Wie sollen die Regeln und Schutzausrüstung dabei aussehen? Entweder nimmst du keine Schutzausrüstung, was gut für das Feeling ist, dafür brauchst du dann aber einen Haufen Regeln, oder du nimmst einen Haufen Schutzausrüstung, was Regeln entbehrlich, dafür aber das Feeling zu einem ganz anderen macht. Shotokan Kumite hat diesen Streit für sich so entschieden, dass das Feeling ohne Schutzausrüstung im Vordergrund steht, aber mit reichlich Regeln das Verletzungsrisiko minimiert. Die Regeln versuchen zugleich Effekte zu simulieren, die ohne Regeln und Schützer tatsächlich eintreten würden - nämlich zumindest eine vorrübergehende Kampfunfähigkeit bei einem wirklich satten Treffer (= Ippon), um ein halbwegs sinnvolles Kampfverhalten zu konservieren. Im modernen Fechten wurde übrigens ein ganz ähnlicher Weg beschritten. Macht man das nicht so, übt man zwar auf der einen Seite realistischer, auf der andere aber paradoxer Weise wieder weiter weg von der Realität: Ohne Schützer kann man nicht durchziehen, ohne durchzuziehen aber zB jemanden nicht daran hindern, die Distanz zu unterschreiten und mit dem Ringen anzufangen. Wird also nicht unterbrochen nach einem Schlag, der ein satter Treffer gewesen sein dürfte, wird es immer zum Gerangel kommen und man verlagert seinen Fokus von einem durchaus tauglichen Gedanken in der Distanz den Gegner abzuschießen hin zum Infight und Bodenkampf.
Nutzt man dafür weniger Regeln, als Schutzausrüstung, kann man schön zulangen, vernachlässigt aber fast zwangsweise mit der Zeit die eigene Deckung und verändert das Kampfverhalten. Man hat weniger Respekt vor Treffern, nimmt öfter mal einen, anstatt durch Distanzkontrolle und Blockarbeit diesen zu vermeiden und sich Lücken zu schaffen. Eine etwas kürzere Distanz wird zur Standart-Distanz, in der die Leute auf einander einkloppen. Schön und gut, um mal zu erfahren, wie es ist getroffen zu werden, für den schützerlosen Kampf auf der Straße schleift das aber wiederum falsche Verhaltensmuster ein. Hinzu kommt ein psychischer Effekt, der zumindest bei mir zum Tragen kam: Mit Schützern fühlte ich mich sicher und in meinem Element, ohne bekam ich kein Bein mehr auf dem Boden, weil ich völlig verunsichert war, wesentliche Vorzeichen einfach anders standen.
Darüber hinaus darfst du nicht vergessen, dass SV kein abgesprochener Zweikampf mit Schutzausrüstung und Regeln zwischen Freunden auf Matten in angenehmer Atmosphäre ist.
Die alte Laier davon, mehr Sparring mache ein SV-Tier aus einem ist also aus genannten Gründen nicht uneingeschränkt richtig. Ich will den Streit hier nicht entscheiden, nur auf wesentliche Argumente hinweisen - es gibt wohl mehrere vertretbare Lösungen![]()






Mit Zitat antworten