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Teils-teils :-) Mein Großvater wurde in Budapest 1945 von Russen gefangen genommen und war irgendwo in der Sowjetunion in Kriegsgefangenschaft. Dort war er mit japanischen Soldaten interniert.
Wie ich nun gelesen habe, hat die Sowjetunion zwei Tage nach dem Abwurf der ersten Nuklearwaffe auf Hiroshima Japan noch schnell den Krieg erklärt und dann mehr als eine halbe Million Kriegsgefangene "gemacht", die teilweise auch in Lagern in Europa (z.B. Ukraine) gelandet sind.


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Aber und jetzt kommt das große ABER, die hatten kaum was zu Essen und viele sind verhungert. Meiner Mutter hat er wohl erzählt, dass ein gefundener toter Vogel ein kulinarisches Highlight war und teilweise auch Kannibalismus im Lager vorkam. Daher glaube ich auch nicht, dass man hier mal eben ein bisschen Kampfkunst vermittelt hat. Man war eher damit beschäftig sich nicht zu Tode zu arbeiten oder zu verhungern. Aber Kontakt zu Japanern gab es - wenn auch nicht in Deutschland ;-)
in Kasachstan haben die nach dieser Quelle später durchaus Go, Baseball und ähnliches gespielt.


Nach dem zweiten Jahr wurde ein Gehaltssystem innerhalb der Lager eingeführt. Die Gefangenen erhielten etwa 100 Rubel pro Monat und konnten mit diesem Geld in der Stadt auf Basaren einkaufen. Als die Japaner neben dem Gehalt auch Freizeit zugeteilt bekamen, stieg das Interesse an der Beschäftigung mit Kunst und Kultur. Beispielsweise wurden im Lager im damaligen Alma-Ata (heute Almaty) der Verein „Aratau Haiku-Gruppe“ (Haiku ist eine traditionelle japanische und gleichzeitig die kürzeste Gedichtform der Welt) und im Lager in Karaganda ein Baseball-Club gegründet. Überdies wurden aus Holz Spielsteine für Gō (ein japanisches Brettspiel) und Mah-Jongg (ein chinesisches Gesellschaftsspiel) hergestellt. Besonders beliebt war es, selbst Instrumente zu bauen und damit zu musizieren oder zu schauspielern.

Es wurde auch ein Klavier repariert, das in der Nähe des Lagers gefunden worden war. Dadurch etablierte sich nach einiger Zeit die Tradition, in den Lagern Konzerte, Ballettstücke oder Schauspiele aufzuführen, was zu einer Verbundenheit zwischen den Soldaten unterschiedlicher Nationalitäten führte.