Was heißt eigentlich bis vor zwanzig Jahren? Das steht doch heute noch auf gefühlt jeder zweiten Homepage (wenn nicht auf mehr).
Genau. Steht so im Internet, muss also stimmen.![]()
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“
Eben. Natürlich eignet sich das Üben von Formen auf Zählzeiten ganz vorzüglich für militärische Einheiten, zumal es ja auch die Disziplin schult.
Die Demonstrationen an der Nakano-Schule, über die hier schon einmal diskutiert wurde [https://www.kampfkunst-board.info/fo...11-ww2-karate] , sollten die Tauglichkeit für militärische Zwecke zeigen.
Beides hat, wie Henning oben ausführt, nichts mit den Graduierungen zu tun.
Den Fortschrittsgrad durch eine entsprechende Bezeichnung zu kennzeichnen ist aber nicht nur in der Kampfkunst üblich. Ein Beispiel, wo ich sicher bin, ist Go/Weiqi/Baduk.
Dort ist allerdings der jeweilige Rang keine Ermessensfrage des Lehrers, sondern wird anhand der Spielergebnisse permanent neu berechnet. Der Abstand zwischen den Rängen ist gekennzeichnet durch einen Spielstein auf dem Brett bzw. 6,5 Punkte in der Abrechnung.
Beispiel: Wenn ich als 5. Kyu gegen einen 4. Kyu spiele, bekomme ich als der (nominell) schwächere den ersten Zug. Spiele ich gegen einen 7. Kyu, so erhält der 2 Steine Vorgabe auf dem Brett. Ebenso im Dan-Bereich. Es wird also stets für einen Ausgleich der Spielstärke gesorgt.
Es kann keinen Dan geben, der schwächer ist als ein z.B. ein x-ter Kyu, was nicht heißt, dass er aufgrund der Vorgabesteine nicht auch verlieren kann.
Geändert von DZXX (10-06-2024 um 17:10 Uhr)
Hallo,
an der Nakano-Schule für Militär kam es zu keiner einfachen „Demonstration“ des Karate, die „die Tauglichkeit für militärische Zwecke zeigen“ sollte. An dieser Einrichtung wurde nacheinander von zwei Karateka aus dem Shōtōkan regelmäßiger, auf die Erfordernisse und Ziele der Auszubildenden dieser Schule zugeschnittener Karate-Unterricht (Nahkampf) abgehalten. Dabei ging es nicht um „Zählzeiten“ oder „Disziplin“, sondern um Effizienz im Nahkampf.
Mit der Einschätzung „bis vor etwa zwanzig Jahren“ beziehe ich mich auf meinen ersten Artikel in „Cultura Martialis“ (05/2005), in dem ich im deutschsprachigen Raum aus Karate-Sicht kurz auf das vermeintliche Waffenverbot eingehe. In meinem 2007er „Band I“ kam dann eine ausführlichere Fassung dieses Artikels heraus. Ich glaube (!), soweit ich das überblicken kann, dass das das erste Mal war, dass dieser Punkt in der deutschsprachigen Karate-Welt kritisch hinterfragt wurde. Dass mein Einfluss bzw. der Bekanntheitsgrad meiner Arbeiten hingegen minimal sind, möchte ich nicht bestreiten. Dass also heute auch noch häufig solche Märchen veröffentlicht werden, nehme ich bedrückt zur Kenntnis …
Grüße,
Henning Wittwer
Moin!
Mich treibt es auch immer wieder kognitiv in die Thematik "Gürtelwahn". Ich sehe da verschiedene Seiten: In Sachen Motivation eine tolle Sache und auch gut für den Selbstwert. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man einen "höheren Grad" inne hat. Aber auf der anderen Seite: Was werden da für Kompetenzen entwickelt und/oder gelegt? In den Vereinen und Verbänden, letztlich gymnastische Übungen unter dem großen Deckmantel des Karate. Wenn so ein Zwerg (12 Jahre) mit einem blauen Gürtel rumrennt und ein Erwachsener (45 Jahre) mit einem gelben Gürtel. Da krankt der Geist des Bushido. Eine Sache dazu:
Die Varianz der Gürtelfarben - bei mir war das damals gekoppelt an die Kata:
weiß Heian
gelb Heian Shodan
orange Heian Nidan
grün Heian Sandan
blau Hein Yondan
blau(!) Heian Godan
braun Tekki-Shodan
braun(!!) Bassai-Dai
braun(!!!) nach Wahl
schwarz nach Wahl
Ich habe diese Verdopplungen und Verdreifachungen nie verstanden. Auch der Sinn der Heians in diesem Kontext: Ich nenne diese Kata gerne "Fragmente", kein einheitliches Konzept. Ich laufe keine Heians. Seit Jahrzehnten nicht mehr. Warum auch? Das waren reine Gürtelzieher ohne tieferen Sinn für mich. Ein weites Feld. Dann doch lieber (jetzt exemplarisch) nur die Tekki/Naihanchi und darum baut sich das ganze Curriculum dieser Gruppe auf. Und hier zum Schlussakt:
Warum nicht einmal "Karate-Training" eben nicht im Gi und ohne Gürtel? Kapuzenpullis, T-Shirts und Trainingshosen? Die Routine bleibt: Gymnastik, Partnerübungen, Kata - Balance für Seele und Körper. Einmal komplett die Tradition brechen, raus aus diesem Zwang...aber wie es zu Beginn der Thematik aufgezeigt wurde: Die deutsche Vereinsmentalität mag das nicht. Die steht auf Hierarchien und wenn es auch nur leere Gürtelfarben sind. Hauptsache ich habe schon den grünen Gürtel!
das erste frage ich mich auch. bekommt der schnupfen?
was das zweite angeht: so manche haben ja "kindergraduierungen" eingeführt. wenn der "kinder-dan" dann alt genug ist und die erwachsenenprüfung unter erwachsenenbedinungen besteht, dann wird das umgeschrieben. keine ahnung, ob es das im karate kontext in deutschland gibt. in den usa gibt es das in verschiedenen kk-verbänden.
Aber 10 x Schwarz, das geht, oder?
Glaub ich unbesehen.Ich laufe keine Heians. Seit Jahrzehnten nicht mehr.
Ich "laufe" sie auch nicht. ich übe sie.
In einer Heian Nidan ist quasi alles drin, was du für ne Notwehr brauchst. Der Rest ist "for your entertainment", würde Maul Mornie sagen.Auch der Sinn der Heians in diesem Kontext: Ich nenne diese Kata gerne "Fragmente", kein einheitliches Konzept.
Also WIR machen das seit Jahren!Warum nicht einmal "Karate-Training" eben nicht im Gi und ohne Gürtel? Kapuzenpullis, T-Shirts und Trainingshosen? Die Routine bleibt: Gymnastik, Partnerübungen, Kata - Balance für Seele und Körper. Einmal komplett die Tradition brechen, raus aus diesem Zwang...aber wie es zu Beginn der Thematik aufgezeigt wurde: Die deutsche Vereinsmentalität mag das nicht. Die steht auf Hierarchien und wenn es auch nur leere Gürtelfarben sind. Hauptsache ich habe schon den grünen Gürtel!![]()
Danke! Endlich mal wer, der das genauso sieht. Habe ich mich hier schon vor Jahren drüber echauffiert.
Davon ab: Mir egal, ob wer im Gi trainiert oder nicht. Ich gebe nur zu bedenken, dass die Uniform auch einen konfuzianischen Hintergrund hat, den ich eigentlich ganz gut finde. Die Gürtelfarben hingegen kann man gerne abschaffen.
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“
Hallo,
nur auf das Thema hier bezogen, möchte ich noch kurz zwei Punkte aufgreifen:
(1) „Bushidō“ war und ist ein von verschiedenen Menschen und Institutionen teilweise sehr unterschiedlich besetzter Ausdruck. G. Funakoshi (1868–1957) äußerte seine Ansichten bezüglich des Begriffs „Bushidō“ recht eindeutig und aus diesen ist für mich kein Widerspruch zwischen seiner „Bushidō“-Auffassung, niedrig graduierten Erwachsenen und höher graduierten Kindern/Jugendlichen ablesbar.
(2) Da die „DZXX“-Gruppe „seit Jahren“ ohne Uniformen und Gürtel Karate ausübt, wäre für dieses Thema ein Link zur Webseite der „DZXX“-Gruppe hilfreich.
Grüße,
Henning Wittwer
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