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Takezo
Ich möchte in die Debatte um die Frage, das oder ob wir zu viele Abiturienten haben mal folgendes einbringen:
1. Ist es per se schlecht, wenn das (auch formale) Bildungsniveau in einem Staat hoch ist? Wer kann da ernsthaft was dagegen haben, wo wir doch von einer Industriegesellschaft über eine Dienstleistunggesellschaft zu einer Wissensgesellschaft geworden sind.
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Das war m.E. eine Einzelmeinung hier.
Allerdings steigt das tatsächliche Bildungsniveau nicht, indem man die Anforderungen an bestimmte formale Abschlüsse, die auch Qualifikationen darstellen sollten heruntersetzt.

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Takezo
mittlerweile so, daß man für Berufe in denen eine mittlere Reife genügte, das Abitur benötigt wird. Wie z.B. bei den Banken.
Der damals "klassische" Karriereweg für Realschüler ist zusehends weggefallen
eventuell bist Du hier nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
"The Tables have turned": inzwischen bewerben sich Betriebe um Auszubildende.
(bei Banken weiß ich nicht, aber Banken sind sicherlich nicht die einzigen Arbeitgeber die eine duale Ausbildung anbieten.)
Mit einem guten Realschulabschluss oder einer vergleichbaren Ausbildung kann man m.E. wieder gute Chancen auf eine kaufmännischen Ausbildungsplatz.

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Takezo
und Hauptschüler landen da, wo früher die Sonderschüler waren.
wo ist das denn?
Hauptschüler können m.E. auch heute noch eine gewerbliche Ausbildung anfangen.
Und sich auf alternativen Bildungswegen höher Qualifizieren und eine kaufmännische Ausbildung, mit entsprechendem Ehrgeiz/Einsatz auch ein Studium aufnehmen.
Dass das deutsche System bezüglich der sozialen Herkunft ungerecht in Bezug auf Bildungschancen ist, stimme ich zu.
Allerdings erscheint es mir auch recht durchlässig, d.h. man ist durch einen einmal eingeschlagenen Weg nicht festgelegt.

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Takezo
Leuten ein Studium verwehren, weil sie an Mathematik scheitern obwohl sie es nie brauchen?
Anforderungen so schrauben, dass wir weniger Abiturienten bekommen?
Auf jeden Fall nicht die Anforderungen an das Abitur heruntersetzen und Mathe abschaffen, damit auch der letzte eine Chance auf Abitur hat.
(Eine fünf in Mathe verhindert m.E. das Abitur nicht. Wer allerdings nicht mal einen einzigen Punkt (Fünf Minus) schafft, der sollte tatsächlich keine allgemeine Hochschulreife erhalten)

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Takezo
Wem schadet denn die hohe Abiturientenquote, wenn doch sowieso der Markt entscheidet,
das hast Du Dir oben selbst beantwortet:

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Takezo
Es wurde also zusehends vom Abitur bis zum Hauptschulabschluss runtergereicht. Und weil das Eltern wissen (vor allem auch, dass die Schulempfehlungen ebenfalls nicht immer kind- und leistungsgerecht sind), suchen sie natürlich den Weg zum Gymnasium für ihr Kind. Eben weil Arbeitgeber auch auf formale Kriterien achten und das wesentlichste ist nunmal das Abitur. Selbst ein mittelmäßiges Abi wird besser angesehen als ein guter Realschulabschluss.
In den Zeiten, als es noch mehr Bewerber auf Ausbildungsstellen gab, hatten natürlich die ohne Abitur nachsehen, wenn sich viele Leute mit Abitur beworben haben. Wenn sich nicht mehr so viele Abiturienten bewerben, haben Realschüler bessere Chancen.
Und wenn die hohe Abiturquote dadurch zustande kommt, indem man die Anforderungen runter setzt, dann schadet man natürlich den guten Leuten, weil der Abschluss entwertet wird.
Es gab vor einigen Jahren einen, der mit einem 0,7 Abi und dem besten in seinem Bundesland Medizin studieren wollte.
Weil er ja den besten Notenschnitt hatte, dachte er, er müsse den entsprechenden Qualifizierungstest nicht machen.
Zu seinem Pech, haben die Verantwortlichen ihn dann aber in die Gruppe mit einem 1,0-Abi eingeordnet und davon gab es wohl so viele, dass nicht für alle Studienplätze vorhanden waren und er ein Jahr warten musste...

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Takezo
Nebenbei bemerkt: es wird hier die ganze Zeit von "Bildungsmisere" geschrieben. Tatsächlich beschäftigen sich die meisten Beiträge hier mit Wissensdefiziten; vor allem in Mathematik.
Ich habe Mathematik nie als Lernfach in dem Sinne empfunden, dass man Fakten büffelt.
Zumindest ich bin mit Verständnis gut durchgekommen.
(Der Matheprof, der auch hier im Thread verlinkt ist, sieht das anders, der meint - vor allem in der Grundschule - sollten die Kinder erst mal Rechnen lernen und mit dem Rechnen kommt auch das Verständnis. )
Aber natürlich gehört (Fakten-)Wissen auch zur Bildung.
Unter "Allgemeinbildung" versteht man doch eher Faktenwissen, das jeder haben sollte`
Im Eingangsbeitrag geht es ja um Geschichte. Ich finde es gut, wenn die Leute über die Geschichte ihres Landes Bescheid wissen, denn das hilft a.) heutige Zustände zu verstehen und b.) vergangene Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Das ist erst mal Wissen, was ist passiert.
Aber dann auch das Verständnis für die Zusammenhänge.

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Takezo
Wissen ist Voraussetzung für Bildung, aber Bildung ist mehr als das.
Was ist denn für Dich Bildung in Abgrenzung zum Wissen?
Don't armwrestle the chimp.