Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht würde ich es mal ausdrücken mit dem berühmten "panta rhei", alles ist im Fluss. Sehr unwahrscheinlich, dass heutzutage noch Systeme unterrichtet werden wie vor hundert Jahren oder mehr. Jeder Mensch prägt sein Umfeld bewusst oder unbewusst. Gerade auf Karate bezogen wird im Lernweg des Shu-Ha-Ri ja auch explizit gefordert, die Kunst dem selbst anzupassen und nicht umgekehrt. Unwahrscheinlich, dass Lehrer auf höheren Stufen da nicht auch abändern, interpretieren und anpassen. Zumal es durchaus üblich ist, wie Kanken ja auch schrieb, chinesische Stile als Ergänzung zu trainieren. Ich weiß, dass in der IOGKF einige Instructoren auch im Bereich GongFu aber auch im MMA unterwegs sind. Mein Sensei ist TaiJi/QiGong Lehrer und CSW Instructor. Mit ziemlicher Sicherheit lassen die auch Elemente davon in ihr Karatetraining einfließen. So kenn' ich es zumindest aus dem eigenen Training. Ich würde also nicht behaupten, dass wir mit unserem Goju-Ryu unverfälschtes Okinawa-Ti trainieren. Dennoch gibt es bestimmte Trainingsprinzipien, Methodik und Didaktik, die beibehalten werden und charakteristisch für unseren Stil sind. Makiwara, Hojo Undo etc. pp.
Ich benutze den Terminus Okinawa-Karate zumeist als Synonym für Nicht-Versportlichtes/Nicht-Wettkampfkarate, mithin also für Stile, die ihren Fokus explizit im Bereich Selbstbehauptung/Selbstverteidigung sehen. Und die haben ihre Ursprünge nicht nur, aber eben häufiger auf Okinawa als auf der japanischen Hauptinsel.





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