
Zitat von
Klaus
es gibt unterschiedliche Schwellwerte ab welchem Energieüberfluss deutliches Übergewicht entsteht, bei mir lag das sehr hoch und ich konnte bis ca. 45 essen was ich wollte - danach aber nicht mehr
- wenn man diese individuelle Grenze überschreitet nimmt man an Fett zu, quasi unbegrenzt
so was soll das denn jetzt heißen?
Es gibt also ein Energiedefizit, da nimmt man ab.
Es gibt ein Energiegleichgewicht, da hält man sein Gewicht.
Und wenn man über einem (individuellen) Schwellenwert des Energieüberschusses ist, dann nimmt man Fett zu...
Da frage ich Dich: was passiert denn zwischen dem Energiegleichgewicht und dem Schwellenwert?
Bleibt da der Fettanteil gleich, trotz Energieüberschuss?
Wo geht denn der Energieüberschuss hin?
Was ist damit gemeint?
KH-Speicher?
Muskelaufbau? 

Zitat von
Klaus
- diese individuelle Grenze langfristig und ohne jede Reaktion trotz Unzufriedenheit zu überschreiten liegt nicht an der Gesellschaft, an den Genen, am Bundeskanzler, an Niko Kovac, Jogi Löw, Donald Trump, Sarah Sanders oder dem Papst, sondern an der eigenen Unfähigkeit irgendein Verhalten auch nur im leisesten zu ändern
- die Umsetzung dieser Verhaltensänderung ist aufgrund der Nebenwirkungen nicht einfach, und funktioniert nicht immer auf Anhieb
Die Behauptung dass jemand, der mal über längere Zeit zunimmt, grundsätzlich zu keiner Verhaltensänderungen fähig ist, ist falsch.
Die wenigsten Leute nehmen einfach kontinuierlich zu und selbst wenn sie es täten, obwohl sie sich damit nicht wohl fühlen, heißt das nicht, dass die Totalversager der Selbstwirksamkeit, wären nur weil es mit der Gewichtskontrolle nicht klappt.
Viele Dicke, die es tatsächlich stört, haben eine Diätkarriere hinter sich. Der Jojo-Effekt existiert tatsächlich.
Siehe auch meinen Verweis auf "kontrollierte Esser" in Beitrag #72 (unter dem Zitat von Chris)
oder diese Rezension des (nicht nur hier) von Ripley empfohlenen Buches:
Die Frau Hermann hat in sechs Monaten 45 kg abgenommen, indem sie nur 500 kcal pro Tag zu sich genommen hat. Das kann jeder. Also…jeder, der es schafft, sechs Monate lang täglich von nur 500 kcal zu leben. Und wohl so ziemlich jeder, der so ein Programm durchhält, wird dabei einen substantiellen Anteil seines Gewichtes verlieren. Das dürfte völlig unstrittig sein. Trotzdem hat die Frau Hermann zur Sicherheit ein Buch darüber geschrieben, um uns noch einmal davon zu überzeugen, dass es so ist.
Die Frau Hermann schafft viele Dinge, die den meisten Menschen nicht besonders leicht fallen. Sie hat es geschafft, sehr viel abzunehmen (von 150 kg auf ca. 65 kg) und schafft es momentan (vermutlich), ihr aktuelles Gewicht zu halten. Ganz so einfach ist es offenkundig auch für sie nicht - das beschreibt sie sogar in ihrem Buch. Aber sie ist vermutlich sehr viel besser darin, dauerhaft und im Hinblick auf Gewichtskontrolle prekär zu essen, als die meisten anderen. Die Strategien, die sie dazu anwendet, dürften allerdings so ziemlich all ihren LeserInnen bereits vertrauter sein, als ihre eigenen Dehnungsstreifen. Das liegt daran, dass man genau diese auch so gut wie jeder Frauenzeitschriftt, die zwischen 1979 und 2009 erschienen ist, hätte entnehmen können
[...]
Dass (fast) all ihre Diättipps älter sind, als die Mutter von Gott, ist der Frau Hermann, die sich ja offenbar gerade erst durch einen Nebel von irreführenden "Fettlogiken" gekämpft hat, augenscheinlich unbekannt. Dass Generationen von Frauen bereits an der Umsetzung gescheitert sind, wäre ihr vermutlich egal. Da ist es sicher auch unerheblich, dass z.B. Weight Watchers bereits seit 1997 als Folge einer Auseinandersetzung mit der Federal Trade Commission in den USA ihrem Kleingdruckten den Hinweis “For many dieters, weight loss is temporary” (Für viele, die Diät machen, ist die Gewichtsabnahme vorübergehend) hinzufügen müssen.
[...]
Das Bemerkenswerte an dem Buch der Frau Hermann ist also nicht das darin dargelegte Rezept zur Gewichtsabnahme, garniert mit den gängigen Todesdrohungen und Ermahnungen, sondern vielmehr die Tatsache, dass die dicke Frau Hermann offenbar ihre prägenden Jahre auf einem völlig anderen Planeten verbracht hat, als der Rest von uns. Sie lebte auf dem Planeten der „Fettlogiken“, auf dem offenbar ganz andere Vorstellungen über die Gefährlichkeit und das generelle Schlechtsein von Dicksein herrschten, als hier. Auf ihrem Planeten war man der Ansicht, dass es möglicherweise gar nicht so schrecklich ungesund ist, einen BMI über 24 zu haben und dass es ganz und gar nicht einfach noch womöglich überhaupt sinnvoll ist, sein Gewicht durch Diäten langfristig mehr oder weniger stark zu reduzieren. Anders als alle anderen, musste Sie sich erstaunlicherweise erst mühsam und durch eigene Kraft die Überzeugung erarbeiten, dass man als Dicke dem Tode geweiht und selbst daran Schuld ist, aber diesem durch eiserne Disziplin, ersatzreligiöses Kalorienzählen und möglichst viel Sport dann doch noch von der Schippe springen kann. Und bitteschön auch ethisch dazu verpflichtet ist, dieses zu tun.
Wir wussten das alles schon immer. Denn diese Überzeugungsarbeit haben für den Rest von uns selbstverständlich die Medien, die Mütter, die Ärzte und wer weiß noch alles ganz ohne unser Zutun erledigt. Körperbezogene Schuld und Angst und Diätbereitschaft haben wir sozusagen in die Wiege gelegt bekommen. Ich hätte gern die Adresse des Planeten, auf dem die Frau Hermann einst lebte. Da will ich nämlich auch hin.
http://candybeach-editorial.blogspot...inden-von.html
Geändert von Pansapiens (03-03-2019 um 06:20 Uhr)
Don't armwrestle the chimp.