werden.
Was in der Religion ein vergleichbaren Prozess bewirkt. So haben die Daten der Evolutionstheorie konkrete Auswirkungen auf die Religionstheorie. Das Eine auf das Weltbild, das andere auf das Gottesbild.
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Das ist keine Wissenschaft, dass ist der Kernpunkt von Religion. Das ganz sichere Gefühl, dass da doch irgend etwas sein muss.
Nein, ich habe nicht behauptet, das das Wissenschaft ist, ich weise hiermit darauf hin, dass Wisschaft(ler) hinter ihrem Wissen dazu steht, dass es da hinter etwas (unerkanntes) gibt, das sie nicht erklären kann, möglicherweise mit wissenschaftlichen Methoden auch nicht erklärbar ist. "Die Grenze" dieser Zone wird mit jeder neuen Erkenntnis verschoben, aber nie aufgehoben.
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Die Thermodynamik ist ein Erklärungsmodell mit Grenzen, wie jedes Erklärungsmodell. Nähern wir uns den Grenzen des Modells, sind Aussagen schwer bis gar nicht mehr möglich.
Die Thermodynamik greift vom Moment des Begins der Plank-Era (ca. 10^-43 Sekunden nach Urknall). Vorher gelten ihre Gesetze nicht.
Das ist die Grenze, die ich oben und im vorherigen Text beschrieben habe - in diesem Fall. Es gibt auch andere Fälle solcher Grenzen. Du schreibst, dass ihre Gesetze davor nicht gelten. Es sind eben nur die Gesetze der Wissenschaft, von ihnen selbst formuliert, mit der ihnen innewohnenden Grenze einer allgemeinen Gültigkeit, weil sie offenbar doch nicht immer gültig sind, wie im Augenblick der Entstehung des Ganzen. Das Postulat, der Wissenschaft, dass vor der Theorie des Urknall keine Welt existierte, gründet sich auf ihre Blindheit auf das, was davor war, blind, weil ihre Detektoren, mit denen sie die Natur erfassen, Teil der Natur selbst sind.
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Dieses Konzept nennt sich "god of gaps". Was im Moment nicht erklärbar ist, wird einem höheren planenden allmächtigen ordnenden Wesen oder Kraft in die Schuhe geschoben. Mir persönlich ist dieses Konzept sympathisch, weil die gaps immer kleiner werden und dieses Wesen immer weniger gebraucht wird. Vielleicht irgendwann mal endlich gar nicht mehr.
Was ist daran sympathisch, einer denkbaren Wahrheit zu entfliehen, die möglicherweise dem Ganzen einen Sinn gibt? Die Alternative ist was? Die Annahme, das Gott kleiner werde, wenn die Wissenschaft größer wird, ist angesichts der faktischen Unendlichkeit unlogisch. Die Größe eines Gottes gewinnt Zuwachs einzig durch den Glauben, nicht durch Erkenntnisse der Natur. Es gibt eine Menge an Wissenschaftler, die durch Zuwachs in ihren Erkenntnisse auch in ihrem Glauben gewachsen sind.
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Dieser Satz ergibt für mich keinen Sinn. Kannst Du das näher erklären? Für mich als Atheist ist Gott nicht existent, also Nichts. Aber wie gesagt, nicht verstanden, vielleicht etwas mehr ausführen.
Du hast als Atheist auch ein Gottesbild, schon in dem Augenblick, in dem Du darüber nachdenkst. Du kommst dabei zu einer Dir logisch erscheinenden Schlussfolgerung, dass er nicht existiert, weil die Wissenschaft ihn ersetzt. Siehe hier:
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Was im Moment nicht erklärbar ist, wird einem höheren planenden allmächtigen ordnenden Wesen oder Kraft in die Schuhe geschoben. Mir persönlich ist dieses Konzept sympathisch, weil die gaps immer kleiner werden und dieses Wesen immer weniger gebraucht wird.
Er wird "gebraucht", bis er von der Wissenschaft ersetzt wird. Das ist auch eine Möglichkeit von Gottesbild, ihn in die Lücken der Wissenschaft einzupressen, die immer kleiner werden. Dieses Gottesbild besteht nur deswegen und nur dort, wo Gott damit erklärt wird, dass Menschen die Welt erklären wollen und im Unerklärlichen einen handelnden Gott vermuten. Es gibt aber auch andere Gottesbilder, z.B. im biblischen Kontext der Allgegenwärtigkeit eines Gottes, der nicht materiell ist, sondern geistig. In dieser Vorstellung spielt die Menge wissenschaftlicher Erklärungen keine Rolle. Mit Zunahme an Erkenntnis logischer Erklärungen sinkt der Gebrauch von Zufällen.
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Natürliche Prozesse ist Abläufe, die ohne Eingreifen einer "ordnenden Macht" ablaufen. Von selbst. Im Prinzip also alles.
Falsch! Natürliche Prozesse SIND Prozesse, die ordnenden Strukturen unterliegen, welche die Wissenschaft in ihrem Kern noch gar nicht kennt und als Theorie bezeichnet. Die Naturgesetze erklären zwar den Ablauf von Prozessen, nicht aber deren Ursache. Z.B. ist das zentrale Thema der Gravitation vollkommen unerklärt. Die Modelle dazu, sind auch nur Modelle. Die waghalsige Aussage, dass es vor dem Urknall keine Naturgesetze gab, ist ein Beispiel dafür, wie empfindlich das System Wissenschaft auf die Naturgesetze angewiesen ist. So, wie es im Anfang einen Gott auch nicht geben kann, kann es auch im Anfang die Naturgesetze nicht geben. Die Welt wird in der Religion als schöpferischer Akt beschrieben, die den Anfang erklärt. Die Wissenschaft erklärt den Anfang als logisches Ereignis eines Nichts, das weder Materie noch Energie kennt, in dem es weder Naturgesetze noch Logik gab.
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Naturgesetze existieren, sie werden nicht postuliert. Postuliert werden nur die menschlichen Erklärungsmodelle (die i.A. ein Abstraktion darstellen).
Naturgesetze existieren, weil die Welt so ist, wie sie ist, sie entstanden mit der Welt zusammen. Sie erklären aber nicht die Existenz der Welt. Ihre Entstehung ist genau so Postulat, wie das Davor der Welt.
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Die Entdeckung der Quantenmechanik führte zu der Erkenntnis, dass die Welt nicht deterministisch sondern probabilistisch funktioniert. Solche grundlegenden Umbrüche sind nichts Neues oder Metaphysisches.
Das ist doch zweifelsfrei das Eingeständnis, dass das Fundament der Naturgesetze auch ganz anders gestaltet sein kann, als man vor dieser Erkenntnis angenommen hat. Womit deutlich wird, wie das Denken über die Welt funktioniert, wie Abhängig wir in unseren Vorstellungen von Erkenntnistheorien sind, die erklärbar sind.
Schönes Beispiel dafür:
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Auch in der Mathematik (erwischt, ich habe Mathematik studiert :) ), sind komplette Umbrüche bekannt. Es gab bisher drei große Krisen
* Die Entdeckung, dass nicht alles mit rationalen Zahlen erfassbar ist.
* Die Entdeckung des uneigentlichen Integrals.
* Das Russel Paradoxon.
von denen zwei gelöst wurden und revolutionäre Umbrüche nach sich gezogen haben.
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Wissenschaftler erstellen Modelle des Universums, nur schlechte Wissenschaftler halten ihr Modell für das einzige Modell. (Du sollst kein anderes Modell haben neben mir :) ).
Theologisch falsche Ableitung. Gott ist kein wissenschaftliches Modell, sondern ein personalisierter Geistesbezug. Wer sich in diesen Bezug begibt, sollte sich nicht verzetteln, in dem er sich in vielen Bezügen uneins werde, ist etwas anderes, als sich in seiner Erkenntnis auf nur eine Sache zu fokussieren.
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Kernpunkt aller wissenschaftlichen Modelle ist die Abwesenheit einer Macht, die Naturgesetze willkürlich ändern kann.
Nun, das ist auch nicht die Aufgabe der Wissenschaft. Vielmehr ist (wäre) es Aufgabe der Wissenschaft, unnatürliche erscheinende Beobachtungen wissenschaftlich zu erklären. Das kann sie bisweilen nicht immer. Also buddeln sie im Jordatal so lange, bis sie Sodom und Gomora finden und die Asche untersuchen und einem Naturereignis zuordnen können. Womit sie biblische Schreibung dann aber auch wiederum bestätigen.
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Die Erkenntnis, dass die Naturgesetze (von mir auch Gesetze des Universums) universell gelten, war eine der großen Leistungen Newtons. Trotzdem wurden auch seine Welterklärungsmodelle (z.B. F=m*A) inzwischen verbessert/verfeinert.
... weil sie eben nicht perfekt sind, nicht perfekt sein können.
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Wissenschaft ist kein Religionsersatz, Wissenschaft in die Abwesenheit von Religion.
Dann gehe mal in eine allgemeinbildende Schule, oder schaue Fernsehen oder oder. Überall wird man alltäglich mit der Religion Wissenschaft konfrontiert. "Die Wissenschaft" ist inzwischen auch sprachlich eine eigenständige Instanz, tritt als Persona auf, die selbst schöpferisch tätig ist, die aus sich heraus bestimmt, wohin gedacht werden darf, um von ihr anerkannt zu sein, die jeden Zweifler in die Schranken weist, als wende sie einen eigenen Hexenhammer an. Das machen gar nicht einmal Wissenschaftler selbst, vielmehr jene, sie sich ihr bedienen.
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Die Wissenschaft versucht aus Daten, die wir mit unseren Sinnen (heute i.A. unseren massiv verbesserten Sinnen) aufnehmen, die Welt zu erklären.
Religion versucht, aus dem was wir fühlen, die Welt zu erklären.
Ich glaube hier zwei Dinge nicht. Erstens, dass wir unsere Sinne verbessert haben (nur unsere Messmethoden), zweitens glaube ich nicht, dass es in der Religion nur ums Fühlen geht. Es geht auch in der Religion um Erkenntnis.
Gruß, WT-Herb