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Ich glaube ehrlich gesagt nicht, das es viele Stile gibt, die bei Messer gegen Messer "reinrennen". Reinrennen kann ich, wenn ich ein Messer und der andere kein Messer hat, dann macht das Sinn, weil ich keine tödlichen Konter zu erwarten habe, aber im Nahkampf, wenn beide eine Waffe haben, brauchst du extrem gute Skills, bzw. einen riesigen Unterschied an Skilllevel und viel Glück. Für mich ist der einzige, wirklich sinnvolle Weg, primär die Waffenhand zu attackieren, solange bis der Gegner entweder die Waffe verliert oder davon absieht weiter zu machen.

Klar kann man, gerade mit dem Messer auch immer ein paar gute Stiche zum Kopf landen, aber die Grundlage bildet für mich, die Waffenhand zu treffen. Ich mach relativ viel Messer und Macheten Sparring mit voller Geschwindigkeit und da bewährt sich diese Strategie immer wieder-
Wir können ja mal eine Liste machen mit Stilen, mit denen wir jeweils in Kontakt gekommen sind. Bei mir wären das:
Sizilianische und genuesische Messerschulen: Strategie: Distanz halten, Kontext: Duell Messer gegen Messer (25-40 cm Klinge)
Apulische Messerschule (cielo e meraviglia): Strategie: Reingehen, Kontext: Messer gegen Messer (bis ca. 20 cm Klinge), i.d.R. kein Duell (A bedroht B, B zieht)
Mittelalterlicher Scheibendolch (egal welche Quelle): Strategie: Reingehen, Kontext: Dolch gegen Dolch, Dolch gegen Schwert... in Alltagskleidung oder Rüstung
Langes Messer (Lecküchner): Strategie: Reingehen, Kontext: Auseinandersetzung in Alltagskleidung, Szenario oft begrenzt klar, ausser i.d.R. 1 gegen 1
Silat Suffian Bela Diri: Strategie: i.d.R. vorwärtsgehen, Kontext: Gruppenkampf, Messer oder Machete

Was man nicht übersehen sollte: auch Kampf in der Distanz ist eine Frage von Skill, und mit fortschreitender Dauer erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Zufallstreffern, vor allem in den exponiertesten Bereichen. Es hat seine Gründe, warum die Schwerthand vor der Entwicklung von Plattenhandschuhen bzw. komplizierten Handschutz-Vorrichtungen am Griff mit dem Schild gedeckt wurde.
Zudem würde ich unterscheiden zwischen Angriff und Bedrohung: Solange jemand mit einem Messer weit genug weg ist, dass er mich nicht erreichen kann, ist es erstmal nur eine Bedrohung. Ein Angriff ist es in dem Moment, wenn er sich in Reichweite begibt. Um in der Distanz arbeiten zu können, muss ich zuerst wieder aus der Reichweite raus, gleichzeitig ziehen und dann agieren.

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Wenn du keine Waffe hast und der andere hat eine, kommt es immer auf die Reaktion des Gegners an. Bei ein Amokläufer der voll reinrennt, kann es durchaus Sinn machen vorwärts zu gehen und die Waffenhand zu kontrollieren (zumindest kann man es versuchen). Jemand der eher fuchtelt und keine direkte Energie nach vorne gibt, lässt sich wesentlich schwieriger packen und da macht es nicht immer Sinn reinzulaufen.
Mir fällt spontan kein System ein, das gegen Fuchtler entwickelt worden wäre. Vielleicht deswegen, weil man die grundsätzlich recht einfach letal erwischt, wenn man selbst eine Klinge hat.
Ungeachtet dessen: wenn der Fuchtler eine Waffe hat und ich habe keine, dann habe ich aus meiner Sicht nur die Optionen früher oder später reinzugehen oder eben ganz weg - und wenn das eine Option ist, dann ist es gegen eine Klinge so ziemlich immer die beste, ich hab auch so schon genug Narben. In seiner aktiven Distanz habe ich keine echte Möglichkeit zum Gegenangriff, weil er durch die Waffe praktisch immer mehr Reichweite hat und mich zudem nur streifen muss um Schaden anzurichten, ich ihn aber voll erwischen müsste. Natürlich bedeutet "rein" weder zwangsläufig "gerade nach vorne", noch "zwingend sofort nach vorne".