Natürlich ist ein unkooperativer Partner ein wichtiger Maßstab für etwaige Bemühungen um modifizierte Bewegungen - und auch ein Sparring gehört dazu. Ich kann ja nur für mich sprechen: Wenn man an Leute kommt, die man testen will und man sich nicht kooperativ hinstellt, sondern wirklich den anderen bezwingen will und der es mühelos schafft, dich mit minimaler Berührung umzuhauen, dann ist das - zumindest für mich - beachtlich, also wenn alle Parameter, von denen man glaubte, sie seien relevant für einen Kampf, hinfällig werden, weil sie einfach nicht mehr funktionieren, ist das eine spannende Erfahrung.

Ich übe seit über 17 Jahren Kampfkunst habe selber auch schon vieles gesehen, erlebt, gelesen, geübt usw. Daher kann ich auch verstehen, wenn es zu Missverständnissen kommen kann. Das Ding ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat, dann neigt man dazu, etwas, was ein anderer erzählt und was man eben noch nicht persönlich erfahren hat, in die Muster des "alten Wissens" zu packen. Es ist also nicht wirklich was Neues, sondern man kategorisiert das Gelesene oder Gehörte anhand bestehender kognitiver Schemata in das bekannte Welt- und Menschenbild. Erst durch eine unmittelbare Erfahrung weiß man sofort: "Ok. Da gibt es etwas, was bisher gar nicht Teil meiner Wirklichkeit war." Und dann kann man dem nachgehen oder man lässt es bleiben und bleibt beim "Alten".

Ds freie Setting ist selbstredend eine Notwendigkeit der Überprüfung! Gerade wenn es ernster zur Sache geht und man tatsächlich eine bestimmte Sache nicht zulassen will ... das ist schon wichtig. Gleichzeitig ist es - zumindest für mich - wichtig, überhaupt erstmal zu gucken, was passiert - und das geht nicht, wenn ich - salopp gesagt - in den Boxring steige, um mich behaupten zu müssen. Dann kann ich vielleicht gewinnen, aber gelernt habe ich nix. Oder anders: Wenn ich mich mit jemandem zum Hauen treffe und der ist mir weit überlegen und es geht dann nur darum, dass beide gewinnen wollen, dann kommt nix bei rum: Der Überlegenere wird der Wahrschienlichkeit nach siegen und ich, der Unterlegene, würde verlieren. Damit ist also null Erkenntnisgewinn. Wenn man sich aber ebenbürtig begegnet, egal wie weit die Erfahrungsvorsprünge auseinanderliegen, dann kann der Fortgeschrittene vielleicht noch was vom Anfänger lernen und umgekehrt. Das geht nicht, wenn man nur bemüht ist, nicht getroffen zu werden und selber möglichst viel zu treffen.