
Zitat von
shinken-shôbu
Ich finde ein angebliches (oder weißt Du mehr?) Unvermögen Bruce Lees hinsichtlich "Realkampf" anzunehmen wäre genausowenig evidenzbasiert wie die Annahme eines angeblichen(?) Vermögens Bruce Lees. Wie hier schon mehrere Nutzer festellten, wird man letztlich im Nachhinein nicht mehr wirklich feststellen können, ob Bruce Lee auch im echten Kampf der "Real deal" gewesen wäre. Es ist sicherlich unstrittig, dass er einige Attribute entwickelt/weiterentwickelt hat, die in einem echten Kampf sicherlich nicht zum eigenen Nachteil gereichen. Inwieweit diese dann aber auch wirklich von Lee hätten zur siegreichen Anwendung gebracht werden können....who knows.
Nicht vergessen sollte man m.A.n. auch, dass Lee halt auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort gelebt hat, was einer möglichen Legendenbildung sicherlich recht förderlich gewesen sein könnte. Hey, selbst als ich Ende der 1980er mit KK anfing, dachte man hier bei uns teils wirklich noch, dass Ninja aus dem Stand heraus rückwärts drei Meter hoch auf einen Baum springen können und Shaolinmönche nahezu unbesiegbar seien.
Fakt ist, dass Bruce Lee mit seinen Filmen (die ich immer schon als recht albern empfand, Geschmäcker sind halt verschieden) usw. zumindest eine große Menge erreichen konnte und viele Leute nicht zuletzt eben auch deshalb überhaupt erst mit Kampfkunst anfingen. Fast alles, was darüber hinaus geht ist m.A.n. schlichtweg von den eigenen Vorstellungen und Wünschen genährte Spekulation, egal ob Bruce Lee nun überzeugt als Flasche oder Supermeister hingestellt wird.
Für Japan gibt es als - zugegeben superaltes - Gegenstück den berühmten Schwertkämpfer, ja sogar "berühmtesten Samurai Japans", Miyamoto Musashi. Dieser ist das Paradevorbild vieler heutiger Schwertkampfkünstler. Auch hier gibt es neben der fiktionalen Figur, welche durch den Romanautor Yoshikawa im 20. Jhdt. in Japan und später weltweit bekannt wurde noch eine reale Person, über deren TATSÄCHLICHES Kampfvermögen aufgrund schlechter Quellenlage mehr oder weniger fast nichts bekannt ist. Sogar Yoshikawa selbst äußerte Unverständnis darüber, dass seine fiktionale Figur mit der realen Person verwechselt wird. Fakt ist auch hier, dass die Figur des Musashi aber - dank Yoshikawa - schlichtweg zur rechten Zeit ins Licht der Öffentlichkeit trat, um den Run auf die asiatischen Kampfkünte eifrig zu befeuern und Begehrlichkeiten zu schüren.
Ich selbst bin ja nun "leider" in einer recht jungen Koryû, deren Gründer tatsächlich auch nachgewiesernermaßen ein guter Kämpfer war. Mir brächte es aber nichts, wenn wir nicht auch heute noch entsprechend trainieren würden (in vielen Koryû ist Kämpfen entgegen der historischen Gegebenheiten ja leider völlig verpönt). Ich kann mir für das - echte oder nur herbeiphantasierte - Können irgendeines verblichenen Meisters/Lehrers eines Stils absolut gar nichts kaufen, wenn ich selber eine Flasche bleibe (egal ob auf Form, Übungskämpfe, echte Duelle oder was auch immer bezogen). Insofern bin ich bei diesem Punkt ganz bei Frank, für den wichtig zu sein scheint, was er für sich persönlich JETZT aus dem ziehen kann, was er lernt.