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Thema: Abwehr eines Messerangriffes

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  1. #23
    ~Wolf´s Den~ Gast

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    Zitat Zitat von Billy die Kampfkugel Beitrag anzeigen
    Wenn jemand eine Messerkampfkunst trainiert und ein anderer den lebenden Dummy macht, sehe ich das ein, nur den Leuten was als Notfallübung zu zeigen bei dem sich so Geschichten häufen. Sauberer Stich, wenn der andere das Messer noch in der Hand hat? Klar das sieht verteidigungsmäßiger aus, richte die Kraft deines Gegners gegen ihn mag da Pate gestanden haben aber jenseits der Show so ein Ding. Was wollen mir die vermitteln? Erste Trefffläche (Hand, Fuß, Knie) zweite Trefffläche (Sicherheitsstoß, Rumpf) ist schon ein hartes Ding auf Degenabstand, aber das eiskalt durchzuziehen auf die Nähe mit dem Hals, da muss man sich eines abgebrühten Charakters schon sicher sein. Und wenn das Messer in die eigenen Hände kommt, auch sofort den tödlichen Stoß ansetzen oder lieber doch in den Arm...
    Ganz ehrlich ich weiß nicht ob mir Karate in einer Selbstverteidigungssituation was nutzen würde, weil ich eventuell die gefährlichsten Dinge aussparen würde. Habe ich nicht das Mindset. Man sollte aufpassen, was man übt, man könnte zögern es anzuwenden und dann steht es im Weg. Der Kämpfer sollte sein gutes Karma beibehalten, sonst verlässt ihn das Kampfglück.
    Naja, in unseren Breitengraden geht es ja nicht nur um das Mindset eine Technik durchzuziehen, sondern sich danach auch (juristisch) dafür rechtfertigen zu müssen und zu können.

    Niemand will - auch bei einer noch so lebensbedrohlichen Lage - anschließend im Bau landen, denn das ist genauso existenzgefährdend.

    Allerdings müssen Techniken auch grobmotorisch geübt werden. Denn wenn´s losgeht, helfen Dir keine verpielten Bewegungen vom Muster A bis F. Du kannst dann auch keine filigranen "Arbeiten" am Gegner durchführen, denn Du hast genug Mühe damit einen halbwegs klaren Kopf zu bewahren, mit dem wachsweichen Gefühl in Deinen Beinen umzugehen und gleichzeitig dem Anderen Kontra zu geben.

    Das lernt man aber nur über das Training von rustikalen Techniken und über Sparring, bei dem es auch mal blaue Flecke oder bisschen Nasenbluten geben darf. Denn so wirst Du besser - nicht mal unbedingt technisch - aber mental. Du akzeptierst das Kämpfen nicht in einem Zustand der Ruhe stattfindet, sondern im Zustand der Unordnung. Und Du lernst Deinen Geist auf diese Unordnung vorzubereiten, lernst, dass man selbst auch getroffen werden kann. Lernst den Schmerz wegzustecken und weiter vorzugehen. Lernst, Dich im Moment des Chaos soweit zu "beruhigen", dass Du technisch überhaupt etwas machen kannst und nicht nur instinktiv reagierst. Das nennt man Mindset.

    Jemanden mit dem entwaffneten oder eigenen Messer dann schwer zu verletzten ... naja, sowas passiert automatisch und unterbewusst in der Verteidigungsbewegung oder als ausweglose letze Chance zu überleben und dann ist es auch okay, weil nicht bewusst gesteuert. Der Körper übernimmt hier und der Geist schaltet sich ab. Das kann man nicht verhindern.

    Habe ich aber noch ein Restmaß an Übersicht, weil ich es vielleicht geschafft habe meinen sich wehrenden Gegner in eine ungünstige Situation zu manövrieren und kann noch ein Zehntel denken, dann sollte ich instinktiv wissen oder so diszipliniert trainiert sein, dass ich ihm das Messer nicht in den Hals steche, sondern vielleicht in die Beine, ggf. in das Knie, wenn´s sein muss (weil er vielleicht viel größer und stärker ist als ich und mit weiterem erheblichen Widerstand rechnen muss oder rechnen muss, dass sich die Medaille wieder umkehrt, wenn ich nicht handle). Damit ist er dann auch verkrüppelt, lebt aber noch und die Verhältnismäßigkeit der Mittel bleibt gewahrt.

    Andernfalls musst Du Dich gegen den zweiten Gegner - die blinde Justizia - verteidigen. Und die will Dir genauso ans Leder, auch im Rechtsstaat. Denn diejenigen, die über Dich richten, waren nie in solchen Situationen. Dein Leben hängt dann von Zeugen und Gutachtern ab. Und wer schonmal wegen kleineren Streitereien vor Gericht saß, weiß, dass das eine wacklige Sache ist.

    Die wenigsten Menschen sind so gut trainiert und mental entweder so gut gefestigt oder aber so abgebrüht, dass sie tödliche Techniken nach Belieben anwenden können und danach nicht kotzen müssen.

    Ein solches Mindset kann man über Training nicht bekommen. Das basiert auf Sozialisation und Erfahrung. Jemand der in einer üblen Gegend aufgewachsen ist und selbst immer wieder das Opfer war, hat geringere Hemmschwellen als jemand der eine behütete Kindheit hatte oder ein normales Leben gelebt hat.

    Jemand, der sein Leben als aktiver Soldat im Gefecht verbracht (und damit meine ich nicht einmal für ein paar Monate nach Afghanistan zu fliegen und an einem oder zwei Feuergefechten teilzunehmen - nichts gegen unsere Soldaten) und das Böse gesehen hat und ggf. selbst böses getan hat, hat ebenfalls ein anderes Mindset und eine andere Hemmschwelle als jemand der den normalen Wehrdienst abgeleistet hat.
    Geändert von ~Wolf´s Den~ (10-09-2016 um 14:45 Uhr)

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