Okay, ich versuche jetzt noch ein letztes Mal die Leute zu erreichen, die das ganze Thema mit einer gewissen Nüchternheit und fernab von Fanboy- oder Hater-Allüren betrachten können.
Zunächst, was war meine Aussage: meine Aussage war, dass Bruce Lee beabsichtigte, seine Schnelligkeit gegenüber Vic Moore zu demonstrieren. Es ging hier nicht um´s Kämpfen, es ging um ein singuläres Attribut. Das Ganze kann als Spiel betrachtet werden, denn viel mehr ist es nicht.
Habe ich behauptet, dass Bruce Lee ein überlegener Kämpfer war? Ähm ... nein, ich wüsste nicht an welcher Stelle. Ich bin absolut davon überzeugt, dass Bruce Lee technisch und athletisch vielen anderen Kampfkünstlern seiner Epoche überlegen war, aber ob er auch ein überlegener Kämpfer gewesen wäre, werden wir nie erfahren.
In diesem Zusammenhang würde ich auch den Satz von Oliver T: "Denn um ein guter Kämpfer zu sein, braucht es mehr als Athletik und gute Technik." jederzeit unterschreiben.
Aber man muss auch sagen, selbst wenn Bruce Lee nun keine Vollkontaktturniere bestritten hat ... ja klar, es gab noch kein MMA, aber dafür Boxen und Ringen ... so war er stets auf der Suche nach der Wahrheit, nach dem authentischen Wesen der Kampfkunst. Bruce Lee liebte Boxen, war Schulboxmeister (okay, da wird man jetzt sagen: Kinderkram), hatte sicherlich in seiner Jugend auch echte Straßenauseinandersetzungen (jaja ... die berüchtigten Rooftop-Fights ... ungefähr so ähnlich wie ne Schlägerei in Berlin-Kreuzberg, nur nicht ganz so primitiv), hatte das Kampfkunsttraining in der Breite revolutioniert ... weg vom kontaktlosen Sparring und Formenlauf hin zum Training mit Schutzausrüstung und Kontakt (jaja ... Sparring mit Schutzausrüstung gab es schon im alten Okinawa und wahrscheinlich noch viel früher, aber Bruce Lee war eben im 20. Jahrhundert ein Vorreiter, indem er arrogant war, mit der tradierten Kampfkunstinzucht brach und viele Dinge zum Standard hat werden lassen, die Ihr alle heute trainiert), war stets für Cross-Training offen ... trainierte mit Judo-/Ringerlegende Gene LeBell (jaja ... Bruce Lee war so arrogant, dass er sich von Gene LeBell Grappling beibringen ließ, Einflüße die auch sein und das heutige Jeet Kune Do geprägt haben) ... to be continued.
Will heißen, Bruce Lee war realistischer und kämpferischer drauf als viele Gi-Träger, Kung-Fu-Anzugträger und sog. Meister seiner Zeit. Warum hat er dann nicht den von Euch ersehnten Beweis seines Kämpfertums angetreten und sich irgendwo im Ring die Fresse kaputtschlagen lassen, damit die KKB-Nachwelt befriedigt ist? Naja, der Mann war erfolgreicher Kampfkünstler, Kampfkunstlehrer, Schauspieler und Familienvater ... manche Leute würden sich wünschen, sie könnten bei all den Aktivitäten nur ein Drittel seines Trainingspensums absolvieren ... und ja, wenn man in diesen ganzen Dingen etwas erreicht hat ... geht man dann in den Ring, nur um ein paar Schaulustigen etwas zu beweisen? Natürlich nicht. Würdet Ihr auch nicht tun ...
Daher werden wir nie wissen, ob er ein Kämpfer war oder hätte sein können. Was wir aber wissen, ist, dass der Mann Kompetenzen hatte ... und eben auch jede Menge Schnelligkeit.
Okay, Vic Moore hat zwei Schläge von Bruce Lee in einem Speedtest abgewehrt ... eine ordentliche Leistung und die soll man ja jetzt auch würdigen ... eine ordentliche Leistung, da Vic Moore Bruce Lee offenbar im Millimeter-Bereich und unter gewissen, statischen Bedingungen lesen konnte ... und nu? Was sagt das jetzt aus? Das Vic Moore ein guter Karatekämpfer war? Das Bruce Lee doch nicht so schnell war? Bruce Lee nur ein arroganter Kiffer? Wohl kaum ...
Und was Moore´s Geschichte angeht ... der Mann war nicht der Einzige, der unter Rassismuserfahrungen leiden musste ... Bruce Lee wohlgemerkt auch und zwar nicht nur durch weiße Amerikaner, ja. Zudem war die komplette, chinesische Community (die nicht weniger rassistisch war) angepisst, weil er mit Kung-Fu-Traditionen brach und die "Gwailos" unterrichtete. Aber Bruce Lee hat jetzt deshalb nicht herumgeheult und irgendeine Bewegung gegründet ...





Mit Zitat antworten