Naja, die Katas können sich unsere Kids auch nicht wirklich gut merken. Und teilweise habe ich auch das Gefühl, dass sie die einfach doof und sinnlos finden. Kann ich ja auch nachvollziehen. Luftverdreschen kann in Kinderaugen schon sehr sinnfrei wirken. Der tiefere Sinn hinter den Übungen interessiert sie nicht, die wollen Action.
Im JJ machen wir im fortgeschrittenen Bereich freies Sparring. Die Kids, die das machen dürfen, sind aber auch wirklich top und können was einstecken. Die sind 12 und 15 Jahre alt. Im Karate sind momentan noch sehr viele Anfänger dabei, denen ich das noch nicht wirklich zumuten möchte. Da passieren nur unschöne Verletzungen. Aber abgesprochene Partnerübungen mit freiem Bewegen (also nicht Kihon-ZK vor zurück) machen wir auch im Kinderbereich. Quasi frei im Raum bewegen, Stufe ansagen und dann angreifen. Oder alternativ lockeres Randori mit Werfen oder Bodenkampf. Das klappt auch ganz gut. Ja, mein Gott es wirkt mehr wie Kickboxen statt wie Shotokan, aber hier muss man eben abwägen, was man vermitteln möchte. Schöne Techniken und tolle Kata oder SV. Wir haben den Schwerpunkt auf SV gelegt. Schöne Techniken können sie immer noch lernen, wenn sie das unbedingt wollen. Für die Prüfung ists halt nicht unbedingt leicht, da eine vernünftige Waage zu finden. Vor allem bei einmal Training die Woche.
Aber trotz der Tatsache, dass wir recht viel frei üben und nicht streng Karate-Kihon ständig schrubben, hat der Bub dennoch seine Schulhofprobleme. Das wird auch nicht von heute auf morgen weggehen – zaubern kann keiner. Leider kommt halt noch hinzu, dass er es am nötigen Ernst fehlen lässt, bei einigen Übungen. Und wenn er sich so verteidigt, wie er manchmal im Training trainiert, dann kann ich verstehen, warum er die Kämpfe verliert und verkloppt wird. Da fehlt einfach Entschlossenheit hinter den Techniken. Wer eine Sache nur halbherzig angeht, bekommt nunmal das entsprechende Resultat. Aber das liegt wie oben schon vermutet, wohl am mangelnden Selbstbewusstsein.
Naja, wenn die Chemie mit dem Trainer nicht stimmt, wird’s eh nix mit dem Training. Ich kenn da auch so paar Leute, bei denen würde ich nie wieder auf der Matte stehen. Und da können sie noch so gut sein wie sie wollen. Es geht halt einfach nicht - und muss auch nicht.
Und jemanden als behindert zu bezeichnen ist ja wohl das aller letzte. Klar wir haben auch Kids, denen es schwer fällt bestimmte Bewegungen auszuführen. Aber gerade deswegen sind sie doch im Sport. Damit sie es lernen. Die dann gleich als behindert zu bezeichnen ist einfach abartig. Wir hatten jetzt erst eine Frau in einem der Kurse da, die konnte sich auch absolut nicht koordinieren. Die ist fast dran verzweifelt, dass sie die Übungen nicht hinbekommt. Unser Trainer hat es ihr freundlich immer und immer wieder gezeigt und auch die Übungspartner waren sehr geduldig. Das lustige an der Sache – sie hätte sich mit dieser unkontrollierten Art, wesentlich besser verteidigen können, als alle anderen Kursteilnehmer im Raum. Das hat sie leider nur nicht bemerkt