Konnichiwa Minna San,
Also ich spreche jetzt mal nur von mir und dem Karate welches ich (und z.T. auch andere hier) betreiben.
Kurz umrissen: 2003 habe ich mit etwa 4,5 Jahren Trainingserfahrung im DKV-Shotokan in 2 verschiedenen Dojo meinen ersten Lehrgang besucht (Yu Ai Overath) und war damals sehr geflasht, was es im Shotokan noch so alles gibt.
Der nächste LG war bei jmd der sehr McCarthy (Koryu Uchinadi) geprägt war und danach bei McCarthy selbst.
Das was ich dort in 2003 bei den beiden KU-Lehrgängen erlebte, hat mein Karate-Weltbild völligst umgekrempelt. Dann habe ic h noch in Lehrgänge verschiedener Stile hinein geschaut und in diversen Dojo trainiert und habe mich vor ca. 7-8 Jahren dazu entschieden KU-Schüler zu werden und seit etwa 6 Jahren sind wir ein KU Dojo geworden.
Erst sind wir noch zweigleisig gefahren (Shotokan & KU), mittlerweile sind wir aber ganz weg vom Shotokan und haben das nie bereut. Man kann m.E. nicht ernsthaft zweigleisig fahren, da es in den japanischen Stilen einfach zu vielen unnützen Müll gibt. Ich habe viele Anhänger des Japanischen Karate gesehen, die primär auf Grund ihres Systems durchweg kein Plan von nüscht haben, nix können, dafür aber voller Dogmen sind (Karateka fallen nicht, Kihon Ido ist die BASIS [und somit wichtig], lange Stände, Hikite und all son Blödsinn).
Leider trifft das auch verstärkt auch auf andere DKV-Stile zu, die einst weniger versportlicht waren. Seht euch doch mal Wado und Goju-Ryu im DKV an. Sie steuern doch geradewegs auch den gleichen kram zu wie das Shotokan.
Das Problem ist, wenn man einmal wirklich raus aus dem System ist, kommt man nicht wieder rein. Jetzt wieder umsatteln auf Shotokan? Never! Das wäre mir unerträglich.
Ich gehe zwar heute noch manchmal ins Shotokantraining und lasse mich da entertainen, aber wirklich beibringen können sie einem da kaum etwas. Und Prüfungsprogramm im Bereich Kihon (Ido) und Kata kann ich auch alleine zu Hause machen.
Das geht meiner Freundin übrigens auch so. Sie hat jetzt 15 Jahre Goju Ryu Yuishinkan Erfahrung und das Einzige was sie in ihrem Verein noch macht ist Kindertraining geben, weil das Andere im Vergleich zum KU-Trianing keinen Sinn mehr ergibt.
Ich hatte sie gewarnt, nun erkennt sie selbst, dass die Abkehr vom japanischem Karate für gewöhnlich eine Einbahnstraße ist, sofern die Alternative gut ist.
Fragt euch mal selber als Trainer und Schüler wie oft ihr korrigiert/korrigiert werdet UND dazu eine technisch sinnvolle Begründung mit(ge)liefert (bekommt).
Selbst auf unseren KU-Lehrgängen werden die meisten Teilnehmer korrigiert, wenn nicht sogar alle und das nahezu immer mit sofort nachvollziehbaren Begründungen. Wann war das auf eurem letzten Shotokan / Wado Ryu Lehrgang der Fall? Natürlich gibt es all die hehren Ausnahmen, aber das sind sie eben. Ausnahmen. Und noch über 150 Lehrgängen habe ich ein einigermaßen repräsentatives Bild bekommen.
Brecht schrieb in „Das Leben des Gallilei“ einmal folgendes, welches erstaunlich gut die von mir erlebte Metamorphose vom Shotokan zum Koryu Uchinadi ausdrückt:
“Den Gestirnen gegenüber sind wir wie Würmer mit trüben Augen, die nur ganz wenig sehen.
Die alten Lehren, die tausend Jahre geglaubt wurden, sind ganz baufällig;
an diesen riesigen Gebäuden ist weniger Holz als an den Stützen, die sie halten sollen.
Viele Gesetze, die weniges erklären,
während die neue Hypothese wenige Gesetze hat, die vieles erklären.“