Wenn man das Wissen des Entscheidenden mit in die Rahmenbedingungen aufnimmt, ist es durchaus möglich, objektiv zu beurteilen (natürlich aus der Sicht des Pokerspielers, nicht aus Sicht eines allwissenden Gottes) was vernünftiger ist.
Vier Asse wegzuwerfen ist, wenn man nicht weiß, was sein Gegenüber hat, genauso unvernünftig, wie alles zu setzen (außer, man weiß einigermaßen sicher, dass der Mitspieler meint, man bluffe).
Wenn also das Wissen des Spielers.. und die Zielsetzung des Spielers kennt (Nervenkitzel/Gewinnmaximierung/Verlustminimierung...), kann man von außen entscheiden, welche Handlung zielführend ist, und welche nicht.
Werden diese Fakoren festgehalten, zeigt sich, wer mehr Einsicht in die Situation und die Folgen seines Handelns hat.
Vergl. das Ziegenproblem, bei dem es vernünftig ist, sich umzuentscheiden, auch wenn viele (wohl auch professionelle Mathematiker) dies für so dämlich hielten, dass die herablassende Leserbriefe schrieben.
So interpretiert, wäre Vernunft die Fähigkeit zu rationalem Denken.
Ich würde das mal Vernunftbegabt nennen, also das Potential, das optimale Handeln für eine bestimmte Kombination Umstände+Zielsetzung durch Nachdenken aus den vorhandenen Informationen zu ermitteln.
Wenn jemand diese Begabung auch praktisch umsetzen kann, dann würde ich von vernünftigem Handlen sprechen.
("Dumm ist der der Dummes tut")
Gödel war sicherlich vernunftbegabt, handelte aber wohl in diesem Fall nicht vernünftig.
Wie kommt das?
1.) Vernunft kann nur den Weg zu einem Ziel bestimmen, nicht aber das Ziel selbst.
Das Ziel selbst wird bestimmt durch unsere Gene/Werte und vermittelt durch Emotionen (das, was uns bewegt).
Das zugrundeliegende Ziel Gödels war eventuell die Selbsterhaltung, die vermittelnde Emotion Angst (vergiftet zu werden).
2.) zeitlich nähere Folgen des Handelns werden unbewusst eher mit der Handlung verknüpft, auch wenn man rational weiß, dass die langfristigen Folgen stärker sind:
- Durch das Nichtessen konnte Gödel eventuell seine Angst beruhigen, vergiftet zu werden. Die Gefahr des Verhungerns lag eher in weiter Ferne.
- ein Übergewichtiger Mensch erfährt durch Essen ein Wohlgefühl, das Wohlgefühl durch langfristiges Abnehmen ist in weiter Ferne und kannt gedacht, aber nicht unmittelbar erlebt werden.
- Einem sexuell stark erregten Menschen ist das kurzfristige Hochgefühl beim ungeschützten Seitensprung eventuell näher, als die langfristigen Folgen auf Gesundheit und Beziehung
- ein Drogenkomsument in einer trostlosen Lebenswirklichkeit erlebt durch den Konsum ein unmittelbare Verbesserung seiner Empfindungen, die langfristigen Auswirkungen sind in weiter Ferne, bzw. werden durch den Konsum noch zusätzlich ausgeblendet.
Vernunft im Sinne von vernünftigem Handeln, hat IMO also, über die Fähigkeit zum rationalen Denken hinaus, mit Affektkontrolle und der Fähigkeit, kurzfristiges Wohlgefühl zugunsten langfristen Zielen zu opfern, zu tut.
Natürlich ist auch das ständige Aufschieben von Wohlgefühlen um einem fernen Ziel nachzurennen, auch nicht unbedingt vernünftig.
Mündigkeit ist IMO dagegen eine Vollmacht, die einem von außen ausgestellt wird.
Sei es wg. dem Erreichens einer Altersgrenze, der "richtigen" Hautfarbe, des "richtigen" Geschlechts....






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