Hallo,
es gibt keine guten Videos zu den Stock-Kata des Shōtōkan im Internet oder als DVD o. ä., tut mir Leid.
Ja, Kankū war G. Funakoshis Lieblings-Kata, und sie war/ist die zentrale „fortgeschrittene“ (unbewaffnete) Kata des Shōtōkan-Ryū. Dies bezieht sich sowohl auf historische als auch inhaltliche Aspekte. Es ist aber nicht (!) unstrittig, dass die Pinan-Serie (Heian) auf der Kata Kūshankū (Kankū) beruht. Einige Leute haben sich zu erklären versucht, wie genau A. Itosu (1831–1915) die Pinan-Serie zusammenstellte, und ihnen erschien dann diese Erklärung gut genug. Allerdings ist diese Erklärung ebenso lückenhaft wie z. B. die Annahme, das Jion, Jitte und Jīn (Shōkyō) derselben Quelle entsprängen. Zu den geschichtlichen Hintergründen der Kata Kankū und Heian liefere ich viele Informationen in meinem Shōtōkan Band I, S. 77 ff., S. 137 ff. und 141 ff. und würde bitten, dort nachzuschlagen.
Die zwei Hauptgründe dafür, dass Ten no Kata und die Taikyoku-Serie heute weniger verbreitet sind, sind historischer Natur. Zunächst haben G. Funakoshi und sein Sohn diese Kata nicht überall gleich gelehrt. Z. B. gehörte sie in einem Universitätsklub zu den Kata, die G. Fuankoshi in seinem Unterricht dort selbst am meisten betonte, während derselbe G. Funakoshi sie an anderen (älteren und etablierteren) Universitätsklubs nicht lehrte. Das liegt an der relativ späten Veröffentlichung dieser Kata. Es gab also Schüler, die sie nicht kannten (ganz ähnlich wie bei den Stock-Kata). Der zweite Grund ist, dass einige der Senior-Schüler von G. Funakoshi, die sie im Zeitraum ihrer Veröffentlichung nicht gelernt hatten (wegen Abwesenheit im Zweiten Weltkrieg o. ä.), diese „neuen“ Kata nicht akzeptierten und sie schon gar nicht von jüngeren Schülern lernen wollten. Diese Unkenntnis und dieser Unwille führten dazu, dass heute vielen das echte technische Konzept des Shōtōkan-Ryū entgeht …
Grüße,
Henning Wittwer





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