Ein wirklich spannendes Thema. Es regt zum sich Beschäftigen und Nachdenken an. Möglicherweise machen wir etwas nach weil wir glauben das es so ein müsste, da wir es nicht besser wissen und nennen es Tradition.
Es wird uns ja auch oft genaug suggeriert. In Japan sind alle höflich, verbeugen sich ständig, sind freundlich, lächeln immer, achten Hirarchien und so weiter. Das ist für viele Grundwissen aus Japan und um dann japanisch zu erscheinen, weil wir machen ja nun mal eine solche Kampfkunst, packen wir all unser bekanntes Wissen aus Japan da rein und dann geht die Verbeugerei und übertriebene Höflichkeit los.
Für viele geht das so weit, dass sie sich vor jedem Zusammentreffen verbeugen, ein "Oss" (Ich finde das einfach nur gruselig) rausbringen sich noch mal verbeugen noch ein "Oss" und dann zwei drei Techniken machen und dann kommt der nächste und noch ein "Oss" und so weiter. Tradtion eben? Nein, keineswegs meiner Meinung nach.
Sicherlich hat man sich auch auf Okinawa begrüßt, auch recht herzlich und sich zueinander verbeugt. Vielleicht auch noch vor den Ahnen, aber das war es dann auch schon, dann wird geübt. Der Beflissene wird dann noch maximal ein "hi" für ja, oder ja verstanden rausbringen. Aber meistens wird geübt. In kleinen Gruppen, alleine und unter Beobachtung des Meisters oder eines höheren Schülers. Jetzt kann man über die Tratitionen, welche da stattfanden nachsinnen und überlegen, was sinnvoll ist um in das eigene Training übernommen zu werden. Und dann wird geübt. Nach wessen traditionellen Vertändnis auch immer. Ihr merkt schon die Absurdität dessen, was der eine oder Andere fabriziert und vor allem als Tratidion bezeichnet. In sofern machen wir alle traditionelles Karate oder traditionelles Verbeugen mit Karate oder traditionelles Karate mit Verbeugen oder traditionelles Bewegungen, welche aussehen wie Karate, was auch immer und wen wir auch immer nachahmen.
mit tradtionellem Gruß
Yamazuki
Geändert von Yamazuki (22-11-2019 um 07:59 Uhr) Grund: noch mehr traditionelles reingebracht
1. Definiere "traditionell" - wird Dir nicht gelingen, weil jeder unter "traditionellem Karate" etwas anderes versteht
2. Definiere "Shotokan" - dito, können sogar die Stiloberen nicht (wollen sie es definieren? Da ist viel Politik mit drin)
3. Schreibt Gibukai in seiner Replik schon fast alles
4. Wäre es schön, wenn ich als Trainer im Vorraum sitzend und auf den Trainingsbeginn wartend, von auch nur 10 % meiner Kinder beim Betreten der Schule mit einem "Hallo", "Servus" oder wenigstens einem Kopfnicken begrüsst werden würde - da das zu Hause nicht mehr den Kindern beigebracht wird, muss man zwangsläufig im Dojo Rituale einführen, also
5. Macht es Sinn, wenn die Kinder durch das Begrüssungs-Ritual zur Ruhe kommen und wenigstens hier lernen, etwas Respekt für andere zu zeigen (Hat jemand ein besseres Ritual als das im Karate übliche, möge er es mich wissen lassen - solange ich nicht mit der Hand auf der Brust die amerikanische Hymne singen muss, nbin ich offen für Alternativvorschläge)
ja, habe ich, selbst beginnen und die Kinder begrüßen, denn sie ahmen das nach, was wir "Erwachsenen" vormachen. Wenn sie nur im Dojo "sogenannten Respekt" zeigen, werden sie es nur dort tun. Konfuze sagt : Willst du das Land ändern ...
immernoch mit tradtionellem Gruß
diesmal "Grüß Gott" an Chrisdz
Yamazuki
Also, ich mag das eigentlich, dass es so einen festen Rahmen und feste Rituale gibt. Das hilft mir, eine klare Grenze zwischen Alltag und Training zu ziehen und mich besser zu konzentrieren. Es schafft sozusagen einen eigenen Raum für das Karate-Training. Außerdem bin ich super interessiert an Fremdsprachen und freue mich über die paar Brocken Japanisch, die man so quasi automatisch lernt udn freu mich immer tiereisch, wenn ich beim Anime-gucken dann mal ein Wort wiedererkenne. Insofern würde mir etwas fehlen, wenn die ganzen "reis" und die "oss" wegfielen (wobei ich zugebe, dass das mit dem "oss" beim Kyokushin schon ein bisschen inflationär ist).
Jetzt habe ich mal nachgefragt ... in Japan werden diese Ausdrücke, wie "Oss" oder "hi" ehr weniger verwendet. Der Japaner macht das was ihm aufgetragen wurde ohne Widerworte.
In den Kampfkünsten wird das "Oss" schon ehr verwendet, wohlgemerkt in japanischen Do Arten. Im Keno (ja, im japanischen Dojo dort) zum Beispiel. Das Oss kommt aus der Samurai Ecke (Kyōto) und ist ein selbstmotivierendes "auf gehts", "machen wir", "los jetzt" oder ähnlich, nur um den Sinn zu verstehen.
In so fern, wer es sagen möchte ... gut. Meiner Meinung nach gehört zum Lernen der Sprache auch das verstehen. Ich kann aber auch einfach nur sagen "watashi wa ko hi o nomi mazu" und je nachdem wie ich es ausspreche, bin ich der einzige? Der Kaffee trinkt? Lustig die Japaner.
Gruß
Yamazuki
Geändert von Yamazuki (22-11-2019 um 08:46 Uhr)
Ja das alte Thema das um Traditionen kreist.
Abseits der japanischen Karate Diskussion , hier ein Artikel über Traditionen auf den Ryu Kyu Inseln(Okinawa).
http://ryukyu-bugei.com/?p=2245
Zitat von Miyagi Chōjun“The current study of Karate is as we don’t have a light in the dark; it is like going blindly.”
Geändert von Huangshan (22-11-2019 um 09:54 Uhr)
Ich denke man muss sich auch die Frage stellen wie wichtig ist die Tradition für das rein technische Üben einer Kampfkunst? Macht Sie die Kampfkunst besser?
Ist eine schwierige Frage finde ich. Einerseits kann man von dem Kopieren von bestimmten japanischen Verhaltensmunster natürlich die Trainingsdisziplin aufrecht erhalten was wichtig für den Trainingsbetrieb ist.
Allerdings könnte man die Disziplin auch mit unseren westlichen Maßstäben aufrecht erhalten wenn man den wollte.
Finde auch irgendwie, dass Riten die man einfach kopiert ohne zu wissen was man Tut irgendwie keinen Wert haben. Die Leute machen mit, weil man es eben so macht, aber sie machen nicht wirklich Gedanken darüber warum das so ist. Für viele gehört es eben einfach zum Karate dazu, genauso wie die Anzüge und die bunte Gürtel.
Es hilft einem aber nicht die Kampfkunst besser zu verstehen ohne sich mit den geschichtlichen Hintergründen zu beschäftigten. Da kommt es stark auf den Trainer an wie wichtig ihm die Geschichte ist..
Es geht nicht ohne, schon weil man fürs Kämpfen fokusiert sein muss. Beim modernen Fechten stellt man sich auch auf und beginnt konzentriert das Training, lässt den Alltag draußen. Man begrüßt sich bevor man mit einer Waffe aufeinander los geht. Vor dem Startsignal wird nichts gemacht nicht dass einer noch mal die Schutzkleidung lüftet weil ihm das Haar reinhängt oder ähnliches...
Das zieht sich so durch, die Rituale helfen dabei bei der Sache zu sein und nicht wie beim Autofahren das Smartphone am Ohr, die Kippe im Mund und sich mit einer Hand im Schritt kratzend darauf zu spekulieren dass der andere schon für einen mitdenkt.
Beim Karate im Prinzip dasselbe. Mit Asien, Japan etc. hat das weniger zu tun als mit einem vernünftigen wünschenswerten Miteinander um sich nicht zu verletzen weil man nicht aufpasst.
"Ich habe alle diese Degen selbst geschmiedet und übe täglich acht Stunden mit ihnen, um einen Piraten töten zu können." "Du brauchst dringend ein Mädchen mein Freund!" (Fluch der Karibik)
@yamazuki:
dazu hätte ich gern eine zitierfähige quelle ...Das Oss kommt aus der Samurai Ecke (Kyōto) und ist ein selbstmotivierendes "auf gehts", "machen wir", "los jetzt" oder ähnlich, nur um den Sinn zu verstehen.
Hi,
Zum Thema Oss:
https://www.karatebyjesse.com/meaning-oss-osu-japanese/
https://japanese.stackexchange.com/q...f-oss-osu-ossu
http://the-martial-way.com/history-of-osu-oss/ <---- Der erwähnt zumindest Yamamoto Tsunetomo, den Verfasser des Hagakure
Gruß
Alef
Nö. ;-)
Ich rede mit Menschen aus Japan, die dort leben und gelebt haben, praktisch des Deutschen Mächtig sind und mit denen ich mich austausche. Dazu wird es mit Sicherheit keine eindeutige Quelle geben. Vielmehr ist das so wie mit dem 80er Jahre Sprachen "geil", "das fetzt voll ein" oder wenn wir und damals gegrüßt haben, dann einfach nur "Gruß". Wo kommt das alles her? Wer weiss das schon, es gibt maximal Annäherungen, wenn überhaupt. Es ist da und hat eine Bedeutung. Es gibt also einige Japaner, welche die Meinung vertreten, dass dies die alten Samurei gesagt haben [könnten].
Weniger unkritsch denke ich ist die Bedeutung dessen. Darüber habe ich mich ebenfalls mit dem jenen welchen ausgetauscht, der selbst in einem Dojo Kendo geübt hat, in Japan. Er hat neben der Fähigkeit die Sprache zu sprechen, auch die Kenntnis der Bedeutung, zumindest in dem Umfeld da. Vielleicht ist es ja in anderen Provinzen anders, wer weiss.
Geändert von Yamazuki (22-11-2019 um 15:26 Uhr) Grund: Umlaute korrigiert
What you do speaks so loudly that I cannot hear what you say.
-Ralph Waldo Emerson-
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