Wenn ich meinen Löffelchen Senf zum Thema "Entspannung" geben darf...
Und dabei Thomas S. und Cam mehr oder weniger zustimme (glaube ich), aber in meinen eigenen Worten ausdrücke.
Thomas schreibt schon: es gibt den Begriff "Song", der natürlich nicht entspannt im Sinne von Schlapp heisst, sondern eher auf "entspannte Art aktiviert" bedeutet. Man kann auch von "Wohlspannung" reden anstatt nur "Anspannung" oder "Entspannung". Eine Zusammenarbeit der Muskeln (und Faszien usw.), die die größtmögliche Effizienz mit dem kleinstmöglichen physischen Aufwand kombiniert. Das will vermutlich jeder aus seine eigene Art erreichen.
Jedenfalls wenn es um Tai Chi Chuan geht (siehe Threadtitel...) ist diese Sache ein bisschen kniffelig. Weil um den Zustand des "song" zu erreichen/beibehalten, muss man sich meistens subjektiv so sehr entspannen - vor allem angesichts Reize, die sehr schnell Angst/Schreck und Anspannung auslösen - dass es einem oft schlichtweg unmachbar und/oder zu crazy vorkommt. Sich auf eine bestimmte Weise zu 'entspannen', die sich erstmal oft nur schlapp und schwach und ungeschützt anfühlt, aber dabei bewirkt, dass alles im Körper noch mehr Verbindung bekommt, dass man beim 'Entspannen' kein Millimeter zusammensackt, sondern sogar ein Hauch noch oben wächst. Dadurch überprüfbar schneller, wendiger, auch stabiler und - zumindest in der Interaktion mit anderen sich bewegenden menschlichen Körpern - auch stärker werden. (Wahrscheinlich nicht stärker im Sinne von Kettlebells schwingen oder Benchpresses machen; auch sehr sehr gute Übungen, aber es geht da um etwas ganz anderes). Natürlich tut der Körper, tun die Muskeln, dann sehr sehr viel. Es ist nicht wirklich 'abschalten' oder 'schlapp werden'. Ganz und gar nicht. Aber der Weg dahin ist meistens, phasenweise, mit einem ganz großen und sogar beängstigenden 'Aufgeben' verbunden. Man kann das Gefühl haben, zwischendurch, als ob man auf einmal ungewollt in der unansehnlichen Unterhose dasteht, völlig ungeschützt und der potentiell bedrohlichen Welt ausgeliefert. Ist irgendwie lustig aber eigentlich überhaupt nicht, und als Trainer muss man damit rechnen und vorsichtig damit umgehen.
Meiner Erfahrung nach bringt es wenig bis nichts, wenn man beim entsprechenden Unterricht von Streckern und Beugern usw. oder gar von bestimmten Muskeln oder Muskelgruppen spricht. Falls jemand konkret mit diesen Begriffen oder Beschreibungen etwas anfangen kann, wird es die Entdeckung und den Fortschritt nur hemmen. Das habe ich immer wieder erlebt, wenn ich mit Menschen wie Physiotherapeuten, Ärzten, 'gebildeten Sportlern' usw. arbeite. Die Art von Steuerung innerhalb des Körpers, die subjektiven Wahrnehmungen und Empfindungen, sind so anders - wie gesagt, am Anfang so 'crazy' und kontraintuitiv - dass Bilder, Spiele und einfaches Ausprobieren und Tun die angesagten Methoden sind, um diese Art von Körper- und Bewegungsorganisation zu erreichen. Eine 'genaue' Benennung von bestimmten Muskeln usw. führt einen nur zurück in vertraute Bewegungsmuster und alte Reaktionen.